Bundesliga

Nübel beim VfB: Der langersehnte Rückhalt

VfB-Leihgabe ist bei Flanken die Nummer 1 der Liga

Nübel: Der langersehnte Rückhalt

Überzeugt beim VfB nicht nur mit seiner Strafraumbeherrschung: Alexander Nübel.

Überzeugt beim VfB nicht nur mit seiner Strafraumbeherrschung: Alexander Nübel. picture alliance / Pressefoto Baumann

Es ist ja nun nicht unbedingt so, als hätte der VfB Stuttgart in der Sommertransferperiode keine Spieler verloren, die für die defensive Struktur wichtig gewesen wären. Da waren die 20-Millionen-Euro-Transfers von Dinos Mavropanos zu West Ham United und Wataru Endo zum FC Liverpool und auch noch der Acht-Millionen-Euro-Deal mit Borna Sosa und Ajax Amsterdam, auch wenn böse Zungen behaupten, bei dem Kroaten handle es sich gar nicht wirklich um einen Linksverteidiger, sondern um einen als Defensivmann getarnten Flügelstürmer mit Flankengott-Qualitäten. Aber das tut in diesem Fall nichts zur Sache in der Fragestellung: Warum ist der VfB plötzlich defensiv so stabil?

Wohlgemuth wäre bereits im Januar gerne auf der Torwartposition tätig geworden

Ein Teil der Antwort heißt in jedem Falle Alexander Nübel. "Ich fand und finde ihn bei Flanken enorm. Alex hat ein gutes Timing, er nimmt uns da viel weg. Das ist wertvoll", lobte Sebastian Hoeneß seinen Schlussmann nach dem 2:0-Sieg in Köln am Samstag, Nübels 27. Geburtstag. In der Tat ist der Trainer offenkundig bestens gebrieft von seinen für Datenanalyse zuständigen Mitarbeitern. Mit 11 von 70 abgefangenen Flanken ist Nübel tatsächlich die Nummer eins der Liga. Numerisch betrachtet vor Frederik Rönnow vom 1. FC Union (10 von 88), aber auch prozentual gesehen mit einer Quote von 15,7 Prozent vor dem Mainzer Robin Zentner (14,8 Prozent).

Mehr als Guirassy: Was den VfB derzeit so stark macht

alle Videos in der Übersicht

Tatsächlich hatte der VfB in den beiden vergangenen Spielzeiten ein - mal größeres, mal kleineres - Torwartproblem, das die Verantwortlichen zwar öffentlich nie so benannten, um ihre Schlussmänner Florian Müller, mittlerweile wieder in Diensten des SC Freiburg, und Fabian Bredlow nicht noch weiter zu verunsichern, es aber intern sehr wohl erkannt hatten. Sportdirektor Fabian Wohlgemuth wäre nach kicker-Informationen bereits im Januar, also kurz nach seinem Amtsantritt, gerne auf der Torwartposition tätig geworden.

Viele Anrufe und ein Video: Wie der VfB Nübel überzeugte

Das hat der 44-Jährige dann im Sommer mit Nübel nachgeholt. Mit Erfolg und unter tatkräftiger Mitarbeit seines Torwarttrainers, wie Wohlgemuth am Sonntag im "Sport1-Doppelpass" verriet: "Wir waren ziemlich hartnäckig, fast schon penetrant. Steffen Krebs hat ihn, glaube ich, täglich angerufen." Überzeugt hat auch ein Stück weit die Emotionalität des Klubs, nämlich ein Video, das unter anderem den traditionellen VfB-Fanmarsch zeigt, die Karawane Cannstatt. Nübel reizte es nach zwei Jahren im reservierten Monaco, vor einer besonders lauten Kurve zu spielen.

Dies, das sehr schnell entstandene Vertrauensverhältnis zu Torwarttrainer Krebs und der Wunsch, auch in Deutschland endlich wieder seine Qualitäten im Kasten zu zeigen, waren schließlich ausschlaggebend für die Entscheidung für den VfB und gegen Crystal Palace. Nicht erst seit Köln ist klar: Stuttgart hat mit Nübel endlich wieder einen Rückhalt - der seinerseits nach einer komplizierten Karrierephase den Rückhalt im ganzen Klub spürt. Diese begann mit dem Wechsel zum FC Bayern, bei dem die Leihgabe noch bis 2025 gebunden ist.

Benni Hofmann

Zwei Einser und viele Neulinge: Die kicker-Elf des 6. Spieltags