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WM-Qualifikation, Asien: Rückkehrer Al-Soma sorgt für syrische Freudentränen in Teheran

WM-Quali, Asien: Bürgerkriegsland wahrt WM-Chance

Rückkehrer Al-Soma sorgt für syrische Freudentränen

Grenzenloser Jubel: Die Nationalmannschaft Syriens feiert den wichtigen Punktgewinn im Iran.

Grenzenloser Jubel: Die Nationalmannschaft Syriens feiert den wichtigen Punktgewinn im Iran. picture-alliance

In der dritten Minute der Nachspielzeit verlor der Iran, bereits für die WM qualifiziert, im Spielaufbau den Ball. Die Syrer schalteten schnell um, das mussten sich auch angesichts der ablaufenden Uhr. Beim Spiel "3 gegen 3" landete der Ball umgehend auf halbrechts bei Omar al-Soma, der flach durch die Beine des iranischen Schlussmanns vollendete. Frenetischer Jubel beim Kommentator folgte, später Tränen. Währenddessen fielen sich syrische Fußballfans in aller Welt vor Freude in die Arme.

Das 2:2 hält die Syrer im Rennen um die WM-Teilnahme im kommenden Jahr. Erwarten konnte man das von der Auswahl aus dem zerrissenen Nachbarland der Türkei nicht. Bislang hatte Syrien nur 1986 an einem WM-Ticket geschnuppert. Durch den seit 2011 tobenden Bürgerkrieg finden in dem Land keine Ligaspiele mehr statt, die Nationalelf trägt ihre "Heimspiele" vor Geisterkulissen rund 7500 Kilometer von der Heimat entfernt in Malaysia aus. Die besten Profis verdienen ihr Geld vor allem im Ausland, viele in den reichen Golfstaaten Saudi-Arabien, Katar oder Kuwait.

Torschütze hielt einst die Aufständischen-Fahne hoch

Zu dieser bizarren Geschichte passt der Torschütze zum 2:2: Al-Soma war erst kürzlich ins Team zurückgekehrt. Der 28-Jährige gilt als einer der besten Stürmer Asiens und damit als Topstar seines Landes, ein Idol für viele Syrer. Nach dem Gewinn der Westasienmeisterschaft in Kuwait 2012 hielt Al-Soma aber auf dem Spielfeld die Fahne der Aufständischen in die Höhe - ein Affront gegen die Regierung, die auch den syrischen Fußball kontrolliert. Fünf Jahre lang trat er nicht mehr in der Nationalmannschaft an, nun ist er wieder dabei. Offenbar wollten sich beide Lager die einmalige Chance auf eine WM-Teilnahme nicht nehmen lassen.

Der sportliche Erfolg übertüncht die Tatsache, dass das Land gespalten ist. Sportmoderator Al-Hindi glaubt, dass das Team Unterstützer und Gegner von Präsident Baschar al-Assad zusammenbringt: "Das Match beweist, dass Fußball ein Spiel ist, das die Menschen vereint und nicht trennt." Die Opposition sieht das anders und in der Nationalelf Repräsentanten der verhassten Regierung. "Für mich sind die Spieler potenzielle Soldaten", sagt Dschamal, ein 45-Jähriger aus der von Rebellen kontrollierten Stadt Al-Bab im Norden Syriens. Und so verwunderte es nicht, dass einige das Ausgleichstor in Teheran von den Spielern des Iran - im Bürgerkrieg ein enger Verbündeter der syrischen Regierung - begünstigt sahen.

Gegen Australien sind die Syrer klarer Außenseiter. Gelingt eine weitere Überraschung, könnte es in der nächsten Stufe der Play-offs zu einem abermals politisch aufgeladenen Spiel kommen: Denn der Sieger der beiden Ausscheidungsspiele muss gegen den Vierten aus Nord- und Mittelamerika antreten. Heißer Kandidat für diesen Platz: die USA, die im Bürgerkrieg lange die Rebellen unterstützt haben.

aho/dpa