Er galt im Januar-Camp in Bradenton/Florida als einer der Gewinner. Aber als es dann ernst wurde in der Bundesliga, da lief nicht nur bei Hertha BSC irritierend wenig zusammen, sondern auch bei Wilfried Kanga. Der Franko-Ivorer, den Hertha im vergangenen Sommer für knapp fünf Millionen Euro Ablöse von Young Boys Bern losgeeist hatte, war chronisch unterversorgt und wirkte in seinem eigenen Spiel zusehends gehemmt.
Kanga-Dreierpack gegen den Berliner AK
Ende Januar setzte ihn eine Zehenverletzung außer Dienst, Anfang März kehrte der Mittelstürmer ins Mannschaftstraining zurück - und im Benefizspiel gegen den Regionalligisten Berliner AK setzte er am Freitagabend mit einem Dreierpack rechtzeitig vorm Saisonendspurt eine Duftmarke. "Drei Tore sind gut fürs Gefühl. Das war ein guter Auftritt, er war eiskalt vor der Kiste", sagte Trainer Sandro Schwarz und lobte neben dem Abschluss auch "die Boxpräsenz und wie sich Willy in den Räumen bewegt hat".
Auch Lukebakio überzeugt
Später am Abend hinterließ dann ein anderer Hertha-Angreifer auf der europäischen Bühne einen starken Eindruck. Dodi Lukebakio, wie Kanga im Klub zuletzt in der Joker-Rolle, legte beim ungefährdeten 3:0-Erfolg Belgiens in der EM-Qualifikation in Solna gegen Schweden die ersten beiden Tore von Inter-Stürmer Romelu Lukaku per Flanke und Zuspiel auf und wurde vom neuen Nationalcoach Domenico Tedesco bei der Auswechslung nach 61 Minuten entsprechend geherzt.
Für Lukebakio, der unter Tedesco-Vorgänger Roberto Martinez das WM-Ticket knapp verpasst hatte, war es im fünften Länderspiel womöglich der Durchbruch im Nationalteam.
Konkurrenzkampf entfacht
Die ansteigende Formkurve von Lukebakio und Kanga kommt Hertha-Coach Schwarz vor den entscheidenden Saisonwochen gerade recht. Der Konkurrenzkampf um die beiden Plätze im Berliner Angriff, die zuletzt Jessic Ngankam und Florian Niederlechner innehatten, ist voll entbrannt. Ngankam erhielt für sein Debüt in der deutschen U21 gegen Japan (2:2) am Freitagabend unter den Augen von Bundestrainer Hansi Flick nicht nur wegen des Elfmeters, den er herausgeholt und selbst verwandelt hatte, allenthalben Lob.
Auch Stevan Jovetic, der bei Montenegros 1:0-Sieg in Bulgarien im Rahmen der EM-Qualifikation die zweite Halbzeit bestritt, bekam am Freitag wichtige Matchpraxis. Winterneuzugang Niederlechner, zuletzt im Hertha-Sturm gesetzt, hatte das Benefizspiel gegen den BAK, dessen Einnahmen den Erdbebenopfern in der Türkei zugute kommen, wegen leichter muskulärer Beschwerden im Oberschenkel ausgelassen. "Wir wollten kein Risiko eingehen. Ich geh‘ davon aus, dass Flo nächste Woche wieder einsteigt", sagte Schwarz. Er weiß: Er hat Alternativen, deren Form passt.