Von Trainer Antonio Di Salvo gab es bereits Komplimente für die beiden sehenswerten Premierentreffer, die Rocco Reitz und Merlin Röhl am jüngsten Bundesligaspieltag erzielt haben. Und auch unter den Torschützen gab es einen Austausch dazu: "Einige lustige Kommentare sind im Internet aufgetaucht: Der Messi aus dem Breisgau und der Messi vom Niederrhein. Die Sprüche haben wir uns gegenseitig rübergeworfen", erzählte Reitz am Dienstag.
Seinem Tor beim 4:0 gegen Wolfsburg waren ein cleverer Ballgewinn und eine überlegte Finte vorausgegangen, Röhl hatte beim 1:3 in Leipzig per beeindruckendem Solo mehrere Gegenspieler stehen gelassen. Es läuft derzeit gut für die beiden zentralen Mittelfeldspieler, wobei Röhl in einer entscheidenden Kategorie klar vorne liegt: Der SC-Profi hat bereits drei U-21-Länderspiele absolviert, Reitz noch keins.
Das will der im Oktober erstmals nominierte Gladbacher so schnell wie möglich nachholen. Die EM-Qualifikationsspiel gegen Estland am Freitag und am Dienstag nächster Woche gegen Polen bieten zwei Gelegenheiten. Ein U-16-Einsatz aus dem Jahr 2017 steht bisher als einziger DFB-Auftritt in der Vita des 1,76-Meter-Mannes, der im U-17- und U-19-Alter viel mit Verletzungen zu kämpfen hatte.
Reitz: Der Durchbruch klappte nicht auf Anhieb
"Es ist das Schönste, was es gibt, für das Land spielen zu dürfen und den Adler auf der Brust tragen können. Dann ginge auch noch der nächste Traum in Erfüllung vom U-21-Nationalspieler, was schon eine Hausnummer ist", sagt Reitz, der sich gerade schon inmitten einer Traumreise befindet.
2009, im zarten Alter von sieben Jahren, hat Reitz bei der Borussia mit dem Kicken angefangen und sich bis zu den Profis hochgearbeitet. Der Durchbruch klappte nicht auf Anhieb, 2021/22 und in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison ließ er sich jeweils zu K. Sint-Truidense VV in die belgische erste Liga verleihen.
Jetzt aber sieht seine Einsatzbilanz im Team von Gerardo Seoane so aus: Reitz kam in allen elf Ligaspielen zum Einsatz, stand achtmal in der Startelf und kommt auf eine Vorlage und einen Treffer. "Dass es so gekommen ist, macht mich sehr glücklich. Wie es aktuell läuft, das hätte ich mir im Leben nicht vorstellen können", schwärmt Reitz.
Seine Entwicklung würde ihm auch gefallen, wenn sie ein anderer junger Spieler bei Borussia geschafft hätte. "Identifikation ist für mich sehr wichtig. Ich liebe den Verein, ich bin Fan von dem Verein, meine ganze Familie ist Fan von dem Verein", schildert Reitz seine besondere Beziehung zum Traditionsklub: "Ich habe mir das auch für den Verein gewünscht, dass aus der Jugend mal wieder einer durchbricht, auch mal Startelfeinsätze kriegt und mal ein Tor schießt. Wenn ich die Fanbrille aufsetzen würde, wäre ich sehr happy darüber. Und ich bin natürlich umso glücklicher, dass ich es dann am Ende bin."
Kimmich als Vorbild
Auf die Säule Nachwuchs müsse die Borussia in Zukunft wieder verstärkt setzen, meint Reitz, und hat auch weitere "gute Jungs aus den eigenen Reihen" ausgemacht: "Wenn die weiter Gas geben, kann es vielleicht bald einen zweiten solchen Fall geben." Reitz wird nun zunächst versuchen, seinen guten Trend auch im DFB-Dress fortzusetzen.
Und hat noch Großes vor, allein beim Blick auf seine Vorbilder. "Früher war ich großer Messi- und Barcelona-Fan", sagt Reitz, dem die entsprechenden Vergleiche aus dem Netz daher besonders gut geschmeckt haben. Und aktuell? "In den letzten Jahren schaue ich echt gerne dem Kimmich zu. Das ist so ein bisschen der Maßstab, wo ich irgendwann vielleicht mal hinmöchte. So wie er und seine Mannschaft Fußball spielen, ist beeindruckend. Da kann man sich so viele Dinge abschauen."
Kimmich hatte sein letztes von 14 U-21-Länderspielen im Alter von 20 Jahren bestritten und war dann bereits fest zum A-Team aufgerückt. Für die große DFB-Auswahl ist der Bayern-Star inzwischen 80-mal aufgelaufen. Es bleibt also noch einiges zu tun für Reitz.