Ausgerechnet bei einer Talkrunde "Sport trifft Politik" in Hannover hatte Reinhard Grindel am Dienstag erklärt , dass die Beschwerde von Hannover 96, das wegen des nicht anerkannten Ausgleichs von Niclas Füllkrug gegen Leipzig eine Stellungnahme vom DFB forderte , unnütz sei. "Beim Abseits geht es um faktisch richtige oder falsche Entscheidungen, nicht um Wahrnehmungsfehler durch den Schiedsrichter."
Der Videobeweis habe die Fehlentscheidungen in der Bundesliga "drastisch reduziert", wenngleich Grindel zugab, die Szenen in Hannover und München (Lewandowskis Abseitsstellung vor dem 1:0 gegen Dortmund war nicht erkannt worden) nicht gesehen, "mich aber bei Lutz-Michael Fröhlich rückversichert" zu haben.
Nur wir wiederum, wir Deutschen, machen das dann nicht.
Heldt über kalibrierte Abseitslinien
Grund genug für 96-Manager Horst Heldt, am Donnerstag scharf zurückzuschießen in Richtung des DFB-Präsidenten. Zunächst hob er hervor, unter anderem mit Schiedsrichterboss Fröhlich ein "herausragend gutes Telefonat" gehabt zu haben. "Das war genauso, wie man sich das vorstellt; Meinungen zulassen und Meinungen vertreten. À la bonne heure!"
Anders als mit Grindel, dessen Auftritt in der Talksendung Heldt als "von oben herab" bezeichnete. "Das war eher setzen, sechs! Ich weiß nicht, ob man das als Funktionär so mit auf den Weg bekommt. Da habe ich mich überhaupt nicht abgeholt gefühlt, das war mein Empfinden. Vielleicht war das auch zu sensibel für mich in dem Augenblick, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass, wenn der FC Bayern so etwas geschickt hätte, Herr Grindel dann auf dem Podium auch so agiert hätte, wie er an dem Abend agiert hat." Abseits des Podiums tauschte sich Grindel jedoch intensiv mit Heldt aus.
Kalibrierte Linien? Auch da widerspricht Heldt Grindel
Dass Grindel, der am Wochenende erkrankt flach lag, die Szenen überhaupt nicht gesehen habe und dann eine Meinung vertrat, fand Heldt "bemerkenswert". Demnächst werde eine Managertagung stattfinden, der unter anderem Fröhlich beiwohnen werde - der "sicherlich der kompetente Mann sein wird, der dazu Stellung beziehen kann".
Als Themenvorschlag für diese Tagung nannte Heldt zum Beispiel die kalibrierten Abseitslinien, von denen Grindel am Dienstag behauptet hatte, die Liga habe sie bis jetzt nicht gewollt. "Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern", meinte Heldt nun. "Das Problem ist, dass sie nicht zertifiziert und damit nicht zugelassen sind. Die Italiener gehen damit anders um, denen ist es vollkommen 'wurscht' und sie agieren mit einer kalibrierten Linie. Nur wir wiederum, wir Deutschen, machen das dann nicht. Vielleicht würde dieses Hilfsmittel für alle (Schiedsrichter, Trainer, Spieler, Fans) ein wichtiges Hilfsmittel sein. Andere Nationen machen das einfach, nur wir natürlich mal wieder nicht."