Es war die letzte Frage an Köpke bei der Pressekonferenz. Was er denn über Loris Karius denke und ob er in den Überlegungen des DFB bei der WM-Kadernominierung eine Rolle gespielt habe, wollte eine chinesische Journalistin wissen. Die Antwort Köpkes hatte es durchaus in sich.
Zunächst widmete sich der 56-Jährige der Karius'schen Gefühlswelt. "Es ist natürlich brutal für ihn, sowas erleben zu müssen, wir haben ihm vom Trainerteam eine SMS geschrieben, ihn versucht aufzubauen, dass er den Kopf wieder hochnehmen soll. Die Situation für ihn ist schwer, keine Frage." Man habe ihn beim DFB über einen längeren Zeitraum beobachtet, sich letztlich aber gegen eine Nominierung entschieden, zumal er in der Hinrunde noch nicht Stammtorhüter der Reds gewesen sei. Er habe "auf dem Zettel" gestanden, war aber "nicht in der engeren Wahl", so Köpke weiter. Der DFB-Torwarttrainer hofft nun, dass Karius keinen Knacks erleidet. "Die Voraussetzungen sind bei ihm eigentlich gut gewesen", so Köpke. "Man muss jetzt abwarten, wie er das alles wegsteckt. In so einer schweren Situation kann man ihm wirklich nur das Beste wünschen."
Köpke zitiert Matthäus, aber nicht im Guten
Wie heftig Karius kritisiert wurde, stimmte Köpke in seinem "Schluss-Plädoyer" nachdenklich. Unter anderem hatte Oliver Kahn markige Worte gefunden, es waren aber hauptsächlich die Aussagen von Lothar Matthäus, die Köpke gegen den Strich gingen, auch wenn er dessen Namen nicht explizit nannte - allerdings zitierte er den ehemaligen Weltfußballer. "Ich bin eigentlich immer nur überrascht, dass einige ehemalige Kameraden von mir, Fußballer, die dann die Experten abgeben, die dann nach so einem Spiel, wo jeder gesehen hat, was ihm passiert ist, dann noch kommen und Kommentare abgeben wie 'Die schlechteste Torwartleistung seit 20, 30 Jahren'. Dann finde ich das schon grenzwertig."
Wenn jemand dann wirklich so am Boden liegt, dann noch oben draufzuhauen, dann ist das für mich unverständlich. Manchmal muss ich da wirklich den Kopf schütteln.
Andreas Köpke
Worte, die Matthäus in den Mund genommen hatte. Der Sky-Experte hatte außerdem erklärt, Karius sei für ihn "kein Weltklasse-Keeper, weil er diese Patzer generell immer mal wieder drin hat". Für Köpke waren Matthäus' Aussagen ein Unding: "Wenn jemand dann wirklich so am Boden liegt, dann noch oben draufzuhauen, dann ist das für mich unverständlich. Manchmal muss ich da wirklich den Kopf schütteln."
Köpke selbst hält Karius übrigens für "gefestigt genug", um aus diesem Tief wieder herauszukommen.