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Schon ab 2022/23: UEFA kippt Stehplatzverbot im Europacup

Erfolg für Fan-Initiative - Finalspiele von Regelung ausgenommen

Schon ab 2022/23: UEFA kippt Stehplatzverbot im Europacup

Banner der Initiative "Europe Wants To Stand" im Fan-Block der Bayern.

Banner der Initiative "Europe Wants To Stand" im Fan-Block der Bayern. imago images / Lackovic

Nach einem Bericht der "Sportschau", der sich mit Informationen des kicker deckt, haben sich am gestrigen Dienstag die Mitglieder des UEFA-Exekutivkomitees in einer Abstimmung per E-Mail am für die vorläufige Rückkehr der Stehplätze ausgesprochen. Am Mittwoch bestätigte die UEFA die Informationen. Demnach wird es den Europapokalteilnehmern aus Deutschland, England und Frankreich ab dieser Saison wieder erlaubt sein, in den drei europäischen Klub-Wettbewerben Champions League, Europa League und Europa Conference League Stehplätze anzubieten. Diese Regelung gilt zunächst für die Spielzeit 2022/23, soll aber bei einem Erfolg ausgeweitet werden. Dazu wird die UEFA unabhängige Experten beauftragen, die die im Rahmen eines "Beobachtungsprogramms" laufende Probephase am Saisonende analysieren und bewerten werden. Bei einem positiven Fazit soll diese dann ausgeweitet werden.

Auch den Vereinen aus Spanien und Italien wurde die Erlaubnis für Stehplätze erteilt. Allerdings wird es aus diesen beiden Ländern keinen Europacup-Teilnehmer geben, dessen Stadion über Stehplatz-Kapazitäten verfügt. Ob in Deutschland, England und Frankreich auch Gästefans werden stehen dürfen, liegt im Ermessen der Klubs.

Einführung des Stehplatzverbots im Jahr 1998

Im Jahr 1998 hatte die UEFA das Verbot für Stehplätze für Europacup- und Länderspiele eingeführt und war damit dem Beispiel des britischen Fußballs gefolgt. Auf der Insel waren Stehplätze infolge der Hillsborough-Katastrophe vom 15. April 1989 aus allen Stadien verbannt worden.

Seit längerer Zeit kämpfte die Fan-Initiative "Europe Wants To Stand" für eine Abschaffung der Stehplätze auch bei europäischen Klub-Wettbewerben. In einem offenem Brief im Frühjahr 2019 an UEFA-Präsident Aleksander Ceferin legten die Initiatoren ihre Gründe offen. So sei die Aufarbeitung der Hillsborough-Katastrophe zu dem Schluss gekommen, dass "das Vorhandensein von Stehplätzen nicht ursächlich für die Tragödien war". Zudem zeige die Erfahrung aus der Bundesliga, "dass es heute möglich ist, Stehplätze ohne Sicherheitsrisiko bei Fußballspielen anzubieten". BVB-Klubboss Hans-Joachim Watzke machte sich zuletzt persönlich bei Ceferin für die Rückkehr zu Stehplätzen stark - mit Erfolg.

Watzke appelliert an Verantwortungsbewusstsein der Fans 

"Das ist eine großartige Nachricht. Die Stehplätze sind ein wichtiger Teil unserer Fußballkultur. Borussia Dortmund hat sich in den vergangenen Jahren hinter den Kulissen intensiv für eine Erlaubnis von Stehplatztribünen in internationalen Wettbewerben eingesetzt", sagte Watzke, der sich bei Ceferin bedankte. "Alle Fans bitte ich darum, verantwortungsbewusst mit dieser Chance in der nächsten Spielzeit umzugehen."

Frankfurts Vorstandsmitglied Reschke: "Eine kluge und mutige Entscheidung der UEFA"

Auch die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt, das in dieser Saison erstmals an der Champions League teilnehmen wird, begrüßte den Schritt der UEFA: "Das ist eine kluge und mutige Entscheidung der UEFA, die wir sehr begrüßen" sagte SGE-Vorstandsmitglied Philipp Reschke. "Stehplätze bei internationalen Spielen haben schon seit Längerem wieder eine Chance verdient und wir freuen uns, dass sich jetzt - auch und gerade mit Hilfe von Football Supporters Europe - die lange Überzeugungsarbeit bezahlt gemacht hat“ der sich Stehplätze bei internationalen Spielen haben schon seit Längerem wieder eine Chance verdient und wir freuen uns, dass sich jetzt - auch und gerade mit Hilfe von Football Supporters Europe - die lange Überzeugungsarbeit bezahlt gemacht hat."

"Historische Chance": Union begrüßt Entwicklung

Auch der 1. FC Union Berlin begrüßt das UEFA-Pilotprojekt zur Zulassung von Stehplätzen. "Wir freuen uns sehr über diesen Beschluss, denn er eröffnet uns die Möglichkeit, erstmals in unserer Vereinsgeschichte Europapokal-Spiele in unserem Stadion auszutragen. Natürlich hätten wir auch wirklich gerne sehr vielen Menschen im Berliner Olympiastadion gezeigt, wieviel Spaß Union machen kann, aber die historische Chance, Europapokalabende an der Alten Försterei zu erleben, wollen wir unbedingt nutzen. Die infrastrukturellen Anpassungen, die dafür notwendig sind, werden wir schnellstmöglich mit der Stadionkommission der UEFA diskutieren und umsetzen", kommentierte Union-Präsident Dirk Zingler die Entscheidung der UEFA am Abend in einer offiziellen Verlautbarung der Eisernen.

Auch Bayer Leverkusen ist als Europapokal-Teilnehmer betroffen. "Wir werden umgehend alle erforderlichen Genehmigungs-Schritte in die Wege leiten, damit wir hier auch die endgültige Freigabe erhalten", erklärte der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Fernando Carro, und bezeichnete den Schritt als "Meilenstein für den internationalen Fußball".

jer, md