Als er nach 65 Minuten für Emil Hansson auf Feld geschickt wurde, stimmten die eigenen Fans nicht einmal in den vom Stadionsprecher geforderten Ruf seines Namens ein. Keine einfache Situation für Marvin Ducksch, der sich bei Hannovers Anhang den verspielten Kredit erst wieder zurückholen musste.
"Die erste Aktion und es geht ein Raunen durchs Stadion", kritisierte Jan Schlaudraff das Verhalten der Zuschauer gegenüber seinem in der Kritik stehenden Spieler. "Das ist dann nicht so einfach", so der Sportdirektor, der noch weiter ausholte: "Es geht nicht darum, dass ich Marvin schützen will, weil ich ihn geholt habe. Aber es ist nicht so einfach für einen, der sich viel Gedanken macht, vom Kopf gesteuert ist."
Umso wichtiger, dass Ducksch anschließend mit einigen gelungenen Aktionen noch zu einem wichtigen Faktor dafür wurde, dass Hannover nach zweimaligem Rückstand den Spieß noch umdrehte und schließlich mit 3:2 gewann. Schlaudraff: "Es tut ihm extrem gut, zu merken, dass er helfen kann, Spiele zu gewinnen."
"Seine fußballerischen Fähigkeiten tun uns gut"
Schlaudraffs Plädoyer kommt nicht von ungefähr, sondern eher aus der selbst gemachten Erfahrung als Ex-Profi. "Ich kann es ganz gut nachempfinden. Es war auch bei mir oft Thema. Körpersprache und so weiter. Wenn dann neben Marvin auch noch einer wie Hendrik Weydandt steht, dann ist das so wie früher bei mir und Altin Lala. Man muss akzeptieren, dass Marvin etwas anders ist. Aber seine fußballerischen Fähigkeiten tun uns gut."
Duckschs Leistung gegen den FC Erzgebirge wirkte wie eine Bestätigung für Schlaudraffs Vertrauen. "Ich will es mir nicht auf die Fahne schreiben. Aber ich glaube schon, dass er weiß, dass es bei mir ähnlich war und man gesagt hat: Das geht nicht mehr. Nach dem Motto, egal was ich mache - alles ist falsch."
Mit Trainer Kenan Kocak habe man sich den Stürmer zur Seite genommen und ihm gesagt, er müsse einfach Gas geben, es sich selbst und allen anderen zeigen. Auch Kocak fühlt sich in der Arbeit bestätigt. "Marvin Ducksch muss die Sachen ausblenden, sie können sich ändern. Wenn er solche Spiele abliefert, wird er auch bei den Fans die Anerkennung erhalten." Eine gute Körpersprache sei für jeden Spieler wichtig.
Haraguchi kommt neue Rolle zugute
Auch für Genki Haraguchi, der als Gescholtener nach langer Talfahrt schon seit einigen Partien wieder besser aufspielt und zur Stütze bei 96 wurde. "Wir haben es insgesamt geschlossen versucht, ihm Vertrauen zuzusprechen", so Kocak, der dem Japaner eine neue Rolle im defensiven Mittelfeld gegeben hat. "Es kommt ihm zugute, dass er diese Läufe aus dem Zentrum hat."
Ducksch, Haraguchi, dazu die weiteren Torschützen Bakalorz und Weydandt - diesmal Protagonisten auf Hannovers Weg aus dem Tief, auch wenn Kocak das Gemeinwohl in den Vordergrund stellt und alle mitnehmen will. "Es geht nicht um einzelne Personen, sondern um den Gedanken, erfolgreich zu sein." Und dazu müsse der komplette Kader beitragen.