16-mal lief Nürnberger in dieser Saison in der 2. Liga auf. Ein Treffer gelang ihm dabei nicht. Ex-Trainer Damir Canadi brachte den 20-Jährigen als Linksverteidiger, der ebenfalls entlassene Nachfolger Jens Keller im defensiven Mittelfeld. Interims-Coach Michael Wiesinger aber erfand seine Rolle neu und bot den Linksfuß im 4-4-2-System auf dem linken Flügel auf. Die Folge: Nürnberger erzielte seine ersten beiden Profi-Tore und avancierte so zum Matchwinner beim 2:0-Heimsieg im Relegations-Hinspiel gegen Ingolstadt.
"Es war ein guter Zeitpunkt, um zwei Tore zu machen", befand Nürnberger hinterher am "ZDF"-Mikrofon. Beim 1:0 zog er stramm vom linken Strafraumeck ab und platzierte die Kugel punktgenau rechts im Eck (22.). Beim 2:0 verlängerte Adam Zrelak einen Einwurf von Enrico Valentini, Nürnberger fasste staubtrocken aus zehn Metern ab und traf erneut (45.). "Ich habe gesehen, dass Adam da steht, habe darauf spekuliert und ein bisschen Glück gehabt, dass der Ball dahin kommt und dann habe ich ihn einfach reingeschossen", kommentierte der Doppelpacker hinterher bei "DAZN". Sogar ein drittes Nürnberger-Tor lag in der Luft, doch traf der 20-Jährige diesmal den Pfosten (66.). Was auch im Zeugnis des Matchwinners auftaucht sind 11,3 Kilometer Laufleistung, 33,5 km/h Top-Speed und fünf Torschüsse - so viele wie die gesamte FCI-Mannschaft zusammen (22:5).
FCN in allen Bereichen besser
Es sind Zahlen, die die pure Dominanz des FCN an diesem Dienstagabend ausdrücken. Vor allem im ersten Abschnitt legten die Franken los wie die Feuerwehr, hatten zur Pause 13:2 Torschüsse und 58 Prozent Ballbesitz. "Wir haben uns schon etwas dabei gedacht: Wie laufen wir an? Wo sind Räume, die eventuell aufgehen könnten?", erklärte Wiesinger. "Über allem aber standen die Basics: Geh raus, renn' dir die Lunge aus dem Leib. Das war das Motto."
Sie haben uns extrem heiß gemacht. Die Ansprachen vorm Spiel haben extrem gewirkt.
Fabian Nürnberger
Eines, das seine Spieler vom Anpfiff weg umsetzten: Bereits nach zehn Minuten verbuchte Nürnberg schon vier hochkarätige Torchancen. "Wir wurden sehr sehr gut eingestimmt", verriet Nürnberger. "Sie haben uns extrem heiß gemacht. Die Ansprachen vorm Spiel haben extrem gewirkt. Das Kurztrainingslager hat uns auch sehr geholfen. Die Trainingseinheiten waren sehr intensiv aber sehr gut. Nicht nur die Trainer, sondern auch das Umfeld, das hat uns einen Schub gegeben." Das konnte auch Club-Keeper Christian Mathenia bestätigen: "Ich denke, sie sind alle in unsere Herzen reingekommen. Diese Woche war viel von Emotionen geprägt. Das hat man heute über 90 Minuten gesehen."
Demut vor dem Rückspiel
Trotz eines überzeugenden Auftritts im Hinspiel übt sich der FCN vor dem Rückspiel in Demut. Zu präsent sind die Erinnerungen an den 32. und 33. Spieltag in der Liga, als erst furios mit 6:0 in Wiesbaden gewonnen und daraufhin krachend mit 0:6 gegen Stuttgart verloren wurde. "Im Fußball hat man die verrücktesten Sachen gesehen", warnt Mathenia. "Wir müssen die Köpfe wieder neu ausrichten. Wir müssen wieder so Gas geben, damit nichts schiefgehen kann", stimmte Nürnberger mit ein. Und auch der Trainer trat auf die Euphoriebremse: "Es ist Halbzeit, nicht mehr, nicht weniger", beschwichtigte Wiesinger. "Wir nehmen aus diesem Spiel mit, dass wenn wir entschlossen und laufbereit sind und das Herz in die Hand nehmen, dann ist es schwer gegen uns. Dann bringt man auch eine Mentalität auf den Platz. Wir fahren definitiv mit Rückenwind nach Ingolstadt. Aber auch mit Sorgfalt: Wenn die Null steht, dann bleiben wir in der 2. Liga."