EM

Schweiz gegen Türkei als "Spiel der letzten Chance"

"Goldene Generation" steht gegen die Türkei am Scheideweg

Petkovics verzweifelter Appell an die Schweiz vor dem "Spiel der letzten Chance"

"Unsere Werte und Tugenden auf den Platz bringen": Vladimir Petkovic in Baku.

"Unsere Werte und Tugenden auf den Platz bringen": Vladimir Petkovic in Baku. imago images

Es ist eine Entschuldigung, aber auch ein Erklärungsversuch und ein letzter verzweifelter Aufruf zum Zusammenhalt: "Fußballspieler und Trainer haben Gefühle, Sorgen, Ängste und Freuden wie alle anderen. Wir sind genauso verletzlich", schrieb Petkovic nach turbulenten Turniertagen in einem eindringlichen Brief in der Zeitung "Schweiz am Wochenende". Deshalb brauche es "die Unterstützung von Euch allen. Eure Solidarität. Eure Positivität".

Nach nur einem Punkt aus den ersten beiden Spielen hilft den Schweizern am heutigen Sonntagabend (18 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen die Türkei nur ein Sieg weiter. In Baku erwartet die Eidgenossen ein echtes Auswärtsspiel. Wie schon gegen Wales (0:2) wird der Großteil der 34.350 Zuschauer in Aserbaidschans Hauptstadt das Team aus der Türkei unterstützen. Die beiden Länder pflegen ein enges Verhältnis ("Two countries, one nation").

Europameisterschaft - Vorrunde, 3. Spieltag
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Europameisterschaft - Tabelle - Gruppe A
Pl. Verein Punkte
1
Italien Italien
9
2
Wales Wales
4
3
Schweiz Schweiz
4

Im Spiel der letzten Chance müssen wir neben der richtigen taktischen Ausrichtung auch wieder alle unsere Werte und Tugenden auf den Platz bringen: Solidarität, Identifikation, Freude und Respekt.

Vladimir Petkovic

"Wir werden alles dafür tun, dass wir uns am Sonntagabend alle gemeinsam freuen können", versprach Petkovic in seinem emotionalen Appell: "Im Spiel der letzten Chance müssen wir neben der richtigen taktischen Ausrichtung auch wieder alle unsere Werte und Tugenden auf den Platz bringen: Solidarität, Identifikation, Freude und Respekt. Dann können wir es schaffen."

Sollten die Eidgenossen, bei denen Torhüter Yann Sommer nach der Geburt seiner zweiten Tochter wieder zurück und einsatzbereit ist, das Achtelfinale verpassen, dürfte es für Petkovic eng werden. Den enttäuschenden Auftritt beim 0:3 gegen Italien im zweiten Gruppenspiel hatte die "Neue Zürcher Zeitung" als "Tiefpunkt" der Ära Petkovic bezeichnet.

Der 57-Jährige wird in der Schweiz seit jeher kritisch beurteilt, weil die Ergebnisse der als "goldene Generation" gefeierten Nati unter seiner Führung nicht den großen Erwartungen entsprachen.

Nicht immer erfüllen wir, was Ihr von uns erwartet. Wir sind Menschen, die versuchen, diesen Ansprüchen gerecht zu werden, was uns aber leider nicht immer gelingt.

Vladimir Petkovic

Außerdem bekam Petkovic auch bei diesem Turnier die Nebenschauplätze nicht in den Griff. Stand bei der WM 2018 in Russland die "Doppeladler-Affäre" im Fokus, richtete sich dieser diesmal auf die "Friseur-Affäre" um Granit Xhaka und Manuel Akanji.

"Nicht immer erfüllen wir, was Ihr von uns erwartet. Wir sind Menschen, die versuchen, diesen Ansprüchen gerecht zu werden, was uns aber leider nicht immer gelingt", schrieb Petkovic vor dem Duell mit den vor dem Turnier ebenfalls hoch gehandelten Türken, bei denen Trainer Senol Günes genauso unter Druck steht.

Rechenspiele sind vor dem "Endspiel" in Baku unausweichlich. Das Ergebnis im Parallelspiel zwischen Italien und Wales wird eine Rolle spielen, das Abschneiden der Dritten in den anderen Gruppen auch. Klar ist aber: Sowohl der Schweiz als auch der Türkei hilft heute Abend nur ein Sieg weiter.

ski/sid

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