Champions League

Robertson warnt vor VAR: "Fans verlieren Liebe zum Fußball"

Schotte fordert Konsistenz und schlägt Optimierung vor

Robertson warnt vor VAR: "Fans verlieren Liebe zum Fußball"

Manchmal können auch die Profis nur über den VAR staunen: Liverpools Andy Robertson.

Manchmal können auch die Profis nur über den VAR staunen: Liverpools Andy Robertson. imago images

Jürgen Klopp kämpft derzeit an mehreren Fronten. Zuletzt ließen vor allem die Spielansetzungen - nachweislich auch zu Recht - den Kamm des Meister-Trainers anschwellen, steter Begleiter bleibt zudem der VAR, der beim 1:1 in Brighton schon zum achten Mal in dieser Saison gegen den FC Liverpool entschied.

Milner: "Wir müssen ernsthaft diskutieren"

Ob richtig oder falsch - darum ging es Klopps Spielern in erster Linie nicht, wie etwa James Milner, der nach dem Spiel twitterte: "Wir müssen ernsthaft über den VAR diskutieren. Ich kann nicht der Einzige sein, der fühlt, als würde er momentan die Liebe zum Fußball verlieren."

Andy Robertson knüpfte unisono an. "Ich habe kein Problem damit, wenn meine Grätsche gegen Danny Welbeck am Samstag ein Elfmeter war. Aber am Sonntag habe ich zwei sehr ähnliche Situationen gegen Marcus Rashford und Adama Traoré gesehen, die nicht geahndet wurden. Entweder sind das dann drei Elfmeter - oder keiner", kritisierte der Linksverteidiger auf der Pressekonferenz vor Liverpools Champions-League-Spiel gegen Ajax Amsterdam am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker). "Milners Tweet gab das wieder, was viele Spieler denken."

Was beim Jubel verloren geht

Robertson schoss sich allerdings nicht plump auf den VAR ein, sondern brachte vielmehr langfristige Sorgen zum Ausdruck: "Es beeinflusst die Spieler, aber es beeinflusst vielmehr das ganze Spiel", so der Schotte, der auch persönliche Erfahrung teilte. "Ich habe es geliebt, zu den Spielen zu gehen - vor allem wegen dieser Momente, in denen du ein Tor bejubelst. Das geht aktuell ein bisschen verloren, du wartest zwei oder drei Minuten, ob das Tor nicht vielleicht Abseits war."

"Wenn es nach mir geht, sollte die ursprüngliche Entscheidung einfach so stehen bleiben, wenn es so knapp war", erklärte Robertson, "wenn wir die Schiedsrichterentscheidungen trotz VAR immer noch diskutieren, würde ich das künftig viel lieber dem Auge des Schiedsrichters auf dem Feld überlassen. Dann wären Fehlentscheidungen wesentlich leichter zu akzeptieren, als wenn sogar eine Technologie zur Verfügung steht."

"Wir dachten, es gäbe keine Grauzonen"

Die weitreichenden Folgen befürchtet der 26-Jährige jedoch gar nicht auf dem Platz - sondern auf den Rängen: "Viele Leute, mit denen ich gesprochen habe, haben deswegen nicht mehr so viel Spaß am Fußball, weil alles überprüft wird und sowieso nicht so konsistent ist, wie wir das gerne hätten. Als der VAR kam, dachten wir, es gäbe keine Grauzonen, es gäbe nur schwarz und weiß. So ist es aber nicht."

Als der VAR kam, dachten wir, es gäbe keine Grauzonen, es gäbe nur schwarz und weiß. So ist es aber nicht.

Andy Robertson

Ein Verbesserungsvorschlag des Linksverteidigers: "Vielleicht sollten Ex-Spieler, Ex-Trainer und Ex-Schiedsrichter den VAR und manche Regeländerungen wie das Handspiel genauer unter die Lupe nehmen - und künftig an den Entscheidungen beteiligt sein." Es gehe schließlich nicht nur um den VAR, sondern eben auch um Teile des Regelwerks, über die Kevin de Bruyne (Manchester City) zuletzt sagte, dass er überhaupt keinen Überblick mehr habe.

Die Werte und die Liebe

Der Fußball müsse aufpassen, dass er nicht zu sehr in eine falsche Richtung abdriftet. So appelliert Robertson eindringlich: "Ich bin prinzipiell für Veränderungen und wir müssen mit der Zeit gehen, aber gleichzeitig müssen wir uns an die Werte des Fußballs erinnern, in den wir uns einst verliebt haben."

nba