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Reform in Bayern: Kein Torwart bis zur E-Jugend! - Verband (BFV) krempelt Kleinfeldbereich um - Klubs tragen die Kosten

Verband will den Kleinfeldbereich umkrempeln - Klubs tragen die Kosten

Reform in Bayern: Kein Torwart bis zur E-Jugend!

Der Bayerische Fußball-Verband, kurz BFV, krempelt den Kleinfeldbereich um - mit Erfolg?

Der Bayerische Fußball-Verband, kurz BFV, krempelt den Kleinfeldbereich um - mit Erfolg? imago

Was wird geändert?

Die G-Junioren (U 6/U 7) und die F-Junioren (U 8/U 9) spielen ab der neuen Saison nur noch Drei-gegen-drei auf vier Minitore oder zwei etwas größere - ohne Keeper. Statt Ligen gibt es Turniere und Kinderfestivals. Damit nicht mehr ständig die Besten auf dem Platz stehen und die Schwächeren draußen sitzen, wird nach einem Rotationsprinzip reihum eingewechselt. Heißt: Jedes Kind erhält Spielzeit. Auch der jüngere E-Jugend-Jahrgang (U 10) trägt seine Spiele in Turnierform aus. Hier wird im Fünf-gegen-fünf auf Handballtore oder Minitore gekickt - mit einem Torwart, der aber nach jedem Spiel wechseln muss. Einen festen Schlussmann gibt es damit künftig erst ab der U 11. Das Spielfeld ist 20 bis 25-mal 25 bis 30 Meter groß.

Was steckt dahinter?

176.500 Jungs spielen in Bayern von der F- bis zur A-Jugend Fußball. Während es in der E-Jugend noch 38.000 sind, bleiben in der A-Jugend aber nur noch 19.600 übrig.

"Viele verlieren den Spaß, weil sie schon von klein auf wenig eingesetzt werden und man ihnen das Gefühl gibt, nicht wichtig zu sein", sagt Weißmann. In der neuen Spielform kommen alle Kids zum Zug, starke wie schwache - und der Schwächste muss nicht mehr ständig ins Tor. Der Funktionär erklärt: "Im jetzigen Sieben-gegen- sieben steht die Hälfte der Mannschaft rum und hat kaum den Ball. Im Drei-gegen-drei bist du permanent ins Spiel eingebunden und hast viel mehr Aktionen. Also wirst du auch ein besserer Fußballer."

Die Ausbildungsinhalte sollen sich durch das neue Modell ebenfalls verändern. Speziell das Leroy-Sané-Tempodribbling soll neben der Technik in den vielen Eins-gegen-eins-Aktionen gepusht werden. Dass im Kleinfeldbereich nun gar keine Torhüter mehr ausgebildet werden - was aus Sicht der Keeper-Gilde sicherlich ein Risiko ist -, hält Weißmann für unproblematisch: "Zum einen muss heutzutage auch der Torwart mitspielen, siehe Manuel Neuer. Zum anderen reicht die Spezialisierung ab 11 Jahren. Mit 7 weiß noch keiner, ob er mal ein guter Keeper wird. So lernen die Kinder, auf jeder Position zu spielen."

Was kommt auf die Vereine zu?

Die E-Mail hat vor allem die kleinen Vereine aufgeschreckt. "Wir haben noch viele Fragen", sagt Jan Schamberger, Jugendleiter des SC Großschwarzenlohe, eines typischen Dorfvereins in Mittelfranken.

Die Minitore müssen von den Klubs gekauft werden. Der BFV hat sich einen Sportshop als Partner gesucht ("Teamsport Hofbauer"), über den sie bestellt werden können. 89 Euro kosten zwei Tore im Aktionszeitraum bis zum 13. April, danach sind es 119 Euro. Da sich zudem die Bälle (Größe 3 für F- und G-, Größe 4 für die E-Jugend) verändern, werden die Klubs gezwungen, kräftig zu investieren.

Bayerischer Fußball-Verband

Hat sich Gedanken gemacht: der Bayerische Fußball-Verband (BFV). imago

"Dass der Verband da nicht mehr für uns tut, halte ich für problematisch", klagt Schamberger. Weißmann hält dagegen: "Es sind Investitionen in die Zukunft, die sein müssen." Gleichzeitig fordert er die Vereine auf, ihre Politik in Sachen Mitgliedsbeiträge zu hinterfragen: "Man muss die Eltern da mehr einbinden. Wenn ich nur einen Jahresbeitrag von 60 Euro für meinen Sportverein zahlen muss, kann ich auch kein perfektes Training erwarten."

Andere Anbieter, Musik- oder Tanzschulen etwa, verlangen diese 60 Euro auch - pro Monat. Andererseits war es bisher die Stärke des Fußballs, dass sich auch die ärmeren Menschen ihn leisten konnten. Ein schwieriges Thema.

Und wenn die Klubs meckern?

Der BFV hat sein Konzept als "Richtlinie für den Minifußball" rausgegeben. Wenn sich alle Vereine in einem Fußballkreis querstellen würden, könnten sie es theoretisch verhindern und wie bisher in Ligen spielen. "Wir wollen das Ganze nicht von oben herab anordnen, sondern sukzessive umsetzen und die Vereine von der neuen Idee überzeugen", sagt Weißmann. "Wir sind uns sicher, dass das der richtige Schritt ist."

Bernd Salamon