Erstmals seit 22 Jahren werden die Eisbären Berlin keine Play-offs spielen, erstmals seit 2004 finden den Play-offs in der DEL ohne den amtierenden Meister statt. Wie konnte es dazu kommen?
"Der Frust ist sehr groß. Wenn man für die Eisbären spielt, möchte man nicht am 5. März in Urlaub gehen", meinte Nationalspieler Marcel Noebels nach dem 3:4 nach Verlängerung gegen die Schwenninger Wild Wings. Zwischenzeitlich rangierten die Berliner am finalen 60. Spieltag sogar virtuell auf dem zehnten Tabellenplatz, am Ende aber war das eigene Ergebnis bedeutungslos, weil Aufsteiger Löwen Frankfurt im Parallelspiel 4:3 nach Verlängerung gegen die Augsburger Panther gewann.
Eisbären folgen auf Krefeld und die DEG
"Wenn man 56 Spieltage lang Zeit hat, liegt es nicht am letzten Spieltag", stellte Noebels klar. Der DEL-Rekordchampion ist überhaupt erst der dritte Titelverteidiger - nach den Krefeld Pinguinen 2004 und der Düsseldorfer EG 1997 -, der die Play-offs in der DEL verpasste.
"Es gibt nichts schönzureden", sagt so auch Eisbären-Geschäftsführer Thomas Bothstede, "wir werden jetzt ein, zwei Nächte schlafen. Dann wird jeder Stein umgedreht." Den zweimaligen Meistertrainer Serge Aubin will Bothstede jedoch halten. Der Kanadier selbst, der das Team zweimal in Folge zum Titelgewinn geführt hatte, wollte sich indes noch nicht zu seiner Zukunft äußern: "Ich trage die Verantwortung. Wir werden uns jetzt in Ruhe hinsetzen und gemeinsam überlegen, wie es weitergeht."
"Eine sieben Monate anhaltende Krise"
Vor allem Sportdirektor Stephane Richer rückt nun in den Fokus - auch bei der Fehleranalyse, wie zum Beispiel in der Torhüterfrage: Denn nach dem Abgang von Nationalkeeper Mathias Niederberger (München) setzte man neben Tobias Ancicka, dem aus Krefeld gekommenen Nikita Quapp und Juho Markkanen auf drei unerfahrene Youngster im Tor. Letzterer stammt aus dem Talente-Pool des "großen Bruders" Los Angeles Kings aus der Firmenfamilie von Eisbären-Besitzer Philip Anschutz. Das Experiment zwischen den Pfosten ging letztlich nicht auf.
"Es war eine sieben Monate anhaltende Krise", gab Bothstede zu, die natürlich nicht nur vom Tor ausging, sondern auch viele Verletzungen und schwache Leistungen von eigentlichen Leistungsträgern beinhaltete. Und eine Krise, die am Ende auch viel Geld kostet. Denn ausverkaufte Play-off-Heimspiele nach der Corona-Pandemie hätten sich auch in der Bilanz der Berliner gut gemacht.
Ersten Gerüchten zufolge hat der Umbruch hinter den Kulissen allerdings längst begonnen: So soll der derzeit in der Organisation von NHL-Überflieger Boston Bruins im Farmteam spielende Nationalspieler Kai Wissmann zurückkehren. Tobias Eder (Düsseldorfer EG) sowie Torhüter Jake Hildebrand und Stürmer Ryan Olsen (beide von Aufsteiger Löwen Frankfurt) werden als weitere Neuzugänge gehandelt.