Auch wenn die Saison gerade begonnen hat und erst der 3. Spieltag ansteht, ist der Spielraum für Interpretation relativ begrenzt. Nach dem Pokal-Aus und zwei Niederlagen in der Liga steht Bayer 04 gegen 1899 Hoffenheim unter massiven Erfolgsdruck. Das weiß auch Gerardo Seoane.
Der Werkself-Trainer kann am Samstag wieder auf Sechser Robert Andrich (nach Gesäßprellung) sowie Kapitän und Torhüter Lukas Hradecky (nach Rotsperre) zurückgreifen. Beides Führungsspieler, die in der jetzigen Situation besonders wichtig sind.
"Leadership ist extrem gefragt", sagt Seoane, "und es ist klar, wenn du in einer schwierigen Situation von den Resultaten her steckst, ist es viel mehr gefragt, dass man sich gegenseitig unterstützt, dass man sich pusht. Da haben Rob und Lukas Qualitäten, wie viele andere Spieler bei uns auch."
Doch ohne das Duo fehlt Bayer zu großen Teilen dieses Element - auf dem Platz und in der Kabine. Während der 90 Minuten ist es nicht nur wegen des Geräuschpegels oft schwer möglich, verbal Einfluss zu nehmen. "Wichtig ist, dass die Spieler im Vorfeld in der Kabine die richtigen Tasten treffen", betont Seoane, "andere Spieler nehmen auf eine andere Weise Verantwortung auf dem Platz, ohne viel zu reden."
Andrich kann über beide Arten der Klaviatur bedienen. Daher wird dem 27-Jährigen eine besondere Bedeutung zukommen, auch wenn er es natürlich nicht alleine regeln kann. "Wir wollen unserem Spielstil treu bleiben und trotzdem ein paar Attribute hinzufügen, die man in schwierigen Situationen braucht", erklärt Seoane, der im Training versucht hat, das gewisse Extra bei seinen Profis zu aktivieren, "nicht nur fußballinhaltlich, sondern auch von der Emotion oder der Mentalität her."
Mentalitätsmonster Andrich als Initialgeber
In einer schwierigen Phase brauche es "sicherlich den Extra-Meter, die Extra-Unterstützung für den Mitspieler. Das sind Punkte, die immer dazu gehören, aber in dem Moment etwas mehr Gewicht bekommen", so der 43-Jährige. Andrich, das Mentalitätsmonster, soll bei der Aktivierung dieser besonderen Anstrengung als Initialgeber ein entscheidender Faktor sein.
Auch Seoane hat schon unter Woche versucht, die komplette Klaviatur zu nutzen und "inhaltlich, aber auch mit den Emotionen die richtigen Tasten zu treffen". Mal einfühlsam, mal eindeutig und ohne Interpretationsspielraum. "Die wichtigsten Botschaften müssen bestimmt und klar sein und dürfen vom Ton auch mal etwas lauter sein - ohne die Grenze zu überschreiten", erklärt der Trainer, "denn wir sind alle eng verbunden, haben einen guten Spirit."
Pohjanpalo wird dem Kader nicht angehören
Die Botschaft: Bayer ist eine Einheit und kommt nur als solche aus dem Tief. Zu dieser können allerdings gleich fünf Akteure nichts beitragen. Neben den Verletzten Florian Wirtz, Amine Adli, Karim Bellarabi und Andrey Lunev wird auch Joel Pohjanpalo nicht dem Leverkusener Spieltagskader angehören.
"Bei Joel Pohjanpalo steht ein Wechsel im Raum. Deswegen werden wir ihn nicht ins Aufgebot nehmen", erklärt Seoane. Der italienische Zweitligist FC Venedig steht unmittelbar vor der Verpflichtung des Mittelstürmers. Bayer soll 2,5 Millionen Euro Ablöse und zusätzliche Boni erhalten.