Als der Linksverteidiger des 1. FC Union Berlin, den die Eisernen im Januar vom VfL Wolfsburg verpflichtet haben, am späten Dienstagnachmittag im Pressekonferenz-Raum im Stadion an der Alten Försterei zur Medienrunde Platz nimmt, schickt er zunächst voraus, dass ihm derlei Auftritt nicht sonderlich behagen. "Ich spreche lieber mit den Füßen auf dem Platz", sagt er.
In Berlin-Köpenick hat der 30-Jährige seit Januar wieder deutlich häufiger die Möglichkeit, Taten Sprechen zu lassen. 17 Pflichtspiel-Einsätze stehen für den in Sarcelles 16 Kilometer nördlich von Paris geborenen Verteidiger zu Buche, elfmal stand er dabei in der Startelf.
Regelmäßig zum Einsatz kommen war auch der entscheidende Antrieb für Roussillon, den VfL Wolfsburg nach viereinhalb Jahren und 128 Pflichtspielen (5 Tore) zu verlassen. Bei den Niedersachsen hatte der wuchtige Abwehrspieler (1,72 Meter, 82 Kilo) zuletzt nur noch die Rolle des Reservisten innegehabt, in der Hinrunde der laufenden Saison war Roussillon auf vier Kurzeinsätze gekommen.
Anlaufzeit hat's gebraucht
Bei Union ist er zurzeit in Trainer Urs Fischers 3-3-2-2-System als linker Schienenspieler erste Wahl. Und hat somit sein Ziel erreicht, wie er bekundet. Dass er so häufig von Beginn an spielen darf, hat Roussillon zwar "nicht geglaubt", aber er sei sich im Winter nach den Gesprächen mit Fischer und Unions Geschäftsführer Profifußball Oliver Ruhnert dennoch "sicher gewesen, dass es klappen kann" - das mit dem regelmäßigen Spielen.
Nun tut er es, "und ich bin sehr glücklich", sagt er. Allerdings hat es auch bei den Eisernen etwas gedauert, bis Roussillon sich durchgesetzt hat. Er selbst hat eine einfache Erklärung: "Am Anfang war ich nicht richtig fit, ich war nicht bereit." Auch ein Resultat der fehlenden Matchpraxis in Wolfsburg.
Länderspielerfahrung kam hinzu
Mittlerweile hat der schnelle und technisch beschlagene Außenverteidiger die körperlichen Rückstände aufgeholt und ist zudem besser in die Abläufe der Berliner integriert. Darüber hinaus hat Roussillon für das Land seiner Eltern, Guadeloupe, seine ersten beiden Länderspiele bestritten: am 24. März in der Concacaf-Nations-League gegen Antigua und Barbuda (0:1) und zwei Tage später im selben Wettbewerb auf Kuba (0:1).
Bei Union ist Roussillon seit dem 1. April, dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (3:0), in der Liga gesetzt und hat somit gute Aussichten, auch am kommenden Samstag im wegweisenden Spiel in Sachen Champions-League-Qualifikation gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr, LIVE! auf kicker) dabei zu sein. "Wir wollen gewinnen", sagt Roussillon. Und er selbst will seinen Teil dazu beitragen, dass Union einen weiteren Schritt in Richtung Königsklasse geht.
Zwei Assists hat er bereits geliefert, sein erstes Tor steht jedoch noch aus. Einmal war Roussillon ganz dicht dran. Bei seinem dritten Einsatz für die Köpenicker, im Pokal-Achtelfinale ausgerechnet gegen Wolfsburg (2:1), lief Roussillon in der letzten Minute der Nachspielzeit allein auf das verwaiste VfL-Tor zu, sein Schuss wurde aber am Ende doch noch geblockt. Dass ihn nach dem Missgeschick die gesamte Mannschaft tröstete, überraschte ihn sehr, wie er im Rückblick sagt. Heute sagt er: "Union ist eine Familie." Auch deshalb geht es Roussillon in Berlin-Köpenick gut.