Es war, als hätte Jonjoe Kenny zu kurz geratene Rückpässe im Urlaub geübt, so präzise unpräzise kamen sie fast im Minutentakt. Vor dem Führungstor von Young Boys Bern streute der fahrig wirkende Engländer eine gründlich missratene Rückgabe ein, die Filip Ugrinic aufnahm und sogleich den einschussbereiten Berner Neuzugang Lukasz Lakomy bediente (5.).
Nur wenig später lieferte Herthas Rechtsverteidiger Kenny eine Blaupause dieser Szene - und brachte mit dem nächsten zu kurz geratenen Rückpass seinen Torhüter Tjark Ernst (20) in die Bredouille. Der rauschte beim Rettungsversuch schmerzhaft mit einem Gegenspieler zusammen und zog sich eine Prellung am rechten Fuß zu, wenige Minuten später tauschte ihn Trainer Pal Dardai notgedrungen aus. Für Ernst kam nach 23 Minuten Alexander Schwolow - und kassierte beim 2:4 in Biel gegen den Schweizer Double-Sieger noch drei Gegentore.
Keine Perspektive: Schwolow soll Hertha verlassen
Es war nach dem Leihjahr bei Schalke 04 Schwolows Comeback im Hertha-Tor. Aber eine Perspektive hat der frühere Freiburger in der Hauptstadt trotz eines Vertrages bis 2025 nicht. Schwolow, den sich die Berliner im Sommer 2020 sieben Millionen Euro Ablöse kosten ließen, nachdem ihnen Wunschkandidat Gregor Kobel (wechselte damals fest von Hoffenheim zum VfB Stuttgart und ein Jahr später zu Borussia Dortmund) nach einer Quasi-Zusage noch abgesprungen war, soll gehen.
Christensen vor Wechsel nach Florenz?
Selbst ein im Raum stehender Abgang von Herthas Stammtorhüter Oliver Christensen (24) würde daran nichts ändern. Mit dem bis 2026 gebundenen Dänen befasst sich aktuell Serie-A-Klub AC Florenz, der italienische Transferexperte Gianluca Di Marzio und der "Corriere dello Sport" berichteten zuerst darüber. Florenz sucht nach dem Abgang seines Ersatzkeepers Salvatore Sirigu (36) einen neuen Herausforderer für Stammkeeper Pietro Terracciano (33). Christensen verpasste Herthas Test gegen Bern nach Klubangaben wegen muskulärer Probleme. Seine Rückkehr ins Training ist für den Beginn der neuen Woche vorgesehen - falls nicht doch sein Blitz-Abschied dazwischenkommt.
Puzzle zwischen den Pfosten
Für den Fall, dass der WM-Teilnehmer von 2022 geht, hat Hertha längst vorgesorgt. Neuzugang Marius Gersbeck (28, KSC) würde in diesem Fall wohl als Nummer 1 in die Saison gehen, mit Youngster Ernst als Herausforderer. Sollte sich ein Christensen-Transfer zerschlagen, soll Ernst - der Sohn des früheren Bundesliga-Torwarts Thomas Ernst (Frankfurt, Bochum, Stuttgart, Lautern) - verliehen werden. Hinter Christensen, Gersbeck und Ernst hat Hertha in Robert Kwasigroch (19) und U-18-Nationaltorhüter Tim Goller (18) zwei weitere Talente am Start. Beide sollen vornehmlich in der Regionalliga für die U 23 auflaufen. Nur einer weiß, dass er weg muss, wenn’s was werden soll mit dauerhafter Praxis unter Wettkampfbedingungen: Alexander Schwolow.