Irlands Nationaltrainer Martin O'Neill, der vor dem so wichtigen Rückspiel in den WM-Play-offs gegen Dänemark vor allem selbstbewusst vorangegangen war ("In dieser Mannschaft herrscht ein sagenhafter Teamgeist"), wechselte seine Startelf im Vergleich zum 0:0 im Hinspiel auf lediglich einer Position aus: Der zuletzt wegen zu vieler Gelben Karten gesperrte Kapitän Meyler kam für O'Dowda (Bank) rein.
Dänemarks Coach Age Hareide nahm derweil für das Gastspiel auf der Insel vor einer gewohnt famos lautstarken Kulisse, der irischen "Green Army", zwei Veränderungen vor: Der frühere Gladbacher und jetzige Chelsea-Profi Christensen sowie der Leipziger Poulsen bekamen anstelle von Ankersen und Cornelius (jeweils Bank) die Chance von Beginn an.
Duffy bringt den Hexenkessel zum Kochen
"Ein Tor, egal, ob Irland vorher trifft, wird uns nach Russland bringen", hatte Hareide im Vorfeld des Gastaufritts auf der grünen Insel verlauten lassen - und damit hellseherische Fähigkeiten bewiesen. Denn Irland erwischte den klar besseren Start ins Spiel, gewann die Zweikämpfe, stand defensiv sicher und suchte mit langen Bällen das Glück im Angriff. Mit Erfolg: Nach einem langen Brady-Freistoß von der Mittellinie konnte Jörgensen den Ball im eigenen Strafraum nicht klären, stattdessen legte er die Kugel hoch in Richtung eigenem Fünfmeterraum. Dort kam Keeper Schmeichel etwas zu spät mit der Faust hin - und so nickte der hochspringende Duffy relativ einfach ein (6.). Die Fans auf den Rängen jubelten natürlich lautstark.
WM Play-offs 2017: Europa
Beinahe wäre den "Boys in Green" auch das 2:0 gelungen, als Murphy eine Direktabnahme mit dem linken Außenrist haarscharf über die Querlatte lenkte. Nationaltrainer O'Neill hatte bereits zum Jubelsprung angesetzt (22.).
Dänemark dreht auf und das Spiel
Mit fortschreitender Zeit war allerdings auch immer mehr ersichtlich, dass die spielerischen Mittel der Iren einfach limitiert sind: Ballverluste am laufenden Band waren die Folge - und so nahm der Druck der sicheren und technisch versierten Dänen stets zu. Etwas Glück hatten die Skandinavier dann auch, als sie in der 29. Minute zum 1:1 kamen: Los ging die Aktion links nahe der Eckfahne bei Dänemarks Stürmer Sisto, der Gegenspieler Arter vernaschte und tunnelte. Es folgte ein scharfes Zuspiel ins Zentrum, das bei Christensen landete. Der frühere Gladbacher und inzwischen beim FC Chelsea kickende Abwehrmann brachte den Ball an den rechten Pfosten, wo Verteidiger Christie rettend stochern wollte - und die Kugel ins eigene Tor drückte.
Den Schock des Gegentors noch nicht verwunden, sollte zudem direkt das 1:2 für die "Boys in Green" folgen: Nach einer starken Balleroberung von Leipzigs Poulsen landete der Ball am Ende über die Zwischenstation Jörgensen links am Strafraum beim freien Eriksen. Der Profi von Tottenham Hotspur donnerte das Zuspiel direkt von der Unterkante der Latte ins Gehäuse - Keeper Randolph, der sich an diesem Abend zuvor zweimal ausgezeichnet hatte (17. und 18.), hatte in diesem Fall keinerlei Chance (32.). Das 2:1 bedeutete zugleich den Halbzeitstand.
Eriksen bestätigt die WM-Ticket-Buchung
45 Minuten blieben Irland demnach noch, um aus einem 1:2 ein 3:2 zu machen - denn ein Remis reichte aufgrund der Auswärtstorregel nach dem 0:0 im Hinspiel bekanntlich nicht mehr. Eines vorneweg: Es sollte nicht gelingen.
Die Iren warfen gegen Dänemark alles rein, hatten aber trotz 1:0-Führung keine Chance. imago
Denn es war klar ersichtlich, was den "Boys in Green" fehlte - und zwar der Ideenreichtum aus dem Spiel heraus. Lediglich nach Standards konnte es vor dem Tor von Keeper Schmeichel ein wenig gefährlich werden. So aber war das Spiel der Hausherren arg limitiert, während die Dänen mit dem 2:1 im Rücken Ball und Gegner souverän laufen ließen sowie die Zeit kontrollierten.
Neben Dribbelkünstler Sisto, der reihenweise Gegenspieler narrte, sollte in Abschnitt zwei vor allem ein Mann aufdrehen und vor Irland nicht greifbar sein: Eriksen. Der Profi von Tottenham Hotspur buchte das Ticket für Russland 2018: Erst schlenzte der Regisseur einen Distanzschuss perfekt links unten zum 3:1 ins Eck (63.), ehe der Spielmacher nach einem kapitalen Abwehrfehler von Ward lockerleicht zum 4:1 einschob - und somit einen Dreierpack schnürte (74.). Ein Tor folgte gar noch - und das hatte allein Joker Bendtner zu verantworten: Erst nahm der "Lord" einen Kontakt von McClean dankend an (89.), ehe er den fälligen Elfmeter selbst souverän verwandelte (90.).
Lange Rede, kurzer Sinn: "Danish Dynamite" ließ in den WM-Play-offs gegen Außenseiter Irland trotz zwischenzeitlichem 0:1-Rückstand letztlich nichts anbrennen und qualifizierte sich als 14. und letzte europäische Nation für die WM 2018 in Russland. Das Endturnier findet zwischen dem 14. Juni und 15. Juli statt.