Bundesliga

Schmidts Schub bei Werder: "Er hat Freude am Fußball"

Dreimal Startelf: Werder-Profi hält mentalen Problemen stand

Schmidts Schub: "Er hat Freude am Fußball"

Werders Niklas Schmidt heimst viel Lob ein.

Werders Niklas Schmidt heimst viel Lob ein. IMAGO/Eibner

2023 ist noch jung, doch schon jetzt hat Niklas Schmidt seit Jahresbeginn mehr Einsatzzeiten in der laufenden Bundesliga-Saison erhalten als an den 15 Spieltagen im vorherigen Jahr, als sich 199 Minuten auf einen Startelfeinsatz und sechs Einwechslungen verteilten. Nun sind es bereits 254 Minuten, drei Mal in Folge stand er zuletzt von Beginn an auf dem Platz für den SV Werder Bremen - und damit auch bei den zwei Siegen zum Rückrundenstart gegen Wolfsburg (2:1) und in Stuttgart (2:0). Zu Saisonbeginn hatte er da noch jeweils 90 Minuten auf der Bank gesessen …

Doch es wäre nicht das erste Mal, dass Schmidt sich in Bremen eindrucksvoll zurückmeldet. Mit 14 wechselte der Mittelfeldspieler im Sommer 2012 in die Werder-Jugend, galt seinerzeit als großes Talent: In der U-19-Bundesliga etwa beendete er die Saison 2015/16 mit über 30 Scorerpunkten, im September 2016 kam er als 18-Jähriger zu seinem 14-minütigen Bundesliga-Debüt. Es folgten zwei Spielzeiten in Bremens U 23 in der 3. Liga, anschließend wurde er verliehen: erst eine Saison zu Drittligist SV Wehen Wiesbaden, dann zwei Jahre nach Osnabrück, 2. Liga.

Bundesliga-Rückkehr mit Werder bedeutet Schmidt viel

Die Rückkehr zu Werder sollte nach dem Bundesliga-Abstieg des Klubs eigentlich nicht von großer Dauer sein, eine Perspektive wurde ihm zu Saisonbeginn eigentlich versagt. Doch Schmidt spielte sich erst in der Vorbereitung und anschließend auch in der Liga in die Mannschaft, verlängerte wenig später seinen Vertrag. Dass er mit Werder nach nur einer Saison in die Bundesliga zurückkehrte, bedeute ihm viel, betonte er vor Saisonbeginn: "Ich musste viele Umwege gehen, um wieder hier zu landen." Nun ein Teil davon zu sein, so Schmidt, "davon habe ich als kleines Kind geträumt".

Doch während der Hinrunde rückte der Fußball für ihn plötzlich zunehmend in den Hintergrund: Schmidt machten "große mentale Probleme" zu schaffen, die er Anfang Januar im Winter-Trainingslager in Spanien öffentlich offenbarte - und wegen der er sich schon länger in psychologische Behandlung begeben hat. Vom Kopf her war er "nicht mehr frei", zudem verspürte er nicht mehr die "Lebensfreude, die jeder Mensch haben sollte". Was das für seine sportlichen Perspektiven bedeuten könne, "weiß ich nicht", sagte er noch vor rund einem Monat.

Fritz über Schmidt: "Das macht ihn so wertvoll"

Mittlerweile hat Schmidt bewiesen, wie gut er auch damit umgehen kann. "Er hat sich in der Vorbereitung einfach angeboten", erklärt Clemens Fritz jenen Schub der letzten Wochen. Anschließend zählt Werders Leiter Profifußball auf, welche Qualitäten der Profi aktuell einbringt: "Er ist sehr ballsicher, kann seine Mitspieler gut in Szene setzen und hat einen guten Schuss. Niklas hat in seinem Spiel immer Aktionen drin, wo er etwas kreieren und initiieren kann. Das macht ihn so wertvoll."

Und mit jedem Spiel wachse so auch das Selbstvertrauen des Spielers Schmidt wieder - was sicherlich auch der psychischen Konstitution des Menschen Schmidt zuträglich sein dürfte. Für Fritz ist es jedoch "wichtig, dass wir das Thema möglichst normal betrachten, das wünscht er sich und das geben wir ihm auch", sagt der 42-Jährige: "Man merkt gerade einfach: Er hat Freude am Fußball - und das ist entscheidend."

Schmidts Erinnerungen an den BVB

Behält Schmidt seinen Startelfplatz, obwohl Leonardo Bittencourt nach seinem Aushilfsjob als Weiser-Vertreter in Stuttgart wieder auf die angestammte Position im zentralen Mittelfeld zurückdrängt? An den BVB als kommenden Bremer Gegner am Samstag (15.30 Uhr) hätte er jedenfalls beste Erinnerungen: Bei der denkwürdigen 3:2-Aufholjagd in Dortmund erzielte Schmidt seinen ersten Treffer in der Bundesliga.

Tim Lüddecke