Bundesliga

Der Weg des VfL Wolfsburg in die Champions League "war kompliziert"

Der Wolfsburger Weg in die CL - Was wird aus Trainer Glasner?

Schmadtkes Coup: "Es war kompliziert"

Hat den VfL Wolfsburg vom Abstiegskandidaten zur Topmannschaft geformt: Jörg Schmadtke.

Hat den VfL Wolfsburg vom Abstiegskandidaten zur Topmannschaft geformt: Jörg Schmadtke. imago images

Im Juli 2020 war es, da hatte Jörg Schmadtke schon einmal von der Champions League gesprochen. "Platz 7", sagte der Manager damals, "sollte für uns der unterste Maßstab sein, schlechter sollten wir nicht werden". Der Blick ging vielmehr nach oben. "Wir wollen Schritte nach vorne machen", zu den 49 Punkten des Vorjahressiebten sollten circa zehn bis 15 Zähler dazukommen. "Das sind die Gefilde, in denen du über die Champions League redest", betonte Schmadtke.

Einen Spieltag vor Schluss hat der VfL nun 61 Punkte eingefahren, der Coup mit der Qualifikation zur Königsklasse ist perfekt. Trotz der damaligen Rechnung sagt der Geschäftsführer: "Wir haben unsere Erwartungen übertroffen." Wenngleich es für den 57-Jährigen nicht ganz neu ist, die Grenzen ein wenig zu verschieben. Alemannia Aachen führte er einst über den DFB-Pokal in den UEFA-Cup, mit Hannover 96, dem 1. FC Köln und 2019 mit dem VfL erreichte er jeweils überraschend die Europa League.

Schmadtke bescheiden: "Es fühlt sich nicht anders an"

Nun geht's noch eine Stufe höher. Schmadtkes größter Erfolg als Vereinsfunktionär, wenngleich er dies, typisch für ihn, nicht allzu hoch hängen mag. "Es fühlt sich nicht anders an", sagt er, weiß aber auch, "dass die Bedingungen nun andere sind." Es wird für ihn und den VfL noch einmal eine Nummer größer. "Eine größere Herausforderung im sportlichen Bereich, wirtschaftlich eine andere Komponente."

Der Wolfsburger Erfolg trägt viele Namen. Aufsichtsratsboss Frank Witter installierte 2018 mit Schmadtke und dessen Sportdirektor Marcel Schäfer die Führungsfiguren, die dem Klub nach den Chaos-Jahren in der Relegation wieder eine Struktur verliehen, das Duo wiederum lag mit seinen Trainern Bruno Labbadia und Oliver Glasner trotz der öffentlich gewordenen Differenzen rein sportlich betrachtet zweimal goldrichtig.

Weghorst, Lacroix und Co.: Fast jeder Transfer war ein Volltreffer

Und bei den Transfers saß so ziemlich jeder Griff in den vergangenen Jahren, auch die Scoutingabteilung leistete dabei ganze Arbeit. Angefangen mit Torjäger Wout Weghorst über die Außenverteidiger Kevin Mbabu oder Paulo Otavio, Mittelfeldmaschine Xaver Schlager, Leihspieler Maximilian Philipp, der mit seinem Doppelpack am Sonntag in Leipzig den Deckel draufmachte, bis hin zu Abwehrsprinter Maxence Lacroix und Alleskönner Ridle Baku, die in dieser Saison voll einschlugen. Dazu Leistungsträger wie Koen Casteels im Tor und Maximilian Arnold im Mittefeld. Nicht zu vergessen: John Anthony Brooks zeigte in der Abwehr endlich das, wofür der Klub einst rund 20 Millionen Euro investierte.

Dabei hatte die Saison mit einem regelrechten Schock begonnen. Das Aus in der Europa-League-Qualifikation bei AEK Athen (1:2) war eine Blamage, erwies sich aus heutiger Sicht jedoch als Segen. "Es war kompliziert", erinnert sich Schmadtke, die Situation sei nach dem Ausscheiden gefährlich gewesen. Bekommt der Trainer mit der Mannschaft die Kurve? "Wir haben es gut überstanden, die gewonnene Zeit auf dem Trainingsplatz genutzt, konnten den Fokus immer auf das Wochenende legen."

Die eine entscheidende Frage: Was macht Glasner?

Ende November, Anfang Dezember, verrät Schmadtke, sei für ihn erkennbar gewesen, "dass es eine außerordentlich gute Saison werden kann". Das wurde sie - und die ausgebliebenen Einnahmen in der Europa League werden in der kommenden Saison durch die Champions-League-Summen locker kompensiert.

Es ist also perfekt gelaufen für den VfL und seine Macher. Bleibt vorerst nur noch die eine Frage: Mit welchem Trainer geht der Klub in die kommende Königsklassen-Saison? Glasner verwies am Sonntag nach dem Leipzig-Spiel nur wieder auf seinen bis 2022 laufenden Kontrakt, wollte sich aber wieder einmal nicht zu den eigenen Plänen äußern. Und auch Schmadtke betont: "Es gibt dazu nichts zu sagen." Mit dem Zusatz: "Jegliche Herausforderung, die sich uns stellt, werden wir lösen."

Thomas Hiete

Bilder zur Partie RB Leipzig - VfL Wolfsburg