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So funktioniert die StarCraft II-WCS

Systeme, Entscheidungen und koreanische Dominanz

So funktioniert die StarCraft II-WCS

WCS: So läuft das wichtigste StarCraft II-Turnier ab.

WCS: So läuft das wichtigste StarCraft II-Turnier ab. Blizzard Entertainment

Die koreanische Dominanz

Die Südkoreaner dominieren seit jeher die StarCraft-Szene. Sie gewinnen sämtliche Preisgelder, auch in der nicht-koreanischen Turnierlandschaft. Spieler anderer Länder können nicht mit den Infrastrukturen, finanziellen Möglichkeiten und der eisernen Disziplin der Koreaner mithalten. Der Wettbewerb stieg in Korea im Laufe der Jahre immer weiter an. Darum zog es viele bekannte Größen wie beispielsweise Jang "MC" Min Chul nach Europa oder Amerika, wo sie dann in der jeweiligen Region die WCS spielten. Der Entwickler Blizzard Entertainment reagierte darauf und verschärfte die Regeln mit dem sogenannten Region Lock. Fortan dürfen koreanische Spieler nur noch in einer anderen Region antreten, wenn sie ein Visum besitzen. Diese Maßnahme soll die koreanische Dominanz stoppen oder eindämmen und Spieler aus den Regionen fördern. Im vergangenen Jahr noch stammten von den 16 Teilnehmern der Endrunde der WCS auf der Blizzcon alle aus Südkorea.

Das System

Die WCS besteht aus vier Hauptligen: WCS Amerika, WCS Europa sowie der Naver Starleague (NSSL) und Global StarCraft League (GSL) in Korea. Einige asiatische Länder wie China oder Taiwan spielen genauso wie Australien zunächst in einer eigenen regionalen Qualifikationsrunde. Die Sieger daraus spielen dann später um Plätze in der WCS Amerika. In Korea stellen die GSL und NSSL das Gegenstück zur WCS dar. Nach dem Region Lock mussten mehr Möglichkeiten für die Spieler vor Ort her. Das war nämlich einer der Gründe, warum es viele Spieler nach Europa und Amerika verschlug. Die GSL, die schon vor der Einführung der WCS existierte, behielt aufgrund ihrer Tradition und Reputation der Marke ihren Namen. Zudem führte Blizzard die Starleague in Zusammenarbeit mit der Korea e-Sports Association (KeSPA) und dem Sportsender SPOTV ein. Aus der früheren WCS-Korea sind nun zwei voneinander unabhängige Ligen entstanden, an denen Spieler sogar gleichzeitig teilnehmen dürfen. Die Ermittlung der Teilnehmer für die Gruppenphase unterscheidet sich in Europa und Amerika ein wenig von den koreanischen Ligen. Während Europäer und Amerikaner die Möglichkeit haben, sechs Qualifikationsrunden zu spielen, haben Koreaner jeweils in der NSSL und GSL nur einen Versuch frei. Die Gewinner ziehen in allen vier Ligen in die Challenger League ein. Dort bekommt jeder der Spieler einen Kontrahenten zugeteilt, gegen den dieser im Best-of-five-Modus antritt. Die 32 Sieger aus den Challenger-Partien ziehen wiederum in die Premier League (Gruppenphase) ein. Dabei zu beachten ist, dass ab der Gruppenphase die WCS Europa und Amerika miteinander fusionieren. Die zwei höchst platzierten Spieler der Gruppen ziehen in die Round of 16 ein. Die NSSL und GSL ermitteln allerdings separat voneinander ihre Sieger. Das ganze Prozedere wiederholt sich dann bis zur dritten und letzten Saison.

WCS-Punkte und die Rolle anderer Turniere

In dem ganzen System der WCS geht es neben dem Preisgeld und Prestige auch um die Jagd nach Punkten. Für jedes Weiterkommen in der WCS gibt es selbige auf das Spielerkonto - bei einem Sieg der ganzen Saison sind es 2000. Die 16 Spieler mit den meisten Punkten sichern sich ein Ticket zur Weltmeisterschaft auf der Blizzcon, das wichtigste StarCraft II-Turnier des Jahres. Aber auch andere Turniere haben auf die Vergabe Einfluss. Je nach Rang des Turniers gibt es eine bestimmte Anzahl von Belohnungen. So wird zwischen Premier- und Major-Turnieren unterschieden. Premier-Turniere bieten großes Preisgeld an, finden offline statt und beinhalten die besten Spieler der Welt. Darunter fallen prestigevolle Wettkämpfe wie die DreamHack, Intel Extreme Masters oder eben die WCS, GSL und NSSL selbst. Diese schütten am meisten Belohnungen aus. Major-Turniere hingegen bieten zwar auch ein gutes Preisgeld, sind aber nicht unbedingt mit den allerbesten Spielern bestückt. Die Copenhagen Games fallen unter diese Kategorie. Dementsprechend bekommen deren Sieger weniger Punkte. Die meisten deutschen Turniere, wie zum Beispiel die ESL-Meisterschaft (ESLM), gehören zu keiner der beiden Kategorien und haben folgerichtig keinen Einfluss auf die Wertung der WCS. Dafür ist das Preisgeld und die Qualität der Spieler nicht ausreichend. Eine Ausnahme gibt es: Das in Deutschland organisierte Turnier Homestory Cup allerdings genießt sogar Premier-Status und ist in Sachen Preisgeld und Qualität der Spieler ein äußerst wichtiges Turnier. Der Sieger erhält 750 WCS-Punkte.

Das neue System: So lief das Experiment bisher

Zwar ist das Spielniveau aufgrund der Weggänge vieler Top-Spieler aus Korea etwas gesunken, dafür waren die Begegnungen aber höchst interessant und unterhaltsam. Es wird sich zeigen, wie viel die Umstellung des Systems gebracht hat. Wird die Weltmeisterschaft wieder nur aus Koreanern bestehen? Die haben immerhin mit der NSSL sowie GSL gleich zwei Turniere mit gigantischer Punktevergabe (2000 für den Sieger) und sind gleichzeitig in der Lage an anderen großen Turnieren, wie der Intel Extreme Masters, teilzunehmen. Der aktuelle Punktestand spricht dafür. Aber abgesehen davon ist das neue System ein absoluter Gewinn für die Szene. Jedenfalls kehrten einige Spieler aus alten Tagen wieder zurück, um an den Qualifikationsrunden teilzunehmen. Viele europäische und amerikanische Gesichter machten sich einen Namen im internationalen Geschäft. Vor allem einige Nachwuchstalente bekamen die Chance, sich zu beweisen. Der südkoreanischen Dominanz macht das aktuell aber noch keinen Abriss: Die ersten dreißig Plätze des WCS-Rankings sind mit Spielern aus Südkorea belegt. Danach folgt der Däne Jens "Snute" Aasgaard, ehe weitere zehn Teilnehmer aus dem Land am Gelben Meer folgen. Angeführt wir die Liste aktuell von den Siegern der GSL und NSSL "Life" und "Maru".

Lars Becker

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