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Patrick Pentz im Interview: "International weht in allen Belangen ein anderer Wind"

Der Tormann der Wiener Austria im Exklusiv-Gespräch

Pentz im Interview: "International weht in allen Belangen ein anderer Wind"

Patrick Pentz kassierte in der laufenden Bundesliga-Saison erst 22 Gegentore.

Patrick Pentz kassierte in der laufenden Bundesliga-Saison erst 22 Gegentore. GEPA Pictures

Herr Pentz, am Donnerstag teilte die Austria mit, dass die Verhandlungen mit der Viola Investment GmbH abgeschlossen sind. Welche Bedeutung hat dieser Schritt für Sie als Spieler?

Wir haben schon länger die Information gehabt, dass sich unsere Offiziellen in Gesprächen befinden. Es ist natürlich super, dass diese jetzt zu einem positiven Abschluss gekommen sind. Somit herrscht wieder mehr Stabilität im Verein.

Welchen Einfluss hat es für Sie als Spieler, bei einem finanziell angeschlagenen Verein unter Vertrag zu stehen?

Man hat den Gedanken, dass im Verein irgendwann vielleicht einmal etwas nicht so korrekt gelaufen ist. Als Mannschaft haben wir jedoch das Bedürfnis, das auszubügeln. Denn wenn wir gut performen, geht es dem gesamten Klub automatisch besser. Wären wir in den vergangenen Jahren Zweiter oder Dritter geworden, würde der Verein aktuell wahrscheinlich anders dastehen. Wir müssen uns also auch selbst vorwerfen, in den vergangenen Spielzeiten nicht gut genug gespielt zu haben. Mit Teilnahmen in internationalen Gruppenphasen hätten wir dem Verein einiges ersparen können.

In dieser Saison sorgten die österreichischen Vertreter international bislang durchaus für Furore. Wie bewerten Sie die Qualität der Liga?

Wir haben das erst unlängst innerhalb der Mannschaft besprochen. Die österreichische Liga ist überall komplett unterschätzt. Wir haben hier ein super Niveau. Jetzt sieht man das durch die Erfolge von Salzburg auch auf der gesamten Welt etwas mehr, aber für mich ist es ein Wahnsinn, wie wenig Wertschätzung der Liga entgegengebracht wird.

Kommen wir zur sportlichen Situation der Wiener Austria. Sie liegen aktuell drei Punkte hinter Platz sechs. Wie schätzen Sie Ihre Chancen auf das Erreichen der Meistergruppe ein?

Es ist nach wie vor sehr eng. Unser Restprogramm (Altach, Hartberg, WAC und Admira, Anm.) darf man auf keinen Fall unterschätzen. Jeder weiß, dass die Liga sehr ausgeglichen ist. Insgesamt sehe ich dennoch gute Chancen für uns, weil ich weiß, was wir leisten können. Zudem kommen auch einige verletzte Spieler zurück. Dass Muharem Huskovic zurückkommt, ist sehr wichtig, weil uns seine Schnelligkeit zuletzt schon abgegangen ist. Ich habe auch schon mit meinem guten Freund Sandro Ingolitsch gesprochen und ihn gebeten, etwas Schützenhilfe zu leisten. Sturm spielt noch gegen die WSG, Hartberg, Rapid und Ried. Siege würden uns da natürlich in die Karten spielen.

Wir täten uns in der Meistergruppe auf jeden Fall leichter.

Patrick Pentz

Im bis dato letzten Pflichtspiel musste sich die Austria dem LASK mit 2:3 geschlagen geben. Wie sehr hat diese Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten unmittelbar vor der Winterpause geschmerzt?

Das tut im Nachhinein natürlich weh. Man muss diese 90 Minuten aber abhaken, weil wir im Spiel alles herausgeholt haben. Der LASK hat unsere wenigen Fehler bestraft. Wir haben es verabsäumt, nach der 1:0-Führung sofort nachzulegen. Mit etwas mehr Spielglück hätte das Match auch in unsere Richtung gehen können. Dennoch haben wir nach wie vor alles in der eigenen Hand. In den verbleibenden vier Spielen ist alles drin.

Der Druck ist angesichts der Tabellenteilung für alle Mannschaften sehr groß. Wie bewerten Sie das Liga-Format?

Im vergangenen Jahr ist uns das Format entgegenkommen, da wir als Achter noch eine internationale Qualifikation erreicht haben. Das ist ein Wahnsinn. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Für die Zuschauer ist es im Februar und März vielleicht etwas spannender, aber den Teams nimmt man nach 22 Runden teilweise den Ertrag ihrer Arbeit weg. Jetzt kann man das aber auch nicht mehr ändern.

Was würde es für Sie bedeuten, sollten Sie erneut in der Qualifikationsgruppe landen?

Ich kenne das schon aus den vergangenen zwei Jahren. Unten ist es nicht so leicht, weil jeder gegen den Abstieg kämpft und wir immer das Spiel machen mussten. Wir täten uns in der Meistergruppe auf jeden Fall leichter, weil auch der jeweilige Gegner mitspielt. Wir haben natürlich das große Ziel, das zu schaffen. Sollte das nicht der Fall sein, müssen wir uns unten durchkämpfen und uns so für das internationale Geschäft qualifizieren.

Sie haben in der Liga bislang die zweitwenigsten Gegentore kassiert. Was bedeutet Ihnen diese Statistik?

Man muss schon dazusagen, dass wir oft mit einer Fünferkette gespielt haben. Unser Zentrum war also immer ziemlich dicht. Wir bekommen nicht annähernd so viele Schüsse auf unser Tor wie in der vergangenen Saison. Daher möchte ich die Kette und die defensiven Mittelfeldspieler ausdrücklich loben. Generell war es richtig gut, wie wir als Mannschaft verteidigt haben. Gegen den LASK mussten wir zwar einen kleinen Dämpfer einstecken, ansonsten war die defensive Performance aber sehr gut.

Welchen Anteil schreiben Sie Ihrem Trainer Manfred Schmid zu?

Natürlich einen großen. Wir wollten in unseren Systemen variabler sein und haben das in vielen Trainingseinheiten geübt. Wir haben schon vor der Saison besprochen, dass wir unsere Defensive stabilisieren wollen. Man sagt nicht umsonst, dass die Abwehr Meisterschaften und die Offensive Spiele gewinnt. Das trifft gewissermaßen auch auf uns zu. Wir wissen, dass wir immer ein Tor machen können. Eine stabile Defensive ist dann die Basis für Erfolgserlebnisse.

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Generell scheint um die Austria trotz der finanziell und sportlich schwierigen Situation aktuell eine Art Aufbruchsstimmung zu entstehen. Worauf führen Sie das zurück?

Das hängt damit zusammen, dass viele Ex-Spieler im Verein wichtige Position übernommen haben. Das trifft auf Michael Madl (Co-Trainer des AKA-U-18-Teams, Anm.), Florian Mader (Akademie-Leiter, Anm.) und natürlich Manuel Ortlechner (Sportdirektor, Anm.) zu. Er ist das beste Beispiel, weil er den Verein lebt wie kein Zweiter. Ich finde das sehr cool. Das gibt auch den Fans das Gefühl, dass hier Leute entscheiden, die die Austria wirklich im Herzen tragen.

Das kann man wohl auch über Sie persönlich sagen. Ihr Vertrag bei der Wiener Austria läuft allerdings im Sommer aus. Können Sie schon verraten, in welche Richtung Sie tendieren?

Mein erster Ansprechpartner ist die Austria. Das ist ganz klar. Ich habe schon so oft betont, dass ich ohne diesen Verein niemals so weit gekommen wäre. Da waren sehr viele Leute dahinter. Daher bin ich dem Klub sehr dankbar. Wir befinden uns auch schon in Gesprächen.

Ist das Ausland für Sie dennoch schon im Sommer eine Option?

Das ist schwer zu sagen. Als österreichischer Tormann hat man es nicht immer so leicht. Ich lote meine Möglichkeiten natürlich aus, weiß aber auch, woher ich komme und dass die Austria mir meine ersten Einsätze ermöglicht hat. Ich spüre nach wie vor sehr viel Vertrauen. Um das aufzugeben, müsste viel passieren.

Was konkret?

Ich weiß, dass ich nicht zu den Topklubs in England, Deutschland, Spanien, Italien oder Frankreich gehen kann. So realistisch bin ich. Für ein neues Abenteuer müssten natürlich auch die Rahmenbedingungen wie etwa die Stadt passen. Das Finanzielle steht bei mir hingegen nicht an erster Stelle. Ich will spielen!

Passspiel, Schüsse, Coaching, Taktik - das spielt sich auf einem komplett anderen Niveau ab.

Patrick Pentz

Zuletzt standen Sie auch im Kader der österreichischen Nationalmannschaft. Wie blicken Sie auf diese Erfahrung zurück?

Das ist ein ganz anderes Level. Ich habe dort bemerkt, was in den internationalen Topligen los ist. Der Unterschied ist sehr, sehr groß.

Welche Aspekte meinen Sie damit genau?

Alle. Passspiel, Schüsse, Coaching, Taktik - das spielt sich auf einem komplett anderen Niveau ab. Ich war davon wirklich überrascht. An genau diesen Punkten muss man im Training arbeiten. Ich habe das auch unseren jungen Spielern gesagt. Das wird von ihnen vielleicht ab und zu unterschätzt, aber international weht in allen Belangen ein anderer Wind.

Haben Sie das Gefühl, dass Franco Foda die Nationalmannschaft auf dieses Niveau hieven kann?

Ja. Ich habe vor meiner Nachnominierung noch nie mit ihm geredet, verstehe jetzt aber, warum wir bei der EM gegen Italien so gut gespielt haben. Die Mannschaft hält zusammen und hat eine brutale Qualität. Man muss die verschiedenen Spielertypen nur noch zusammenbringen. Das ist nicht immer so einfach. Mit Franco Foda kann das aber funktionieren.

Wie bewerten Sie die Chancen in den Play-offs?

Vielleicht sind alle Mannschaften (Wales im Halbfinale, Schottland/Ukraine im möglichen Finale, Anm.) hinsichtlich ihrer Qualität hinter uns einzustufen. Wir werden sie aber nicht unterschätzen. Die Chancen stehen sehr gut, wir dürfen aber nicht denken, dass die Qualifikation ein Muss ist. Die anderen Mannschaften sind auch auf einem sehr guten Level. Dementsprechend wird alles von der Tagesform abhängen. Wenn diese passt, mache ich mir überhaupt keine Sorgen.

Wie groß ist Ihr persönlicher Ansporn, in den Play-offs dabei zu sein?

Ich hatte im Herbst ein tolles Erlebnis, weil die Qualität der Spieler ein Wahnsinn ist. Etwas Cooleres gibt es nicht. Deswegen will man da immer dabei sein. Jetzt wird es darauf ankommen, wie ich mich im Frühjahr präsentiere. Dann wird der Teamchef entscheiden.

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