Ob es nun die Rotation am Ende der ersten von vielen englischen Wochen einer langen Saison war oder die Unzufriedenheit mit einzelnen Dortmunder Profis, die Edin Terzic dazu bewog: Dass der Trainer für das Spiel gegen den VfL Wolfsburg über die die Hälfte seiner Startelf austauschte, konnte bei Bekanntgabe der Aufstellung rund eine Stunde vor Spielbeginn nur bedingt überraschen. Am Freitag hatte er es schließlich selbst bereits angedeutet: "Es kann sein, dass am Samstag einige Spieler ihre Chance erhalten werden, die zuletzt weniger zum Einsatz gekommen sind."
Spielbericht
Zusammen mit einer Umstellung im Aufbau waren die Neuen in der Startelf ein wesentlicher Grund für den zweiten Ligasieg in Folge und eine gute Reaktion auf den mutlosen Auftritt bei Paris St. Germain (0:2) am Dienstag in der Champions League. Der BVB setzte mit Ball auf einen 3+2-Aufbau: Linksverteidiger Ramy Bensebaini rückte neben die Innenverteidiger Nico Schlotterbeck und Mats Hummels, Rechtsverteidiger Julian Ryerson schob unterdessen weit nach vorne und stand dort meist auf Höhe von Jamie Bynoe-Gittens in einer Art 3-2-4-1. Unterstützt wurde der Dreieraufbau durch die beiden eher tief stehenden Sechser Salih Özcan und Felix Nmecha. So hatte der dominante BVB die Kontrolle über das Spiel und viele Anspielstationen zwischen den Linien.
Auch wenn im Transfer dieser Kontrolle in Torgefahr im letzten Drittel noch nicht alles funktionierte, die Umstellungen sorgten für Sicherheit und deutlich mehr Ruhe im Spiel. Am Ende standen eine Passquote von 87 Prozent und ein Ballbesitz von 64 Prozent, der nach der Pause auch deutlich zwingender wurde und in mehr Chancen gipfelte.
Nmecha steigert sich, Füllkrug am Siegtor beteiligt
Zudem nutzten die Neuen in der Startelf ihre Chance, auch wenn noch nicht alle an ihr Leistungsmaximum herankamen. Felix Nmecha zeigte nach dem sehr schwachen Auftritt von Paris (kicker-Note 5,5) eine Steigerung, dennoch gelang ihm gegen seinen Ex-Verein nicht alles. Auch Niclas Füllkrug ganz vorne agierte stellenweise etwas glücklos, verbrachte angesichts der massiven Wolfsburger Defensive aber die meiste Zeit des Spiels auch mit dem Rücken zum Tor und leitete so immerhin den entscheidenden Treffer ein.
Salih Özcan, dessen letzter Startelf-Einsatz von Mitte April in Stuttgart vor dem Spiel fünf Monate zurücklag, sorgte im Zentrum für Stabilität und eine gute Absicherung, auch Bensebaini machte seine linke Seite dicht und zeigte sich in der Defensive zweikampfstark und engagiert. In der Offensive versuchte es Jamie Bynoe-Gittens über seine Seite immer wieder mit Dribblings, teils auch gegen mehrere Gegner. Dem jungen Briten fehlte zwar ein Stück weit Effizienz, ein belebendes Element war er allemal.
Kehl lobt Reus
Der sechste Wechsel war sogar der Matchwinner: Marco Reus erzielte bei seinem ersten Startelf-Einsatz seit dem ersten Spieltag den Siegtreffer und war in beide Richtungen auffällig engagiert. "Marco hat das sehr gut gemacht", lobte Sportdirektor Sebastian Kehl und freute sich über die erfolgreiche Bewährungsprobe der vermeintlichen zweiten Reihe: "Die Breite im Kader gibt uns immer wieder Möglichkeiten. Es ist hart für den einen oder anderen, mal draußen zu sitzen, aber wir werden den kompletten Kader brauchen."
Und auch Angreifer Füllkrug begrüßte die erfolgreiche Rotation: "Wir haben eine sehr hohe Dichte an Qualität und Leistungsbereitschaft, die Jungs auf dem Platz haben sich das verdient." Weitere Chancen werde es ohnehin für jeden Spieler geben: "Wir haben eine englische Woche hinter uns, da werden noch viele kommen. Alle geben Vollgas in der Rolle."