Bundesliga

"Mehr als lächerlich": Fan-Bündnis attackiert DFB und DFL

Ärger um Aufstockung des Etats der Koordinationsstelle der Fanprojekte

"Skandalös und mehr als lächerlich": Fan-Bündnis attackiert DFB und DFL

Fan-Proteste gab es dieser Tage vor allem in Richtung Katar.

Fan-Proteste gab es dieser Tage vor allem in Richtung Katar. imago images

Auch bei der WM in Katar wird es für deutsche Fans vor Ort wieder eine Anlaufstelle geben. Denn: Die "mobile Fanbotschaft" der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) will schnell und unbürokratisch bei Problemen helfen. Seit 1990 war die KOS bei fast allen Großturnieren vor Ort, doch ob das auch in Zukunft gewährleistet werden kann, ist derzeit unklar.

Hintergrund: Aus einer internen Mail an die 71 Fanprojekte vor Ort, die dem kicker vorliegt, ging hervor, dass die Aufstockung des Etats, der seit 2012 bei 550.000 Euro pro Jahr liegt, bisher an DFB und DFL scheitert. Die Verbände finanzieren die KOS zu je 25 Prozent, 50 Prozent trägt das Familien- und Jugendministerium. Das BMFSFJ will seine Zuwendung nun um jährlich 100.000 Euro erhöhen, DFB und DFL müssten im Sinne der paritätischen Finanzierung im Gegenzug je 50.000 Euro beitragen. "Bedauerlicherweise lehnten beide Fußballverbände mit Verweis auf ihre finanziellen Probleme ab", heißt es allerdings in der entsprechenden Mail.

In einer gemeinsamen Stellungnahme berichten BAFF (Bündnis aktiver Fußballfans e.V.), BBAG (Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft e. V.), F_in (Netzwerk Frauen im Fußball), QFF (Queer Football Fanclubs) und ProFans, dass sie den kicker-Bericht vom 30. Oktober "mit Entsetzen lesen" mussten.

Es kann nicht sein, dass sich DFB und DFL ausgerechnet in Zeiten der Krise aus der Verantwortung stehlen wollen.

Statement der Fan-Organisationen

"Die KOS ist seit nunmehr fast 30 Jahren eine vertrauensvolle Ansprechpartnerin für Fans und Fanorganisationen jeglicher Couleur", heißt es in dem Statement: "Neben der Kernarbeit als Koordinationsstelle für alle deutschen Fanprojekte haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KOS unendlich viel für die Selbstorganisationsfähigkeiten von Fans und Fanorganisationen geleistet. Sei es durch Vermittlung in Konflikten mit Vereinen und/oder Verbänden, sei es durch interne Beratungen und Hilfeleistungen." Beim "Rückgang von Diskriminierung" und der Vermittlung "verschiedener Facetten der Fankultur" habe die KOS eine zentrale Rolle gespielt.

Fanarbeit "nicht verhandelbar"

"Neben der Geringschätzung der Arbeit der KOS und damit indirekt auch der Fanprojekte, die in dieser DFB-/DFL-Entscheidung mitschwingt, ist die Begründung skandalös und mehr als lächerlich", so der Zusammenschluss: "Im September 2022 gab der DFB bekannt, im Falle eines Erfolgs bei der schändlichen WM in Katar würden die Nationalspieler 18,2 Millionen Euro Prämien bekommen. 50.000 Euro wären im Rahmen dieser Prämien gerade einmal die Summe, die jeder Spieler für den Gruppensieg bekäme, selbst wenn er keine Sekunde gespielt hätte."

Die Fan-Organisationen verurteilen die Entscheidung von DFB und DFL scharf. "Es kann nicht sein, dass sich DFB und DFL ausgerechnet in Zeiten der Krise aus der Verantwortung stehlen wollen. Wir fordern den DFB und die DFL auf, ihren Selbstverpflichtungen nachzukommen und für eine ausreichende, nachhaltige und langfristige Finanzierung der KOS und aller Fanprojekte zu sorgen." Fanarbeit sei schließlich "nicht verhandelbar".

msc