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Real Madrid im TV? Das hält "Schaffner" Simeone nervlich nicht aus

Atletico-Trainer bewegt von den Fangesängen

Real im TV? Das hält "Schaffner" Simeone nervlich nicht aus

Keiner leidet schöner bei Atletico: Diego Simeone.

Keiner leidet schöner bei Atletico: Diego Simeone. imago images

Diego Simeones Nerven, sie werden im Saisonfinale schon arg strapaziert. Auch am Mittwoch wieder: Sein Team lag bis zur 82. Minute mit 2:0 vorne, ehe Real Sociedad nach einer Ecke traf. In der Nachspielzeit sah man einen Simeone, wie er leibt und lebt.

Die Spieler waren schon aufgerückt, Keeper Oblak sollte einen Freistoß ausführen. Gar nicht so kompliziert, für Simeone aber ein Grund, in einer Art und Weise herumzugestikulieren, als müsste er vier Güterzüge auf einmal umleiten. Erst riss er die Arme hoch, zeigte dann mit den Zeigefingern Richtung Boden, verschränkte anschließend die Arme über dem Kopf, winkte mit den Händen nach hinten, nahm sie wippend wieder nach vorne, dann den rechten Arm mit erhobenem Zeigefinger hoch, nochmal ein Doppelarmwippen zwischendurch, dann nochmal nur den Finger, sicherheitshalber noch ein Doppelarmwippen hinterher. Dann haute Oblak das Leder wie erwartet irgendwohin, Hauptsache weit in die gegnerische Hälfte. Simeone fiel ein Stein von Herzen. Oblak hatte verstanden.

Typisch für den emotionalen Argentinier. Am Seitenrand vermittelt er stets den Eindruck, jeden Moment aufs Spielfeld zu rennen, und irgendwie wartet man immer darauf, dass das endlich mal passiert. Still steht der 51-Jährige nie, ununterbrochen redet er mit den Spielern, den Schiedsrichtern, zur Not einfach mit sich selbst. Nach dem Schlusspfiff rannte Simeone schnurstracks und mutterseelenallein mit ausgestreckter Jubelfaust in die Kabine, an ein Shakehands mit Real Sociedads Trainer Alguacil verschwendete er keinen Gedanken mehr. Vor dem Stadion hörte man die Fans jubeln, was Simeone später als "bewegend" bezeichnete.

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"Gelitten" hätten er und sein Team hingegen während des Spiels, sagte Simeone danach, und meinte damit wohl in erster Linie sich selbst. Jetzt müsse man erst einmal regenerieren. "Das war eine harte Saison, und sie wird bis zum Ende hart bleiben." Die Spannung bei Atleticos Spielen reicht ihm übrigens völlig. Das Duell zwischen Real Madrid und Sevilla am vergangenen Sonntag (2:2) hatte er wegen der nervlichen Belastung nicht ansehen können. Und die Partie zwischen Real und Granada heute Abend? "Ich habe letzte Woche schon gesagt, dass ich nervös war. Man kann sich vorstellen, wie das jede Woche ist. Ich schaue es mir lieber nicht an und erfahre es dann im Nachhinein."

Mit einem Sieg könnte Real bis auf zwei Punkte an Atletico heranrücken. Die Königlichen haben zudem den direkten Vergleich gegen die Colchoneros für sich entschieden, der Stresspegel droht also hoch zu bleiben.

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Der war gerade in den Schlussminuten der vergangenen Partien brutal für Simeone. Beim 0:0 in Barcelona köpfte erst der völlig freie Ousmane Dembelé über das Tor, Messi zwirbelte in der 90. Minute einen Freistoß knapp am Gehäuse vorbei. Die Woche zuvor schoss Elche beim 1:0-Sieg Atleticos in der Nachspielzeit einen Elfmeter an den Pfosten.

Bald hat das Zittern aber ein Ende, so oder so. Am kommenden Sonntag (18.30 Uhr) trifft Atletico auf Osasuna, am 23. Mai, also im Saisonfinale, geht es nach Valladolid. Lenkt der Schaffner den rot-weißen Zug tatsächlich ins Ziel? Es wäre Simeones zweite Meisterschaft mit den Colchoneros nach 2014...

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