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Peters gewinnt erste Pyrenäen-Etappe - Buchmann verliert erneut

8. Etappe: Cazeres-sur-Garonne - Loudenvielle (141 km)

Peters gewinnt erste Pyrenäen-Etappe - Buchmann verliert erneut

Nans Peters kletterte am schnellsten die ersten Pyrenäen-Pässe hoch.

Nans Peters kletterte am schnellsten die ersten Pyrenäen-Pässe hoch. Getty Images

Der Tritt wurde schwerer, das Loch immer größer. Für Emanuel Buchmann ist beim ersten Schlagabtausch in den Pyrenäen der Traum vom Podium bei der Tour de France in weite Ferne gerückt. Der deutsche Hoffnungsträger erreichte am Samstag mit über einer Minute Rückstand auf die Stars der Branche das Ziel in Loudenvielle. Noch viel schlimmer erging es dem französischen Mitfavoriten Thibaut Pinot, der einen großen Einbruch erlebte und alle Chancen einbüßte. Und auch sein Landsmann Julian Alaphilippe hat das Gelbe Trikot aus den Augen verloren.

Da war es für die Gastgeber nur ein schwacher Trost, dass Ausreißer Nans Peters nach 141 Kilometern und drei schweren Bergen im Alleingang die Etappe vor dem Letten Toms Skujins und dem Spanier Carlos Verona gewann. Das Gelbe Trikot des Gesamtersten verteidigte der Brite Adam Yates mit letzter Kraft, nachdem er mehrmals abgehängt worden war, sich aber immer wieder rankämpfte.

Buchmann verliert über eine Minute

Zur Sache ging es erstmals unter den Favoriten, die 6:40 Minuten nach den Ausreißern ankamen. Beim Anstieg zum Col de Peyresourde legten die Stars ihre Zurückhaltung ab, immer wieder kam es zu Attacken. Das war zu viel für Buchmann, der schon früh das Tempo nicht mehr mitgehen konnte. Am Ende verlor er 1:03 Minuten auf Roglic und Co. und ist in der Gesamtwertung mit 1:25 Minuten Rückstand nun Elfter. Das hatte sich der Ravensburger anders ausgerechnet. Bis zum Ruhetag wollte er eigentlich keine Zeit mehr verlieren, um in der Schlusswoche angreifen zu können.

Am Ende blieben die ganz großen Favoriten beisammen. Der slowenische Jungstar Tadej Pogacar, am Vortag noch auf einer Windkantenattacke abgehängt, konnte sogar mehr als eine halbe Minute wieder gut machen. Aber Roglic, Vorjahressieger Egan Bernal, dessen kolumbianischer Landsmann Nairo Quintana und auch Yates kamen zusammen ins Ziel.

Pinot der große Verlierer des Tages

Der ganz große Verlierer des Tages war aber Pinot. Beim vorletzten Anstieg zum 1755 Meter hohen Port de Balès, einem Berg der höchsten Kategorie, musste der 30-Jährige abreißen lassen. Eskortiert von seinen Helfern quälte sich Pinot über die Berge und verlor 25 Minuten auf Tagessieger Peters. Offensichtlich hatte er gesundheitliche Probleme, womöglich durch seinen Sturz am ersten Tag. Damit ist Pinot wieder einmal der Pechvogel. 2019 hatte er den Gesamtsieg vor Augen, ehe ihn eine Muskelverletzung am drittletzten Tag zur Aufgabe zwang.

Buchmann ohne Helfer

Da hielt sich der Schaden von Buchmann noch in Grenzen, aber es war kein guter Tag. Der 27-Jährige war wieder einmal als Einzelkämpfer unterwegs. Schon am vorletzten Anstieg hatte sich der letzte Helfer verabschiedet. Womöglich lag es auch an den großen Anstrengungen vom Vortag, als das Bora-hansgrohe-Team schon kurz nach dem Start attackiert und fast den ganzen Tag das Tempo vorgegeben hatte.

Maximilian Schachmann war noch mit am längsten an Buchmanns Seite, irgendwann ging es beim deutschen Ex-Meister auch nicht mehr. Der Berliner, der mit einem Schlüsselbeinbruch in die Tour gegangen war, ist aber auf dem Weg der Besserung. "In den letzten drei Tagen ist meine Leistung schon nach oben gegangen", sagte Schachmann. Gleichwohl ist weder der Paris-Nizza-Sieger noch der Österreicher Gregor Mühlberger - Buchmanns starker Helfer im Vorjahr - im Vollbesitz seiner Kräfte.

Entsprechend verzichtete am Samstag das deutsche Team auch darauf, einen Fahrer in die Ausreißergruppe zu entsenden. 13 Fahrer hatten sich kurz nach dem Ziel abgesetzt. Da die Ausreißer auch die Punkte beim Zwischensprint einsammelten, blieben Sam Bennett (Irland) nur noch zwei Zähler übrig, was nicht reichte, um Ex-Weltmeister Peter Sagan (Slowakei) an der Spitze im Kampf um Grün abzulösen. Keine Punkte mehr sammeln wird der italienische Europameister Giacomo Nizzolo, der am Samstag das Rennen verließ.

Am Sonntag folgt die zweite Kletterpartie in den Pyrenäen. Zwar sind die Berge auf dem neunten Teilstück über 153 Kilometer von Pau nach Laruns nicht gar so hoch, dafür aber umso steiler. Vor allem der Col de Marie Blanque, ein Anstieg der ersten Kategorie, weist auf den letzten vier Kilometern eine durchschnittliche Steigung von zwölf Prozent auf. Danach sind es aber noch 18 Kilometer bis zum Ziel.

8. Etappe Cazeres - Loudenvielle (141 km):

1. Nans Peters (Frankreich) - AG2R La Mondiale 4:02:12 Std.; 2. Toms Skujins (Lettland) - Trek - Segafredo + 47 Sek.; 3. Carlos Verona (Spanien) - Movistar Team; 4. Ilnur Sakarin (Russland) - CCC Team + 1:09 Min.; 5. Neilson Powless (USA) - EF Pro Cycling + 1:41; 6. Ben Hermans (Belgien) - Israel Start-Up Nation + 3:42; 7. Quentin Pacher (Frankreich) - Vital Concept; 8. Sören Kragh Andersen (Dänemark) - Team Sunweb + 4:04; 9. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates + 6:00; 10. Romain Bardet (Frankreich) - AG2R La Mondiale + 6:38; ... 25. Emanuel Buchmann (Ravensburg) - Bora-hansgrohe + 7:43

Gesamtwertung Einzel, Stand nach der 8. Etappe:

1. Adam Yates (Großbritannien) - Mitchelton-Scott 34:44:52 Std.; 2. Primoz Roglic (Slowenien) - Team Jumbo + 3 Sek.; 3. Guillaume Martin (Frankreich) - Solutions Credits + 9; 4. Romain Bardet (Frankreich) - AG2R La Mondiale + 11; 5. Egan Arley Bernal Gomez (Kolumbien) - Ineos Grenadiers + 13; 6. Nairo Quintana (Kolumbien) - Team Arkea-Samsic; 7. Miguel Angel Lopez Moreno (Kolumbien) - Astana; 8. Rigoberto Uran Uran (Kolumbien) - EF Pro Cycling; 9. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates + 48; 10. Enric Mas Nicolau (Spanien) - Movistar Team + 1:00 Min.; 11. Emanuel Buchmann (Ravensburg) - Bora-hansgrohe + 1:25; ... 41. Maximilian Schachmann (Berlin) - Bora-hansgrohe + 29:29; 64. Lennard Kämna (Fischerhude) - Bora-hansgrohe + 50:02; 84. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - CCC Team + 1:06:50 Std.; 113. Nils Politt (Hürth) - Israel Start-Up Nation + 1:37:05; 122. Tony Martin (Kreuzlingen/Schweiz) - Team Jumbo + 1:41:07; 128. Jonas Koch (Schwäbisch Hall) - CCC Team + 1:44:14; 156. Maximilian Walscheid (Heidelberg) - NTT Pro Cycling Team + 2:00:58; 159. André Greipel (Hürth) - Israel Start-Up Nation + 2:02:34; 163. Nikias Arndt (Köln) - Team Sunweb + 2:06:28; 164. Roger Kluge (Berlin) - Lotto-Soudal + 2:06:35

dpa

Bilder zur Tour: Hoher Besuch, Schotter, Sieg und Niederlage