Die Pokémon-Welt ist im Umbruch. Ein Umbruch, der sich in etwa alle drei Jahre vollzieht. Die neuen Videospieleditionen sind schon im November erschienen - nun folgt die Kartenwelt. Am 31. März bringt Nintendo Karmesin und Purpur ins Sammelkartenspiel und damit einige Updates. "Da freuen sich sehr viele Spieler drauf, mich inklusive", sagt Pokémon-Weltmeisterin Kaya Lichtleitner im Gespräch mit kicker eSport. Aus diesem Anlass hat uns der Konzern eine Karte zur exklusiven deutschen Vorstellung gegeben. Schick und besonders ist sie, aber kann sie auch in Turnieren bestehen?
Neuer Rand für Karten und Regeländerungen
Drei Jahre lang lebte die kompetitive Szene des Pokémon Trading Card Games (TCG) in der Welt von "Schwert und Schild". Nun wird es Änderungen geben. Einige davon sind kosmetischer Natur: Ein paar Icons werden auf den Karten durch die Gegend geschoben, damit Spieler sie besser sehen können. Und der für Deutschland so ikonische gelbe Rand verschwindet und wird durch den japanischen grauen ersetzt.
Spannender sind da die mechanischen Änderungen.
Ausrüstungskarten zählen nun nicht mehr als Items. "Die Regel ist interessant, denn es gibt eine Menge Karten, die dich nach Items suchen lassen."
Weltmeisterin Kaya Lichtleitner: "Es ist glaube ich so langsam Zeit für einen Wechsel der Karten." privat
Es wird also schwieriger Ausrüstung im Deck zu finden. "Der Grund dafür muss sich allerdings noch zeigen", sagt Lichtleitner, "bisher ist noch keine besonders starke Ausrüstungskarte bekannt gegeben worden." Die Weltmeisterin vermutet allerdings, dass Nintendo in naher Zukunft solche Karten vorstellen wird. Neu, oder viel eher wieder mit dabei, sind Ex-Entwicklungen. Zu vergleichen etwa mit V- oder V-Max-Pokémon, haben die Ex-Karten starke Attackeneffekte und bringen dem Gegner gleich zwei Preiskarten, wenn er sie besiegt.
Jetzt mit grauem Rand. Nintendo
"Es ist glaube ich so langsam Zeit für einen Wechsel der Karten", fasst Lichtleitner den Status der Szene zusammen, "Das Format hat sich seit fünf Monaten nicht wirklich groß verändert. Viele Leute sind jetzt aufgeregt, dass neue Karten herauskommen werden und neue Decks entstehen." Im Blick hat sie das neue Miradon Ex. "Das wird das erste Ex-Deck, das wirklich groß wird", legt sie sich fest.
kicker präsentiert Traumato-Kunstwerk
Eine dieser neuen Karten ist Traumato, die kicker eSport heute exklusiv präsentiert. In der Regel erscheinen zusätzlich zu den normalen Karten auch immer solche mit "Alternate Art", also eine zweite Version. Zwar sind die Fähigkeiten identisch, dafür ist sie aber immer kunstvoll gestaltet und meistens auch holografisch.
Ist etwas ganz besonderes: Das Traumato in der Secret-Rare-Version. kicker eSport
Ist etwas ganz besonderes: Das Traumato in der Secret-Rare-Version. kicker eSport
Traumato ist darüber hinaus eine gewisse Besonderheit, eine "Secret Rare"-Karte, die quasi zusätzlich zum offiziellen Set erscheint und deswegen auch höhere Preise am Markt erzielt.
Damit noch nicht genug: Gezeichnet ist sie vom wahrscheinlich ungewöhnlichsten Künstler der Szene: Tomokazu Komiya, der schon seit den 90ern Illustrationen für Pokémon anfertigt. Er ist bekannt für seinen Stil, der die Monster in der Regel deformiert darstellt und auf ihre Eigenschaften eingeht. An seinen Zeichnungen scheiden sich die Geister in der Szene, mit der Traumato-Karte ist ihm aber ein richtiges Kunstwerk gelungen, das auch unter allen existenten Karten kaum ein Gegenstück finden dürfte. Die Darstellung zeigt die Psycho-Natur des Pokémons und hebt hervor, dass es die Träume von Menschen beeinflussen kann.
Voraussichtlich viel günstiger: Die normale Version der Traumato-Karte in der neuen Edition. Nintendo
Taktisch gesehen ist Weltmeisterin Lichtleitner jedoch zwiegespalten: "Vor allem in so einem starken Format, das wir gerade haben, wird das Traumato nicht gegen die meisten Decks ankommen. Obwohl es eigentlich schon eine coole Attacke hat, die auch mal ein bisschen was anders macht, als einfach nur stumpf draufhauen."
Während "Sanfter Schlag" aufgrund der Kosten völlig zu vernachlässigen ist, kann "Ungewollter Schlummer" Gegner vor Probleme stellen. Nicht nur durchkreuzt er jegliche Taktik, die mit dem aktuellen aktiven Pokémon verfolgt wird, er schläfert es zusätzlich ein.
Jede Runde muss der Gegner dann eine Münze werfen, nur bei Kopf wacht das eigene Pokémon auf und kann angreifen. "Es könnte interessant werden, wenn Leute zum Beispiel anfangen, weniger Tauschkarten in ihren Decks zu spielen. Dann kann es sein, dass das Pokémon einen Zug feststeckt", taktiert Lichtleitner.
Künstlerisch hochwert, taktisch kaum relevant
Die Weltmeisterin sieht auch den Sammelkartenaspekt und findet das Traumato selbst ziemlich schick. "Natürlich ist Pokémon auch ein Sammelkartenspiel, und es gibt viele Sammler, die sich dann besonders dafür interessieren. Dafür ist es sehr gut, dass Pokémon noch solche Karten druckt."
Sie selbst setzt in der Regel aber auf die Basisversionen der Karten. Ein logischer Schritt, da eine Deckzusammenstellung sonst schnell sehr teuer werden kann.
Zieht Lichtleitner besondere Karten aus Boostern, finden diese aber trotzdem hin und wieder ihren Weg in ihre Decks. Ansonsten werden sie verkauft. Denn die Karten zu handeln kann sehr einträglich sein. Dreistellige Umsätze sind pro Monat keine Seltenheit. Nun erhöht Nintendo zusätzlich die Preise für die Booster um 50 Cent - Wegen der Inflation. Dem Wert der Traumato-Karte dürfte das nur zuträglich sein. Unser Fazit: Kompetitiv vermutlich irrelevant, aber künstlerisch eine der besondersten Karten, die es im TCG-Universum gibt.
