Bundesliga

Christina Rühl-Hamers: "Ein Jahr 2. Liga bekäme Schalke 04 hin"

Neue Finanzchefin im Interview

Rühl-Hamers: "Ein Jahr 2. Liga bekäme Schalke hin"

Bei Schalke 04 bleibt das Ziel der Klassenerhalt.

Bei Schalke 04 bleibt das Ziel der Klassenerhalt. Getty Images

Noch ist Schalke nicht abgestiegen, die Auswirkungen der Krise sind aber längst spürbar. Beispiel: Das Berger Feld wird in einem mehrjährigen Prozess umfangreich für insgesamt rund 100 Millionen Euro umgebaut, vertraglich war schon weit vor der Pandemie alles mit den Banken geregelt.

Die Trainingsplätze und die Renovierung des alten Parkstadions sind fertig, mehrere neue Parkhäuser stehen. Vor allem für das große Portalgebäude ist der erste Spatenstich aber noch nicht erfolgt. Das kann auch noch dauern. "Angesichts der Corona-Krise und der sportlichen Situation stellen wir natürlich auch unsere Großprojekte auf den Prüfstand", sagt Christina Rühl-Hamers. "Bei den aktuellen Rahmenbedingungen" müsse man überall abwägen. "Es sind noch keine Entscheidungen gefallen. Wir werden sie, wie alles, was wir jetzt tun, bis zum Saisonende mit Augenmaß und kaufmännischer Vernunft treffen", erklärt die Finanzchefin des FC Schalke.

Unsere Mitarbeiter brauchen keine Angst zu haben.

Rühl-Hamers zum Thema Personalabbau

Im Interview kündigt die 44-Jährige zwar "harte Einschnitte" im Falle eines Abstiegs an, betont aber zugleich: "Ein Personalabbau hätte keine Priorität. Unsere Mitarbeiter brauchen da keine Angst zu haben. Eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl ist nichts, was uns bei einem Jahr in der 2. Liga nach vorne bringen würde." Dies sei "eher ein perspektivisches Thema". Ein Abstieg wäre für die Königsblauen grundsätzlich erst einmal zu verkraften, meint Rühl-Hamers: "Wenn es um eine Saison in der 2. Liga geht, bin ich überzeugt, dass Schalke 04 das hinbekäme." Gelänge der direkte Wiederaufstieg nicht (Stichwort Hamburger SV), droht eine komplette Neuausrichtung der Konzepte und Klubstrukturen.

"Ich denke, dass wir sogar unter 240 Millionen liegen werden"

Über die aktuelle finanzielle Situation macht sich Rühl-Hamers, die zum 1. Oktober die Nachfolge von Finanzvorstand Peter Peters antrat, "keine großen Sorgen". Bei der Zwischenbilanz zum 30. Juni 2020 betrugen die Verbindlichkeiten 205,3 Millionen Euro, aktuell "werden sie allein schon bedingt durch die Corona-Krise höher sein" - die geprüften Zahlen werden in ein paar Wochen veröffentlicht. "Es wird hier und da spekuliert, dass die erste Ziffer eine Drei sein könnte - da kann ich aber ausdrücklich sagen: Das wird nicht der Fall sein", betont Rühl-Hamers. Bislang ist die Rede von rund 240 Millionen. "Ich denke, dass wir sogar noch darunter liegen werden."

Horrorszenario Abstieg: Das achtseitige kicker-Titelthema (die Montagsausgabe ist ab 22 Uhr digital abrufbar als e-Magazine) inklusive Interview mit Christina Rühl-Hamers beschreibt den aktuellen Zustand des Klubs und befasst sich mit möglichen Folgen eines Niedergangs. Neben dem Rückblick auf die bisherigen drei Abstiege der Schalker gibt es auch eine Analyse der heiklen Situation des HSV und des 1. FC Kaiserslautern nach deren Abschied aus der Beletage des deutschen Fußballs.

Toni Lieto