2. Bundesliga

Kiels Reese: "Der Weg über die Relegation passt zu unserer Saison"

Kiel will dem Kraftmangel und der Personalnot trotzen

Reese: "Der Weg über die Relegation passt zu unserer Saison"

Hofft auf den Aufstieg über den Umweg Relegation: Der Kieler Fabian Reese.

Hofft auf den Aufstieg über den Umweg Relegation: Der Kieler Fabian Reese. imago images

Seinen Spielern verordnete Ole Werner ausdrücklich das, was er sich nicht zugestanden hat. Bereits Sonntagabend vertiefte sich Kiels Trainer in die Analyse des 1. FC Köln. Seit Wochen hatte Holsteins Trainerteam Material der möglichen Relegationsgegner zusammengetragen, "wir waren auf alles vorbereitet", versichert der Coach. Die Profis der KSV hingegen sollten sich unmittelbar nach dem 2:3 gegen Darmstadt, dem zweiten vergebenen Matchball, ihren Gefühlen hingeben. "Wir haben der Enttäuschung am Sonntag ganz bewusst Raum gegeben. Du kannst dich auf neue Dinge nur dann einstellen, wenn du die Dinge die hinter dir liegen, verarbeitet hast."

Wegen Ausfällen: Werner gegen die Optionen aus

Die neuen Dinge sind zwei Entscheidungsspiele, die sich die Störche in doppelter Hinsicht gern erspart hätten. Zum einen hatten sie den Aufstieg angesichts von vier Zählern Vorsprung zwei Partien vor Saisonende, noch dazu bei zweimaliger Halbzeit-Führung, auf dem Silbertablett vor sich liegen. Zum anderen sind sie kräftemäßig ausgezehrt von neun Spielen binnen eines Monats nach insgesamt vier Wochen in der Quarantäne.

"Scheißegal, wir packen das", hatten die Kieler zu ihrem Motto nach dem zweiten Re-Start erklärt, sind danach immer mal wie Boxer durch den Ring getaumelt, aber nie auf die Bretter gegangen, sondern verkörperten den Willen und die Qualität, immer wieder zurückschlagen zu können. Sonntag freilich wirkten sie weit mehr als nur angeschlagen, der Einbruch im zweiten Durchgang wirkte wie ein Niederschlag. Dazu kommen personelle Probleme: Zu den Langzeit-Ausfällen fehlen Jonas Meffert und Alexander Mühling gelbgesperrt, Werner ist wohl gezwungen, den nach COVID-19-Erkrankung noch nicht wieder eingesetzten Aleksandar Ignjovski auf die Sechser-Position zu beordern. Ein Risiko, weil der Serbe seit Wochen ohne Praxis ist, aber der Trainer weiß: "Allzu viele andere Optionen gibt es nicht mehr."

Störche wollen "das Unmögliche möglich machen"

Stehen die Kieler Boxer unter diesen Voraussetzungen nochmals auf? Fabian Reese erklärt das nun anstehende Saisonfinale zum Spiegelbild dieser denkwürdigen Spielzeit. "Es passt zu unserer Saison, dass wir den Weg über die Relegation gehen. Wir hatten es durch viele Rückschläge nie leicht, und haben es uns jetzt auch nicht leicht gemacht. Aber vor der Saison und auch nach der zweiten Quarantäne hätte die Relegationsteilnahme jeder unterschreiben." Deshalb denkt der gebürtige Kieler auch gar nicht daran, trotz schwieriger Ausgangslage das Handtuch zu werfen. "Darmstadt war bitter, aber unser Fokus ist jetzt voll und ganz auf Köln gerichtet. Wir sind sehr konzentriert und wollen uns unbedingt durchsetzen."

Bei seinem Trainer rennt der Flügelstürmer mit dieser Herangehensweise offene Türen ein. Werner sagt inzwischen zwar, der Bundesliga-Aufstieg bedeute, "das Unmögliche möglich zu machen." Er streicht aber auch heraus, dass genau das in dieser Saison Holsteins Königsdisziplin war. "Es war in dieser Spielzeit häufig so, dass niemand auf uns gesetzt hat." Wie vor dem Zweitrunden-Pokalduell gegen den FC Bayern oder nach dem zweiten Re-Start. "Jetzt sind wir wieder in der Außenseiterrolle." Mit dem Ziel, nach der Trauer vom Sonntag zum entscheidenden Gegenschlag auszuholen.

Sebastian Wolff

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