Seit Freitag steht fest: Er ist wieder da. Uli Hoeneß, die Figur beim FC Bayern schlechthin, ist zurück im Präsidentenamt - und sorgte in seinen ersten Tagen prompt für Gesprächsstoff. Etwa mit seinen Äußerungen zu RB Leipzig. Und Stefan Effenberg versichert: "Polarisieren wird er immer." Der Ex-Profi findet: "Der FC Bayern braucht ihn. Jeder Spieler freut sich, weil sie einen Freund zurückgewonnen haben. Karl-Heinz Rummenigge hatte diese Nähe nie."
Hat Hoeneß ein Defizit ausgemacht?
Diese Menschlichkeit soll nun wieder Hoeneß verkörpern. Er steht für den Klub wie kein Zweiter - und Günter Klein, Chefreporter beim Münchner Merkur, weiß: "Der FC Bayern braucht ihn nicht für das Geschäft, nicht für das Sportliche, aber für das Gefühl." Und er vermutet: "Er muss als Grund für seine Rückkehr ein Defizit ausgemacht haben." Die Frage ist nur: Welches? Womöglich die Suche nach der Identität? Klein weiß: Viele Fans stehen der fortschreitenden Internationalisierung kritisch gegenüber - und verbinden mit Hoeneß die Hoffnung, dass traditionelle Werte wieder in den Vordergrund treten.
Ich sehe die Art und Weise, wie er spielen lassen möchte, aber nicht, dass es umgesetzt wird.
Ex-Profi Erik Meijer über Carlo Ancelotti
Hoeneß könnte Philipp Lahm einlernen, der zur nächsten Saison wohl die vakante Sportdirektorposition besetzen wird. Doch Klein sagt: "Hoeneß hat nicht die Zeit, den Lehrmeister zu geben." Ex-Profi Erik Meijer steht der möglichen Beförderung Lahms ohnehin skeptisch gegenüber, "weil du dann der Chef bist von den Jungs, mit denen du drei Monate vorher in der Kabine gesessen hast." kicker-Redakteur Frank Linkesch gibt zu bedenken: "Die Bayern sind in einem Dilemma." Denn Lahm solle zwar die Stelle abseits des Rasens künftig wohl ausfüllen, sei derzeit aber noch auf dem Feld unabdingbar.
Denn für die Münchner läuft es in diesen Wochen nicht rund. Trotzdem sagt Effenberg: "Unter Guardiola war alles besser? Schwachsinn!" Er lässt keinen Zweifel: "Ancelotti wird an den richtigen Schrauben drehen." Noch aber hakt es - und Meijer erklärt: "Ich sehe die Art und Weise, wie er spielen lassen möchte, aber nicht, dass es umgesetzt wird."
Schnaufen die Bayern in der Post-Guardiola-Zeit bloß mal durch?
Thema FC Bayern: (v.l.) Frank Linkesch, Erik Meijer, Günter Klein und Stefan Effenberg in der Diskussion. kicker
Journalist Klein glaubt, dass der derzeitige Trend auch den Anstrengungen der Vorjahre geschuldet ist: "Die Mannschaft hatte nie Ruhe in den letzten Jahren." Besonders unter einem fordernden Perfektionisten wie Pep Guardiola. Deswegen vermutet Klein: "Der Verein schnauft im Moment ein bisschen durch."
Effenberg erinnert an das "ABC des Fußballs"
Nur sechs der vergangenen zwölf Pflichtspiele gewonnen - dem FC Bayern geht in diesem Herbst jene Dominanz ab, die den Klub in den Vorjahren ausgemacht hat. In der Bundesliga stehen die Münchner nur auf Rang zwei, in der Champions League ebenso. Effenberg gibt zu verstehen: "Die Spieler stehen selbst in der Verantwortung. Jetzt muss es mal über den Willen und die Zweikämpfe gehen, das ABC des Fußballs." Gleichwohl ist sich der Ex-Profi sicher: "Wenn die Bayern im Rhythmus sind, werden sie marschieren."