Als der Niederländer vor eineinhalb Jahren nach seiner Leihstation beim VfL Osnabrück vom FC Barcelona verpflichtet wurde, galt er in der Branche als intensiver Dauerläufer zwischen beiden Strafräumen - aber als wenig torgefährlich und ausbaufähig beim letzten Pass. Seitdem ist viel passiert beim 22-Jährigen. In seiner Premierenspielzeit an der Elbe standen fünf Ligatore plus einem Treffer im Relegations-Hinspiel bei Hertha BSC (1:0) und zwei Assists, nun stehen bereits nach etwas mehr als der Hälfte der Spielzeit sechs Tore und drei Vorlagen in seiner persönlichen Statistik.
Für Tim Walter kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit. "Ludo ist torgefährlicher geworden, weil er gut zuhört", sagt der Coach, "er ist sehr willig und bringt eine sehr große Bereitschaft mit." Vor allem die, an seinen Defiziten zu arbeiten.
Reis ist fraglos ein Musterbeispiel für die Entwicklung Einzelner unter Walter. Mut, sagt dieser, habe Reis schon immer ausgezeichnet, "aber jetzt geht er noch mehr in die Box, und er geht mit dem festen Willen in da rein, das Tor zu schießen. Das macht er großartig." Beim 2:1 gegen Bielefeld bedeutete ein Dribbling von Reis in den Strafraum samt Abschluss nach Hackenablage von Miro Muheim den ersten HSV-Treffer, und auch Reis begründet den persönlichen Torrekord so ähnlich wie sein Trainer: "Ich schieße jetzt einfach viel häufiger. Das fängt im Training an, da schieße ich auch mehr Tore."
Weil Reis nicht nur trifft, sondern unverändert auch die unermüdliche Triebfeder im HSV-Spiel ist, ist er bislang eine der ganz prägenden Figuren beim Zweiten und registriert den Aufschwung auch selbst: "Ich kann schon sagen, dass ich in der bislang besten Phase meiner Karriere bin. Ich fühle mich in Hamburg sehr gut, es ist mein zu Hause." Und das soll es möglichst auch über den Sommer hinaus bleiben. Seinen Vertrag hatte er im November vorzeitig bis 2026 verlängert, für den Fall des Nicht-Aufstiegs allerdings hat der Mittelfeldmotor eine Ausstiegsklausel.
In Darmstadt will Reis mit dem HSV am kommenden Samstag den nächsten Schritt Richtung Oberhaus gehen und freut sich "auf ein geiles Spiel." Klar scheint: Er selbst wird in der kommenden Saison so oder so in der Bundesliga spielen.