Es war eine Lehrstunde, wie sie der FC Red Bull Salzburg schon lange nicht mehr erlebte: Der österreichische Serienmeister lief Real Sociedad am Dienstagabend vor heimischem Publikum in der ersten Halbzeit ausnahmslos hinterher und war mit dem 0:2-Pausenrückstand sogar noch gut bedient. "Wir haben einfach verabsäumt, die einfachen Dinge zu tun", vermisste Trainer Gerhard Struber auf der Pressekonferenz nach der Partie vor allem die gewohnte "Intensität" und "Aggressivität" seiner Mannschaft.
Champions-League-Gruppenphase - 2. Spieltag
In der zweiten Halbzeit konnten sich die Salzburger in der mit 28.227 Zuschauern nicht restlos ausverkauften Arena zwar steigern, in Gefahr geriet der Sieg der Gäste allerdings nie. Lediglich als Schiedsrichter Bartosz Frankowski nach einem vermeintlichen Foulspiel an Roko Simic (48.) auf den Elfmeterpunkt zeigte, keimte bei den Heimfans kurz Hoffnung auf. Nach VAR-Studium nahm der Unparteiische aus Polen den verhängten Strafstoß jedoch zurück. Struber sprach nach dem Spiel von fehlendem Spielglück, suchte die Schuld für die Niederlage aber vor allem bei seinem Team: "Es hat heute schon mit uns zu tun gehabt."
Bidstrup fordert "erwachsenere" Leistungen
Wesentlich härter ging indes Mittelfeldmann Mads Bidstrup, der vor dem Spiel aufgrund einer Beinverletzung fraglich gewesen war, mit seinem Team angesichts der ersten 45 Minuten ins Gericht: "Es war wirklich schwer, weil wir mit und gegen den Ball keine Intensität hatten." Nach Wiederbeginn habe sich Salzburg gesteigert, "aber die erste Halbzeit war viel zu schlecht". Zukünftig müsse man auf dem Platz "erwachsener" agieren.
Auf einen positiven Effekt hoffte nach der Pleite naturgemäß auch Struber: "Ich denke, das Spiel heute hat uns für unsere Lernkurve schon einiges mitgegeben." Wichtig sei, dass sich bei seinen Spielern nach der zweiten Heimniederlage en suite - am 23. September hatte Salzburg völlig überraschend gegen Blau-Weiß Linz verloren - keine "Depression" ausbreite. "Das Gebot der Stunde heißt Balance in alle Richtungen."
Alles offen in Gruppe D
Bei Lucas Gourna-Douath überwog unmittelbar nach Schlusspfiff aber noch der Frust: "Ich bin sehr enttäuscht, weil wir nicht so gespielt haben, wie wir es wollten. Die erste Halbzeit war sehr kompliziert und hart für uns." Zustimmung erhielt der Franzose von Samson Baidoo: "In der ersten Halbzeit waren wir nicht aggressiv genug und immer zu spät am Ball." Danach habe sich Salzburg aber deutlich gesteigert, grundsätzlich stehe der Verein nach zwei Spieltagen "nicht schlecht" da.
Denn nach dem Auftaktsieg gegen Benfica Lissabon (2:0) fehlt den drittplatzierten Salzburgern in Champions-League-Gruppe D nur jeweils ein Punkt auf Real Sociedad und Inter Mailand. Am 24. Oktober (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) geht es für die Mozartstädter mit dem Auswärtsspiel bei den "Nerazzurri" weiter. Bidstrup: "Alle Spiele in dieser Gruppe sind wirklich schwer. Wir müssen ganz einfach von der ersten Minute an da sein." Anders als an diesem Dienstagabend.