Nürnbergs Coach Michael Wiesinger musste im Vergleich zum 2:2 in Hoffenheim auf zwei Positionen wechseln: Dabanli ersetzte in der Innenverteidigung Nilsson (Oberschenkelprobleme), während davor Startelfdebütant Drmic für Gebhart (muskuläre Probleme) zum Zug kam.
Hertha-Coach Jos Luhukay plagten ebenfalls große Personalsorgen. Der Niederländer war gezwungen, nahezu seine komplette Abwehr umzustellen: Pekarik, Holland und Janker bildeten gemeinsam mit Langkamp, der als einziger auch bei der 6:1-Gala gegen die Frankfurter Eintracht auf dem Platz gestanden hatte, die Viererkette. Es fehlten: Ndjeng (Knochenmarksödem am rechten großen Zeh), van den Bergh (Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel) und Brooks, der nach seinem Länderspieleinsatz unter der Woche eine Schonpause bekam und sich nur auf der Bank wiederfand.
Der 2. Spieltag
Beide Mannschaften hatten gehörigen Respekt vor dem jeweiligen Gegenüber, das wurde schnell klar. Sowohl die Nürnberger als auch die Berliner starteten verhalten in die Partie und verzichtete auf frühes Pressing: Der ballführende Gegenspieler wurde etwa 40 Meter vor dem eigenen Tor empfangen, nach Ballgewinn wurde dann auf beiden Seiten das schnelle Umschaltspiel forciert.
Beide Teams taten sich in einem hochintensiven Duell allerdings mit den gegnerischen Abwehrreihen schwer und kamen aus dem Spiel heraus lange Zeit nicht zu nennenswerten Abschlüssen. So mussten eben Standards herhalten, um für Gefahr zu sorgen: Ben-Hatira zirkelte einen Freistoß von der linken Sechzehnerlinke knapp über die Latte (10.), während auf der anderen Seite Ginczek nach Kiyotakes Freistoß an den rechten Pfosten köpfte (21.).
Es war kein hochklassiges Spiel, dafür aber ausgeglichen. Die "Alte Dame" hatte mehr Spielanteile, Nürnberg gewann jedoch mehr Zweikämpfe und wurde allmählich stärker, ohne dabei zwingend zu werden. Beide Mannschaften entwickelten zu wenig Durchschlagskraft und kamen folglich nicht über Halbchancen hinaus. In der 40. Minute schlug es dann allerdings doch noch ein: Ginczek setzte sich im Mittelfeld stark gegen Lustenberger sowie Janker durch und hatte dann auch noch das Auge für den startenden Drmic. Dieser bedankte sich und vollendete aus zentraler Lage souverän zur Nürnberger 1:0-Pausenführung. Eine bemerkenswerte Serie der Franken fand damit ihr Ende: Zuvor hatte der FCN in sieben Bundesliga-Spielen in Folge zur Halbzeit immer in Rückstand gelegen - Negativrekord.
Hertha dreht das Spiel nach dem Seitenwechsel

Verkehrte Welt: Während Nürnbergs Ginczek ins Trikot schreit, jubeln die Berliner. Getty Images
Nach dem Seitenwechsel zogen sich die Franken in die eigene Hälfte zurück und überließen den Berliner so weite Teile des Feldes. Die Hertha bekam mehr Zugriff auf die Partie und hatte dann auch noch gleich doppelt Glück: Zuerst, als Schiedsrichter Guido Winkmann Baumjohann nach einem Schlag gegen Pinola nicht vom Platz stellte und nur Gelb zückte (53.). Etwas später fälschte Dabanli dann auch noch einen Schuss des ehemaligen Fürthers Allagui unglücklich mit der Brust ab und trug so zum 1:1-Ausgleich bei (61.).
Die Nürnberger waren also für ihre Passivität bestraft worden, wollten nun aber den Schalter umlegen. Beide Mannschaften wollten sich nicht mit einem Remis abfinden, das zeigten die folgenden Wechsel: Luhukay brachte Ronny und Wagner für Allagui und Janker, Wiesinger setzte auf Esswein, der für Stark kam. Und die Begegnung nahm nun so richtig Fahrt auf - und wieder rückte Referee Winkmann ins Rampenlicht: Diesmal gab der Unparteiische nach einem Zweikampf von Pinola und Baumjohann einen umstrittenen Elfmeter, den Ronny sicher zum 2:1 vollendete (79.). Der Club stand nun mit dem Rücken zur Wand, warf alles nach vorne und wurde belohnt. Kiyotake schlenzte in der 89. Minute einen Freistoß aus 18 Metern am regungslosen Kraft vorbei ins lange und setzte damit den Schlusspunkt in diesem emotional durchaus geladenen Spiel.
Beide Teams sind wieder am kommenden Samstag gefordert: Dem 1. FC Nürnberg steht dabei das bayerisch-fränkische Derby beim FC Bayern München bevor (15.30 Uhr), im Topspiel des 3. Spieltags erwarten die Berliner anschließend den Hamburger SV (18.30 Uhr).