Gibt es in elf Jahren ein neues Sommermärchen für die Fans in Deutschland? Niersbach hält es zumindest für möglich. "Schaut man sich die europäische Landkarte an, können wir mit Selbstbewusstsein - nicht Arroganz - sagen, dass wir in der Lage sind, ein so komplexes Turnier auszurichten", sagte Niersbach in dem Interview mit der SZ (Samstag). Die Konsequenz daraus wäre allerdings ein Verzicht auf eine Bewerbung um die Halbfinalspiele und das Finale der "Europa-EM" 2020.
Zunächst will sich Niersbach aber schon bald um die wichtigste Personalie kümmern und den Vertrag mit Bundestrainer Joachim Löw möglichst noch vor der WM 2014 in Brasilien verlängern. "Ich habe eine große Sympathie, den Weg mit Jogi weiter zu gehen, und weiß, dass die Stimmung im DFB-Präsidium ähnlich ist", sagte Niersbach.
Den Zeitplan für Verhandlungen über einen neuen Kontrakt will der DFB-Chef nach einer erfolgreichen WM-Qualifikation festlegen. "Vielleicht qualifizieren wir uns schon im September. Dann überlegen wir: Machen wir es wie 2008? Oder machen wir es wie 2010?", sagte Niersbach. 2008 hatte der DFB vor der EM mit Löw verlängert, 2010 erst nach dem WM-Turnier.
Wir wollen Weltmeister werden.
Wolfgang Niersbach
Für die kommende WM gibt es für Niersbach nur ein Ziel. "Wir wollen Weltmeister werden", sagte er unverblümt - im Gegensatz zu Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, der unlängst den Titel für "eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit" gehalten hatte. Niersbach hält Bierhoffs Aussage für "statistisch" richtig. "Aber diesen historischen Fakt möchten wir ändern."
Keine Eile mit neuem Sportdirektor
Bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor hat Niersbach weiterhin keine Eile. "Die Entscheidung drängt noch nicht, sie hat Zeit bis zum DFB-Bundestag im Oktober", sagte er. Überraschend verkündete Niersbach, dass der Deutsche Fußball-Bund mit Bewerbungsgesprächen noch nicht weit vorangeschritten ist. "Wir haben eine Liste mit Namen, aber bis heute fast keine Verhandlungen geführt", sagte er. Über mögliche Nachfolge-Kandidaten des als Trainer zu Werder Bremen abgewanderten Robin Dutt wollte sich Niersbach nicht äußern. Als "wichtigster sportlicher Kopf" ist Löw an der Entscheidung beteiligt.
Zukunft als UEFA-Präsident?
An Spekulationen um eine eigene mögliche Zukunft als UEFA-Präsident wollte sich Niersbach nicht beteiligen, schloss aber auch nicht aus, den Posten anzustreben, sollte sein Freund und Amtsinhaber Michel Platini zum FIFA-Präsidenten gekürt werden. "Die Dinge müssen Schritt für Schritt gemacht werden. Ich denke, wir erhalten im September beim UEFA-Meeting in Dubrovnik Klarheit, wie wir uns in Richtung FIFA aufstellen und auch, was Michels Ambitionen angeht. Danach sieht man klar und kann klarer reden", sagte er.
Der UEFA-Chefposten würde frei werden, wenn Platini 2015 zum Nachfolger von FIFA-Boss Joseph Blatter gekürt werden sollte. Bislang hat sich keine der beiden Funktionärsgrößen öffentlich zur Bewerbung bekannt. Niersbach rechnet aber mit einer Kandidatur Platinis. "Ich sage eher Ja als Nein", meinte er.