Europa League

Leere Plätze in Baku: UEFA verärgert Fans doppelt

Warum das Europa-League-Finale nur offiziell ausverkauft sein wird

Leere Plätze in Baku: UEFA verärgert Fans doppelt

Eine Werbetafel anlässlich des Europa-League-Endspiels in Baku.

Eine Werbetafel anlässlich des Europa-League-Endspiels in Baku. Getty Images

Es klingt eigentlich ganz vernünftig: Ein Eintracht-Frankfurt-Fan hat sich im offiziellen UEFA-Vorverkauf im März ein Ticket für das Europa-League-Finale gesichert und möchte es nun, da zwei andere Mannschaften das Endspiel in Baku erreicht haben, an einen Chelsea- oder Arsenal-Fan weitergeben. Doch inzwischen ist klar: Mit Vernunft kommt er nicht weit. Die UEFA riskiert lieber, dass sein Platz in Baku leer bleibt.

Wie konnte es dazu kommen? Zwischen dem 7. und 21. März, also mit Beginn der bis 14. März laufenden Achtelfinalspiele, hatte die UEFA 37.500 der knapp 70.000 Finaltickets im freien Verkauf angeboten und damit viele Fans zum Pokern animiert - sie konnten bei noch acht verbliebenen Teilnehmern ja nicht ahnen, ob sie ihre Lieblingsmannschaft in Baku überhaupt zu Gesicht bekommen würden.

Warum gibt es in diesem Jahr keine Ticketbörse?

Was ihnen blieb, war die Hoffnung, dass die UEFA wie im Vorjahr vor den Halbfinalspielen ein Portal freischalten würde, auf dem Eintrittskarten legal zum regulären Preis weiterverkauft werden können; die personalisierten und digitalen Tickets anderweitig zu veräußern, verbietet sie wie gewohnt "strengstens".

Bei den Geschäftsbedingungen, die jeder Ticketkäufer im März zu akzeptieren hatte, hatte die UEFA die Möglichkeit einer solchen Tauschbörse explizit erwähnt, allerdings auch, dass es keine Garantie für sie gäbe. Und tatsächlich: In diesem Jahr gibt es dieses Portal nicht. Warum? Eine kicker-Anfrage ließ die UEFA bislang unbeantwortet.

Für manche Fans bleibt nur, das Ticket verfallen zu lassen

Wer also ein Finalticket hat - und in Frankfurt gibt es davon nicht wenige -, aber angesichts der nun feststehenden Endspielpaarung nicht mehr bereit ist, die kostspielige und umständliche Reise nach Aserbaidschan auf sich zu nehmen, kann es gemäß den UEFA-Bestimmungen diesmal nur verfallen lassen. Gibt er es doch weiter, riskiert er selbst, künftig Probleme bei Ticketkäufen zu bekommen, und der Empfänger, nicht ins Stadion gelassen zu werden.

Auch wenn es ebenso Eintracht-Anhänger gibt, die sich das Finale trotzdem live vor Ort ansehen wollen: Die UEFA "bestraft" mit ihrem Vorgehen gleich doppelt Fans - diejenigen, die nun auf ihren Tickets sitzenbleiben, und diejenigen, die diese liebend gerne übernehmen würden, es aber nicht dürfen. Angesichts der mickrigen Kontingente von je 6000 Tickets, die die UEFA Chelsea und Arsenal vorige Woche zur Verfügung gestellt hat, hätte es wohl reichlich Bedarf für eine Tauschbörse gegeben.

Der Zuschauerrekord in Baku wird einen Beigeschmack haben

Offiziell wird das Nationalstadion Baku ausverkauft sein, offiziell darf sich die UEFA also schon mal über einen neuen Zuschauerrekord in einem Finale dieses Wettbewerbs freuen (1999 sahen 62.000 das UEFA-Cup-Endspiel zwischen Parma und Marseille in Moskau). Doch in Wahrheit dürfte schon jetzt klar sein: Einige Plätze werden am 29. Mai leer bleiben - und die UEFA hat es in Kauf genommen.

Jörn Petersen