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Protestwelle gegen UEFA: Bundesliga-Stadien bunt, Fähnchen in der Allianz-Arena

Prominente Persönlichkeiten üben deutliche Kritik

Protestwelle gegen UEFA: Bundesliga-Stadien bunt, Fähnchen in der Allianz-Arena

Gegenmaßnahmen werden aufgefahren: Die UEFA steht nach ihrem Regenbogen-Verbot für die Stadt München stark unter Beschuss.

Gegenmaßnahmen werden aufgefahren: Die UEFA steht nach ihrem Regenbogen-Verbot für die Stadt München stark unter Beschuss. imago images

Die UEFA untersagt ein buntes Stadion in München - und erntet eine noch buntere Protestwelle. So haben die Bundesliga-Klubs aus Köln und Frankfurt bereits bekanntgegeben, am Mittwoch nun jeweils ihr eigenes Stadion in den Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen.

"Effzeh"-Geschäftsführer Alexander Wehrle wird in einem Statement dazu mit folgenden Worten zitiert: "Köln und der FC stehen für Vielfalt und Toleranz. Die Entwicklungen in Ungarn sind erschreckend - umso wichtiger ist es, ein Zeichen dagegen zu setzen." SGE-Vorstandssprecher Axel Hellmann twitterte: "Wenn München am Mittwoch nicht darf, dann müssen eben die anderen Stadien im Land Farbe bekennen. Auf jetzt, Kollegen in der Liga." Und weiter: "Wir schalten zum Spiel gegen Ungarn den Regenbogen an. Das Waldstadion bleibt bunt."

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Mit weiteren Solidaritätsbekundungen wird gerechnet, der VfL Wolfsburg, der FC Augsburg, Fortuna Düsseldorf, Union Berlin sind etwa schon nachgezogen - wie auch Hertha BSC mit dem Olympiastadion. "Wir machen da gerne mit, weil wir uns für Toleranz und Menschenrechte einsetzen", hat Christoph Meyer, Sprecher der Olympiastadion GmbH, am Dienstag der "Berliner Zeitung" mitgeteilt. Außerdem wird berichtet, dass der Berliner Senat aktuell darüber nachdenken soll, ob auch das Brandenburger Tor in den Regenbogenfarben erstrahlt. Zweitligist 1. FC Nürnberg wird sein VIP-Gebäude aus Solidarität am Mittwoch in den Regenbogenfarben illuminieren, Drittligist MSV Duisburg in Absprache mit der Betreibergesellschaft sein Stadion.

Die wie eine Lawine anrollende und bis morgen Abend sicherlich noch größer werdene Entrüstung hat zudem längst die Grenzen des Fußballs verlassen. So wird auch der TV-Sender "ProSieben" sein Logo farblich anpassen, Politiker nahezu aller Parteien wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ("Es wäre ein sehr gutes Zeichen für Toleranz und Freiheit gewesen") äußern ferner ihr Missfallen über die UEFA. Die Linke schreibt: "Wer bei Menschenrechten von Neutralität spricht, hat nichts verstanden." Auch der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP im Bundestag, Marco Buschmann, bedauert die Entscheidung: "Die Regenbogenfarben stehen für Selbstbestimmung, Toleranz, Weltoffenheit, Freiheit." Obendrein werden auch Stimmen aus dem Ausland wie aus Frankreich laut - und Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat bereits das ganze Land zur bunten Beflaggung aufgerufen: "Für Toleranz. Gegen Homofeindlichkeit. Nicht nur, wenn es um Fußball geht. Lasst uns ein starkes Zeichen der Vielfalt setzen und den Regenbogen durchs Land tragen."

Selbst in der Münchner Allianz-Arena soll es trotz der UEFA-Entscheidung bunt zugehen. Der Dachverband des deutschen Christopher Street Day's (CSD) wird mit Partnern wie Amnesty International den Fans 11.000 Fahnen zur Verfügung stellen. Der Münchner Olympiaturm, von dessen Spitze man Richtung Bayern-Stadion blicken kann, wird derweil anstelle der Allianz-Arena in Regenbogenfarben leuchten.

Hitzlsperger appelliert an die Vernunft

Englands früherer Nationalspieler Gary Lineker, bekannt für freche wie humorvolle Sprüche, hat unterdessen auf Twitter die Münchner Stadtwerke angesprochen. Seine Forderung: "Macht es trotzdem - die können uns mal. Macht es, München. Macht es. Macht ein Licht, das die ganze Welt sehen kann."

Und der langjährige Profi sowie ehemalige DFB-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, der sich 2014 nach dem Ende seiner aktiven Karriere als schwul geoutet hat, addressiert mit seinem Statement nochmals die UEFA direkt. Der 39-jährige Vorstandsboss des VfB Stuttgart schreibt auf Twitter: "Liebe UEFA, seid nicht beleidigt wegen LGBTQ. Denkt an diejenigen, die noch immer diskriminiert werden. Sie brauchen Unterstützung. Auch eure Unterstützung!"

Die UEFA hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.

Lesben- und Schwulenverband in Deutschland e.V.

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland e.V. meldet sich auch zu Wort. "Wir als Verband finden es sehr befremdlich, wie die UEFA mit Werten umgeht, die in der Gesellschaft allgemein akzeptiert werden sollten", so LSVD-Sprecher Markus Ulrich gegenüber dem SID. "Die UEFA hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt - und es ist klar zu erkennen, auf welche Seite sie sich mit ihrer Entscheidung stellt."

Dieser Proteststurm, der sich gegen die Politik der rechtsnationalen Regierung Ungarns unter Ministerpräsident Viktor Orban und deren Gesetz gegen "Werbung" für Homosexualität richtet, erreicht mit all diesen Maßnahmen und Statements ungeahnte Ausmaße - und dürfte noch weiter zunehmen. Das dritte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Außenseiter Ungarn steigt schließlich erst am Mittwochabend um 21 Uhr (LIVE! bei kicker).

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