213 Pflichtspiele stand Alexander Schlager beim LASK zwischen den Stangen. Mit den Linzern erlebte er erfolgreiche Zeiten, durfte mit den Oberösterreichern international spielen und empfahl sich durch seine Leistungen auch für das Nationalteam.
Nach sechs Jahren ist es für den 27-Jährigen aber Zeit für eine Veränderung. Im Dezember gab er bekannt, dass er den Verein zum Saisonende verlassen wird. Mit dem kicker sprach Schlager unter anderem über seine Zeit beim LASK und ehemalige Weggefährten.
Herr Schlager, im Dezember haben Sie bekanntgegeben, dass Sie den LASK nach sechs Jahren verlassen werden. Wie kam es zu der Entscheidung?
Es war auf keinen Fall eine leichte Entscheidung, weil die letzten sechs Jahre schon eine sehr schöne Zeit war, ich sehr viel Vertrauen im Verein gespürt habe und ich auch sportlich eine sehr erfolgreiche Zeit erleben durfte. Es ist natürlich ein bisschen Wehmut dabei, aber schlussendlich habe ich dann die Entscheidung mit meiner Familie und meinem Berater getroffen, um noch einmal neue Erfahrungen zu sammeln und meinen Horizont zu erweitern.
Tobias Lawal wird in der kommenden Saison voraussichtlich die Position als Einsergoalie beim LASK einnehmen. Will man dem Nachfolger da noch möglichst viel mitgeben?
Absolut, der Tobi, ich und auch alle anderen im Tormannteam haben einen sehr guten Kontakt zueinander. Ich habe auch letzte Woche, nachdem der Trainer das entschieden hat, zum Tobi gesagt, dass ich jederzeit für ihn da bin, wenn er etwas braucht. Der Austausch war die letzten Jahre schon sehr gut. Ich freue mich für ihn, er hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt und daher war das ein logischer Schritt.
Ist also die Entscheidung gefallen, dass Lawal den Rest der Saison das Tor des LASK hüten wird?
Die Entscheidung liegt beim Trainer - sollte es so sein, kann ich das natürlich verstehen und nachvollziehen, da ich zu Saisonende den Verein verlasse. Nichtsdestotrotz versuche ich, bis zum letzten Tag alles zu geben und für die Mannschaft da zu sein.
Sie sind 2017 zum LASK gekommen. Davor waren Sie jeweils ein Jahr beim FAC, Grödig, Leipzig und Liefering. Ist es ein Vorteil für einen jungen Torhüter viele verschiedene Stationen zu sehen oder bevorzugt man dann doch Kontinuität?
Im Nachhinein bin ich happy, dass ich den Weg so gewählt habe, weil es für mich damals bei Red Bull schwer war, mich durchzusetzen, sehr gute Torleute dort waren. Mir konnte dort dann einfach eine gewisse Spielzeit nicht mehr garantiert werden. Deswegen war es für mich in jungen Jahren wichtig, so viele Einsatzminuten wie möglich zu bekommen und Erfahrungen zu sammeln. Das war dann in meinen drei Leihjahren für mich perfekt und man merkt es dann selber - am Ende der drei Jahre hat man sich dann so gefühlt, 'okay, jetzt wird es dann Zeit, dass ich irgendwo sesshaft werde.' Im Nachhinein gesehen war der Weg, den ich gegangen bin, optimal, weil ich mich so stark weiterentwickeln konnte. Deshalb bin ich sehr froh über die Erfahrungen, die ich habe machen können.
War für Sie von Anfang an klar, dass es beim LASK passt? Im ersten Jahr mussten Sie sich ja noch hinter Pavao Pervan anstellen.
Sagen wir einmal so, ich war vor dem LASK nicht in der Situation, sagen zu können, 'ich muss das, das und das.' Für mich war es einfach eine Möglichkeit, im Profifußball langfristig Fuß zu fassen. Ich dachte mir dann einfach, dass ich alles gebe und investiere und dann schaue, wo der Weg hinführt. Dass es dann natürlich so kommt und so passt, da muss ich auf der einen Seite natürlich 'danke' sagen, auf der anderen Seite habe ich aber immer daran geglaubt, dass es möglich ist. Trotzdem war es zum damaligen Zeitpunkt so, dass mir Vertrauen entgegengebracht wurde, was nicht mehr viele gemacht haben. Deswegen bin ich dafür einfach sehr dankbar.
Was konnten Sie von Pavao Pervan lernen?
Seine Einstellung zum Sport, seine Leidenschaft, seine Detailbesessenheit in jeder Hinsicht - Der Pavo ist ein Spieler, der nichts dem Zufall überlässt. Er war die Jahre davor immer einer der besten Torhüter der zweiten Liga und hat dann auch in seiner ersten Bundesligasaison eine sehr, sehr starke Leistung gezeigt. Da war es für mich angenehm, die ganzen Abläufe kennenzulernen. Der LASK war ja schon in einer Größenordnung, wo die Ziele nach dem Aufstieg relativ hoch angesetzt wurden. Für mich war es einfach fein, das alles mitzubekommen, aufzuschnappen und erste Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln. Dadurch war ich gut vorbereitet, als es dann so weit war, dass ich zum Einsatz komme.
Mit dem LASK haben Sie eine erfolgreiche Zeit erlebt. Was waren Ihre Highlights?
Das waren wirklich sehr viele. Egal, ob es das erste Mal Champions-League-Play-off war und die Hymne zu hören oder am Ende des Jahres immer um die internationales Startplätze zu kämpfen. Da gab es wirklich so viele besondere Momente und ich will keinen einzigen davon missen.
Ich glaube, man hat es bei uns gesehen, dass einfach so viel mehr bei ihm möglich war.
Schlager über seinen ehemaligen Kapitän Gernot Trauner
Was sagen Sie eigentlich zu Ihrem ehemaligen Kapitän Gernot Trauner? Der durfte im zweiten Jahr nach dem Wechsel vom LASK zu Feyenoord Rotterdam seinen ersten Titel feiern.
Ich habe ihm anschließend geschrieben, dass ich mich irrsinnig freue für ihn, weil der Gerni so ein bodenständiger und herzensguter Mensch und so ein guter Kicker ist. Ich glaube, man hat es bei uns gesehen, dass einfach so viel mehr bei ihm möglich war. Ich bin so happy, dass er das gewagt hat, weil auf ihn einfach so viel mehr gewartet hat und auch immer noch wartet. Deswegen freut es mich wirklich für ihn. Ein absolut toller Mensch.
Ein ehemaliger Trainer von Ihnen erlebt gerade turbulente Zeiten. Oliver Glasner trainierte den LASK von 2015 bis 2019, führte die Linzer in die Bundesliga und zu Platz zwei und vier in Österreichs höchster Spielklasse. Nach einer Wutrede auf einer Pressekonferenz gab sein aktueller Klub Frankfurt bekannt, dass man sich am Ende der Saison vom Österreicher trennt. Haben Sie die Situation mitverfolgt?
Ich tue mir da jetzt schwer, das von außen zu beurteilen, ich habe ja auch nur das mitbekommen, was an die Öffentlichkeit gekommen ist. Aber ich glaube, wenn man letztes Jahr den Europa-League-Titel hernimmt und den Einzug ins DFB-Pokal-Finale in diesem Jahr, dann sieht man schon, dass sehr viel richtig gemacht wurde. Ich glaube, wer den Olli kennt, der weiß, dass er sich mit einer absoluten Energie und mit einer absoluten Leidenschaft dem Fußball hingibt. Deswegen hoffe ich für Frankfurt, dass sie im Finale ein gutes Spiel abliefern und auch die letzten Runden in der Bundesliga noch gut laufen, weil ich dem Olli auch sehr, sehr viel zu verdanken habe.
Mit dem LASK liegen Sie drei Spieltage vor dem Saisonende auf Platz drei, auf den Zweiten Sturm Graz fehlen euch acht Punkte, auf Platz vier habt ihr neun Punkte Vorsprung. Wie geht man mit so einer Situation um, dass man nicht die Anspannung verliert?
In den letzten Wochen und Monaten hat man schon gesehen, dass sich bei uns in der Mannschaft sehr viel entwickelt hat, dass auch der Hunger nach Erfolgen absolut da ist und dass es eigentlich ganz egal ist, in welcher sportlichen Situation man sich befindet, sondern dass es wichtig ist, Woche für Woche Leistung auf den Platz zu bringen und als Mannschaft zu kämpfen. Da ist es ganz egal, ob man jetzt neun Punkte vor dem Vierten ist oder acht Punkte hinter dem Zweiten. Wir haben nie irgendwelche Ansprüche gestellt, dass wir irgendwo hin müssen, sondern wir haben immer auf das Momentum geschaut und das werden wir auch bis zum Ende der Saison machen.
Sie haben sich in Bezug auf Ihren bevorstehenden Wechsel bis jetzt immer zurückgehalten. Wissen Sie schon wohin die Reise geht?
Für mich selbst ist es jetzt schon relativ absehbar.
Aber Sie geben die Entscheidung noch nicht bekannt?
Nein, das wird sicher noch ein bisschen dauern. Zum gegebenen Zeitpunkt wird es jeder mitbekommen, der es mitbekommen soll, aber da bin ich jetzt noch relativ entspannt (lacht).
Als Teil des Nationalteams, bezieht man da auch den Nationaltrainer in seine Wechselgedanken mit ein?
Ich habe natürlich mit ihm darüber gesprochen und er hat mir gesagt, was für ihn wichtig ist. Ich habe das aufgeschnappt und mir natürlich auch darüber meine Gedanken gemacht, aber letztendlich muss ich die Entscheidung treffen und ich bin auch derjenige, der bei der neuen Aufgabe tagtäglich happy hineingehen soll oder darf, im besten Fall. Ich muss mich dem ganzen hingeben, deshalb treffe auch ich allein im Endeffekt diese Entscheidung.