Europa League

Anorthosis Famagusta: Rapids Albtraum ist wieder da

EL-Quali gegen Anorthosis Famagusta

Rapids Albtraum ist wieder da

Andi Dober und Steffen Hofmann wurden 2008 von Anorthosis Famagusta kalt erwischt.

Andi Dober und Steffen Hofmann wurden 2008 von Anorthosis Famagusta kalt erwischt. GEPA pictures

"Your nightmare returns", haben die mitgereisten Rapid-Fans im August 2010 Aston Villa im Villa Park begrüßt und die Truppe um Emile Heskey & Ashley Young an das Ausscheiden im Jahr davor erinnert. Das Transparent hat gewirkt, prompt gelang das "Wunder von Birmingham" ein zweites Mal. Am Donnerstag kommt mit Anorthosis Famagusta ein "Rapid-Albtraum" zurück nach Hütteldorf. Und auch wenn die erste Begegnung schon 13 Jahre zurück liegt, längst eine neue Spielergeneration am Werk ist, ein gewisser "Horror-Faktor" haftet den Zyprern immer noch an.

EL-Quali - 3. Runde

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"Das war eine mittlere Katastrophe damals", erinnert sich Andi Dober, Rapids langjährige Nummer 23, an das Aus des damals regierenden Meisters in der CL-Qualifikation. "Das Hinspiel in Larnaka ist einfach scheiße gelaufen. Es hat gefühlte 50 Grad gehabt und wir waren erst einmal überrascht, dass die so eine gute Mannschaft hatten. Wer war schon Zypern damals? Aber die Mannschaft bestand fast nur aus Legionären und war richtig abgebrüht. Die Rechnung haben wir mit 0:3 präsentiert bekommen."

Kult-Rapidler Dober: "Das war schon blamabel"

Trainer Peter Pacult war so richtig angefressen, beschwor aber den "Geist von 1985", als er zwei Tore zur größten Aufholjagd in Rapids Europacup-Geschichte beisteuerte und Dynamo Dresden nach 0:3 im Hinspiel noch mit 5:0 aus dem Bewerb warf. "Irgendwie hatten wir dann wirklich das Gefühl, dass wir das in Sankt Hanappi noch drehen können", hatte nicht nur Andi Dober wieder Mut geschöpft. Der aber fast wieder dahin war, als Goalie Georg Koch schon nach 13 Minuten regungslos zusah, wie ein an sich harmloser Kopfball seine Torlinie passierte. Pacult warf nun alles in die Waagschale, brachte den nicht einmal 18-jährigen Christopher "Fritz" Drazan, der dem Duo Hoffer-Maierhofer "auf seine unnachahmliche Art" (© Dober) tatsächlich zwei Torvorlagen zum 3:1-Sieg lieferte.

Ich war nur sechs Monate dort und habe vier Monate kein Geld gesehen.

Andi Dober über sein Zypern-Abenteuer

"Wahrscheinlich ist der Fritz der einzige, der nicht nur schlechte Erinnerungen an Anorthosis hat", so Dober, der über die Stimmung nach dem Spiel nur so viel sagt: "Gefeiert haben wir das 3:1 in der Kabine nicht. Wenn wir eine Runde später gegen Olympiakos ausscheiden, okay, aber gegen einen Klub aus Zypern? Das war schon blamabel." Doch auch Olympiakos musste sich Anorthosis geschlagen gegen, die Zyprer zogen in die Champions League ein und schlugen sich auch dort mit sechs Punkten mehr als beachtlich.

Dobers Tipp für die Neuauflage gegen Famagusta

Für Andreas Dober, der an den letzten beiden Meistertiteln Rapids beteiligt war, war es nicht die letzte Begegnung mit ihnen. 2014 wechselte er (mit Thomas Prager) zu Ethnikos Achnas auf die Mittelmeerinsel. "Aber auch da haben wir von Anorthosis eine auf den Deckel bekommen." So schön das Leben auf der Insel für den heute 35-Jährigen war, ausgezahlt hat sich der Transfer nicht. "Ich war nur sechs Monate dort und habe vier Monate kein Geld gesehen." Andere Vereine konnten und können sich allerdings auch recht namhafte Legionäre aus Brasilien und Spanien leisten.

Die teuersten Transfers der Fußballgeschichte

Für die "Neuauflage" des Duells ist Dober, der mit seinem Schwager noch für Absdorf kickt ("Weil mein Schwiegervater sich das so gewünscht hat."), optimistisch. "Rapid steigt auf. 2:0 daheim, 1:1 auswärts." Am liebsten mit Toren und Topleistungen von Taxi Fountas und Robert Ljubicic. Die zählen nämlich zu den Schützlingen des seit vergangenen Oktober für die Agentur von Max Hagmayr tätigen Spielerberaters.

Wenn nur Anorthosis-Trainer Temur Ketsbaia nichts dagegen hat. Der 53-Jährige, der es als Spieler bei Newcastle United zu Kultstatus gebracht hatte, saß bei Rapids Gegner schon vor 13 Jahren auf der Betreuerbank. Nach Stationen bei (u.a.) Olympiakos, als georgischer Teamchef und bei AEK Athen kehrte er 2019 zu dem seit seinem Abgang titellosen Klub zurück und gewann in der abgelaufenen Saison schon wieder den Cup. Der Glatzkopf wird doch nicht das Gesicht des Rapid-Albtraums werden wollen?

Horst Hötsch