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Funktioniert "La Tri" auch jenseits von Quito?

Ecuador im WM-Check

Funktioniert "La Tri" auch jenseits von Quito?

Antonio Valencia (re.) gedachte bei der erfolgreichen WM-Quali dem verstorbenen Christian "Chucho" Benitez per T-Shirt.

Antonio Valencia (re.) gedachte bei der erfolgreichen WM-Quali dem verstorbenen Christian "Chucho" Benitez per T-Shirt. Getty Images

Wenn Ecuador in Brasilien antritt, werden sie sicher auch für einen ehemaligen Teamkameraden spielen: Stürmer Christian Benitez, der vier Qualifikationstore erzielt hatte, verstarb im Juli 2013 im Alter von 27 Jahren einen Tag nach seinem ersten Spiel für den Katarer Verein El Jaish SC tragisch an einer Herzattacke. Der Tod löste Bestürzung in Ecuador aus, Zehntausende wohnten der Trauerfeier bei - das Trikot mit der Nummer "11" des 58-fachen Nationalspielers soll zukünftig nicht mehr vergeben werden. Nationalelf-Kapitän Antonio Valencia erklärte damals: "Für mich wird er immer mein Bruder bleiben. Sein Tod ist für uns ein äußerst schmerzlicher Verlust. Christian wird immer in unseren Herzen und Gedanken sein."

Die Mannschaft

Sicher auch bei der WM-Endrunde in Brasilien - wo die "Tricolor" wie beim letzten Auftritt in Deutschland 2006 wieder das Achtelfinale im Visier hat. Dafür sorgen soll natürlich Kapitän Valencia, der berühmteste Spieler des Landes. Der Rechtsaußen von Manchester United gilt als einer der schnellsten Fußballer der Welt und besticht vor allem durch Einsatz und Laufstärke. "Der Junge hat alles - Ruhe, Kraft, Schnelligkeit. Und er ist stark wie ein Ochse. Zudem hat er ein großes taktisches Gehirn. Antonio wird meist unterschätzt", sagte sein Förderer Sir Alex Ferguson, der ihn 2009 als Nachfolger von Cristiano Ronaldo von Wigan Athletic nach Manchester lotste, einst.

Ecuador - Vereinsdaten
Ecuador

Gründungsdatum

01.01.1925

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Bulliger und treffsicherer Angreifer: Felipe Caicedo.

Bulliger und treffsicherer Angreifer: Felipe Caicedo. Getty Images

Abgesehen von Valencia besteht die Mannschaft hauptsächlich aus unbekannten oder einheimischen Spielern. Nur Cristian Ramirez (Fortuna Düsseldorf) und Christian Noboa (Dynamo Moskau) spielen noch in Europa. Gefährlichster Mann ist Stürmer Felipe Caicedo, der bereits für Sporting Lissabon, Manchester City, den FC Malaga, UD Levante und Lokomotive Moskau auflief und aktuell bei Al-Jazira in Abu Dhabi sein Geld verdient. Der 25-Jährige war mit sieben Toren in neun Einsätzen der treffsicherste Ecuadorianer der WM-Qualifikation. Taktisch gesehen agiert das Team vornehmlich im 4-4-2, wobei die Flügelzange Jefferson Montero und eben Valencia besonders über Außen für Gefahr sorgt. Die Mannschaft ist physisch stark und bekannt dafür, mit Leidenschaft Zweikämpfe zu führen.

Der Trainer

Reinaldo Rueda trat im August 2010 das Amt als Nationaltrainer an – nachdem er Honduras bei der WM 2010 in Südafrika betreute. Just auf Ruedas ehemalige Mannschaft trifft Ecuador jetzt in der Gruppenphase. Für den Trainer kein Zufall: "Ich war 2010 Trainer von Honduras und jetzt sorgt das Schicksal dafür, dass ich mit Ecuador gegen dieses Team antreten muss. Das ist Fußball - so ist das Leben!"

Ob Ecuador beim vermeintlich leichtesten Spiel der Gruppe somit einen zusätzlichen Vorteil hat? Rueda warnt naturgemäß vor seinem Ex-Team: "Sie haben tolle Leute im Kader, das habe ich bei der WM in Südafrika ja selbst erlebt. Sie werden ein schwerer Gegner sein." Die Gruppe E mit Frankreich und der Schweiz ist für den Kolumbianer keine leichte Aufgabe: "Ich halte unsere Gruppe für eine große Herausforderung." Interessante Randnotiz: Da Rueda im Jahr 1990 an der Sporthochschule Köln das Sportstudium absolvierte, spricht er fließend Deutsch. Angeblich soll er darüber nachdenken, nach der WM ein Sabbatjahr einzulegen.

In der Höhe von Quito hatte Ecuador einigen Grund zum Jubeln.

In der Höhe von Quito hatte Ecuador einigen Grund zum Jubeln. Getty Images

Die Qualifikation

Ecuador löste das Ticket für die WM fast nur aufgrund der Heimstärke. "La Tri" trägt die Heimpartien in Quito aus - auf rund 2800 Metern Höhe. Dank der für fast alle anderen Südamerika-Teams ungewohnten klimatischen Bedingungen hat die "Tricolor" in acht Partien nur beim Unentschieden gegen Argentinien Punkte liegen gelassen – und war so die heimstärkste Mannschaft der Quali. Lediglich drei Gegentore ließ Ecuador im Estadio Olimpico Atahualpa zu. Konträr dazu aber die Auswärtsbilanz: Kein einziges ihrer acht Spiele konnte Ecuador in der Fremde gewinnen – bei nur fünf erzielten Treffern. Die schwächste Bilanz aller qualifizierten Südamerikaner. Es bleibt daher also abzuwarten, zu was die Mannschaft fernab der heimischen Höhenluft in Brasilien im Stande ist.