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Real Madrid gegen FC Barcelona: Sechs Fragen und Antworten zum Clasico

Gibt es eine Vorentscheidung in der Meisterschaft?

Sechs Fragen und Antworten zum Clasico

Gesichter, die den Clasico prägen könnten: Vinicius Junior (li.) und Lionel Messi (Mi.). Eden Hazard fällt dagegen noch aus (re.).

Gesichter, die den Clasico prägen könnten: Vinicius Junior (li.) und Lionel Messi (Mi.). Eden Hazard fällt dagegen noch aus (re.). Getty Images

Wer gewinnt das direkte Duell?

Nicht nur weil sich Königliche und Katalanen jeweils in einer Art Übergangsjahr befinden, hatte vieles lange Zeit darauf hingedeutet, dass der souveräne spanische Meister 2020/21 Atletico Madrid heißen wird. Doch die Rojiblancos sind längst gehörig ins Schlingern geraten, ihr Vorsprung ist auf einen Punkt (vor Barcelona) beziehungsweise deren drei (vor Real Madrid) geschmolzen.

Die beiden Granden schicken sich an, Spaniens dritte Kraft noch einzukassieren - auf der Pole Position des Verfolgerrennens liegt Barça. Doch aufgepasst: Wenn der Titelkampf so eng bleibt, könnte der direkte Vergleich am Ende eine große Rolle spielen. Da wird es der Blaugrana nichts nützen, aktuell das um 16 bessere Torverhältnis zu haben als der Erzrivale, der im Camp Nou Ende Oktober mit 3:1 gewonnen hatte und auch den direkten Vergleich mit Atletico für sich entschied. Im Estadio Alfredo di Stefano heißt es für Madrid dennoch: verlieren verboten.

Dreier- oder Viererkette?

Seit der Ära Mourinho in Madrid und der Ära Guardiola in Barcelona fanden stilistisch die unterschiedlichsten Clasicos statt. Im April 2021 könnte es allerdings zu einer großen Besonderheit kommen: dass beide Teams mit einer Dreierkette antreten.

Zinedine Zidane hatte in den vergangenen Wochen immer wieder mit 3-4-3- und 3-5-2-Variationen experimentiert, beim überzeugenden 3:1-Erfolg im CL-Viertelfinal-Hinspiel gegen Liverpool - was wohl auch am Fehlen seiner besten Innenverteidiger Sergio Ramos und Raphael Varane lag - aber wieder auf ein 4-3-3 mit seinem "ewigen" Mittelfeld Casemiro, Toni Kroos und Luka Modric gesetzt.

Es ist daher gut möglich, dass der Franzose im Vergleich zum Dienstag gar keine Änderungen vornimmt. Beim FC Barcelona hingegen, wo Gerard Piqué und Sergi Roberto in den Kader zurückkehren, ist mit einer Art 3-4-3 (oder 3-5-2) zu rechnen. Mit Aufbauspieler Frenkie de Jong zwischen den etatmäßigen Innenverteidigern und Sturmspitze Ousmane Dembelé vor Lionel Messi und Antoine Griezmann kommen die Katalanen seit geraumer Zeit deutlich dynamischer daher.

Stürmt aktuell in vorderster Front: Ousmane Dembelé (#11), der zuletzt das schmeichelhafte 1:0 gegen Valladolid besorgte.

Stürmt aktuell in vorderster Front: Ousmane Dembelé (#11), der zuletzt das schmeichelhafte 1:0 gegen Valladolid besorgte. Getty Images

Wie stark ist das Liga-Barça?

2021 ließ sich der FC Barcelona (im Hinspiel) in der Champions League bereits von Paris Saint-Germain deklassieren, im Finale um den Ligapokal zog man gegen Athletic Bilbao den Kürzeren. In La Liga hat der amtierende Vizemeister allerdings seit Dezember nicht mehr verloren und 16 seiner vergangenen 19 Spiele sogar gewonnen.

Neben der Systemumstellung zahlt sich im nationalen Wettbewerb inzwischen auch Ronald Koemans Vertrauen in die Jugend aus: Außer den ziemlich gesetzten Pedri (18), Sergino Dest (20) oder Oscar Mingueza (21) gefielen zuletzt auch Ilaix Moriba (18) oder Trincao (21) - und mit Ansu Fati (18) steht der wohl begabteste Youngster dem FCB gerade nicht einmal zur Verfügung. Von der neuen Frische ließen sich auch Routiniers wie Jordi Alba, Sergio Busquets und vor allem Lionel Messi anstecken, die wieder auf gewohntem Niveau performen.

Wird Hazard ein Faktor?

Die Katalanen haben ihren Superstar also gewissermaßen zurück, während die Königlichen auf ihren vermeintlich besten Spieler - seit bald zwei Jahren - noch immer warten. Nach einer seiner zahlreichen Verletzungen ist Eden Hazard vor dem Clasico ins Mannschaftstraining zurückgekehrt.

Die fußballerischen Fähigkeiten, ein Spiel auch als Joker durch ein, zwei Aktionen zu entscheiden, kann man dem 30-jährigen Belgier, der übrigens noch keine Clasico-Erfahrung hat, nach wie vor nicht absprechen. Für einen Platz in Zidanes Spieltagskader hat es dann aber doch noch nicht gereicht.

Wer trifft für Barça?

Seine aktuelle Liga-Form sollte dem FC Barcelona keine großen Sorgen bereiten. Ein paar andere Statistiken aber schon: Clasico-Rekordtorschütze Messi war in seinen vergangenen sechs Duellen mit Real Madrid an keinem Treffer direkt beteiligt - null Tore, null Vorlagen. Auch spielerisch war der Argentinier für seine Verhältnisse meistens blass geblieben.

Noch ein ganzes Stück verrückter klingt der Fakt, dass den Katalanen die Schützen ihrer bis dato letzten elf Tore gegen den Erzrivalen am Samstag nicht zur Verfügung stehen werden: Ansu Fati ist verletzt, Ivan Rakitic inzwischen beim FC Sevilla, Luis Suarez trägt das Trikot von Atletico, Malcom das von Zenit St. Petersburg und Arturo Vidal das von Inter Mailand. Philippe Coutinho fehlt ebenfalls angeschlagen und Raphael Varane, dem ein Eigentor unterlief, befindet sich nach positivem Corona-Test in Isolation.

Vinicius Junior traf bereits gegen Barcelona - und beeindruckte Gerard Piqué (re.).

Vinicius Junior traf bereits gegen Barcelona - und beeindruckte Gerard Piqué (re.). Getty Images

Hat Vinicius Junior den Bock umgestoßen?

Auf der anderen Seite des für Madrids Lebensversicherung Karim Benzema "größten Spiels der Welt" wächst womöglich ein Clasico-Spezialist heran. Im Heimspiel gegen Barcelona in der Vorsaison hatte Vinicius Junior den entscheidenden Treffer erzielt, das Tor zum 3:1-Endstand in dieser Hinrunde brachte der Brasilianer ebenfalls mit auf den Weg.

Der pfeilschnelle Dribbelkünstler hatte die Katalanen mit seinen Antritten bereits in der Saison 2018/19 vor große Probleme gestellt, sodass Real Madrids "Chef-Kritiker" Gerard Piqué dem Flügelflitzer hinterher sogar voraussagte, "ein großer Spieler zu werden".

Wenn er will, ist er ein Phänomen.

Karim Benzema über Vinicius Junior

Gegen Liverpool hat der 20-Jährige, als dessen große Schwäche sein Abschluss gilt, per Doppelpack nun bewiesen, dass er vor dem Tor auch eiskalt sein kann. "Wenn er will, ist er ein Phänomen", sagt Förderer Benzema - der in der Liga letztmals im April 2016 gegen Barça traf.

nba