Tim Walter verhehlte nicht, dass er kurz bange Momente hatte, als sein Vize-Kapitän Ludovit Reis in der Anfangsphase zu Boden gegangen war. Im letzten Testspiel vor Saisonbeginn hatte Reis in Glasgow eine Kapselverletzung in der Schulter erlitten, den Start deshalb verpasst. Der Coach verrät: "Es hat mit der alten Verletzung zu tun. Ludo ist da wieder draufgefallen, sie ist immer noch nicht ganz ausgeheilt. Aber er ist ein Typ, der unheimlich auf die Zähne beißt."
Grundsätzlich und auch am Sonntag gegen ebenfalls zähe Ostseestädter. "Wir wussten vorher, dass Hansa sehr kompakt verteidigt, dass wir geduldig sein müssen", erklärt Walter.
Lädierter Reis findet die Lücke
Seine Mannschaft bestand die Geduldsprobe auch, weil Reis die Lücke fand, sich mit einer geschickten Drehung um Svante Ingelsson herumdrehte und mit dem Halbzeitpfiff das erlösende erste Hamburger Tor erzielte. In der Phase vor dieser eminent wichtigen Führung war es dem HSV positiv anzurechnen, dass er zu keiner Phase unruhig geworden ist, mit dem 1:0 im Rücken zeichnete ihn die neue Qualität aus, eine Führung souverän runterspielen zu können.
Wir sind auf einem richtig guten Weg.
Ludovit Reis
"Wir sind auf einem richtig guten Weg", sagt Reis, nachdem er die Rolle des Wegweisers übernommen und auch noch den zweiten Treffer durch Laszlo Benes vorbereitet hat. Ernsthafte Sorgen um die Schulter bestehen keine: "Es gab einen Moment, in dem es wehgetan hat", sagt der 23-Jährige, "aber nach zehn Minuten war es dann okay. Es hat sich zwar ähnlich angefühlt beim ersten Sturz, aber ich denke, es ist nicht so schlimm wie damals in Glasgow."
2. Bundesliga, 5. Spieltag
Pherai die erste Härtfall-Entscheidung Walters
Reis hatte auf der Achter-Position im Verbund mit Benes Regie geführt, Walters erste Härtefall-Entscheidung in dieser Saison war damit gegen Immanuel Pherai ausgefallen. Den zweiten offenen Platz in der Startelf bekam Sebastian Schonlau nach auskuriertem Faszienriss in der Wade - mitentscheidend für den sonntäglichen Sieg und nun 13 Punkte aber ist neben der guten Kaderzusammenstellung das Bewusstsein für mehr Risikoabsicherung.
Wir sind auch richtig giftig, haben eine große Geilheit in der Arbeit gegen den Ball.
Daniel Heuer Fernandes
"Wir haben richtig viel Qualität dazubekommen", sagt Keeper Daniel Heuer Fernandes, "aber wir sind auch richtig giftig, haben eine große Geilheit in der Arbeit gegen den Ball. Die Art und Weise, wie wir die Spiele annehmen, macht mich richtig glücklich." Denn: "So sind wir schwer zu stoppen." Dann aber folgt der mahnende Zusatz: "Entscheidend wird sein, dass wir es beibehalten, genauso weiterzuspielen." Sebastian Wolff