Viel Zeit zur Eingewöhnung blieb Marin Pongracic bei seinem neuen Klub bislang nicht. Erst am letzten Tag der Sommer-Transferperiode verpflichtete der BVB den Abwehrspieler auf Leihbasis (mit Kaufoption) vom VfL Wolfsburg. Doch als der 24-Jährige auf dem Trainingsgelände der Dortmunder im Stadtteil Brackel erschien, waren die meisten Kollegen gar nicht mehr da, sondern bereits bei ihren Nationalmannschaften. Vor seinem Startelf-Debüt in Leverkusen trainierte Pongracic daher kaum mit seinem Nebenmann Manuel Akanji, im taktischen Bereich sogar überhaupt nicht. Nicht nur gemessen daran feierte der kroatische Nationalspieler am Samstag eine erstaunlich gute Premiere im schwarz-gelben Trikot - und kassierte dafür ein Lob seines Trainers Marco Rose, der mit ihm bereits in Salzburg zusammengearbeitet hatte.
"Ich finde, Marin hat ein sehr gutes Spiel gemacht", sagt der BVB-Coach. "Er war sehr präsent, solange seine Kräfte gereicht haben, und mit dem Ball ordentlich." In der Tat fiel auf, dass Pongracic nicht nur ein guter Zweikämpfer ist - der in seinem ersten Spiel für die Borussia starke 83 Prozent seiner Duelle für sich entscheiden konnte -, sondern auch im Spielaufbau die nötige Ruhe und Passsicherheit (86 Prozent) mitbringt.
"Drei Gegentreffer sind immer demütigend"
Ganz zufrieden war Pongracic dennoch nicht mit seinem Debüt - was vor allem an den Gegentreffern lag: "Wir haben drei Gegentore bekommen, das ist für einen Innenverteidiger immer demütigend", sagte der Verteidiger, der am Samstag auch noch Geburtstag hatte, "aber wir haben zum Glück eins mehr geschossen und sind verdient als Sieger vom Platz gegangen." Nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für ihn sei es ein "Wahnsinnsspiel" gewesen, "wie in einem Actionfilm". Widersprechen konnte man ihm angesichts des Spektakels, das beide Teams in den rund 96 Spielminuten am Samstag veranstalteten, nicht.
Dass er die Schlussphase nicht mehr auf dem Rasen erlebte, sondern in der 84. Minute für Mats Hummels ausgewechselt wurde, musste Pongracic nicht beunruhigen. Er ist zwar der Herausforderer des etatmäßigen Abwehrchefs. Doch Hummels wird nach seiner "diffusen Verletzung" am Knie, wie es Rose bezeichnete, noch einige Zeit brauchen, bis er im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Bereits am Mittwoch, wenn der BVB bei Besiktas in die neue Champions-League-Saison startet, könnte Pongracic daher der nächste Startelf-Einsatz winken. Verdient wäre er nach dessen gelungenem Debüt in Leverkusen in jedem Fall.