Fünf Monate ist es her, da war Farke im kicker-Interview noch vorsichtig optimistisch. Damals, Ende November, war Norwich - wie jetzt - Tabellenführer, hatte aber noch 29 Spiele zu absolvieren. Nun, Ende April, ist es noch eins, aber das ist für den Aufstieg in die Premier League bedeutungslos: Norwich City hat ihn schon am vorletzten Spieltag zuhause perfekt gemacht, gewann am Samstagabend gegen den formstarken Tabellen-14. Blackburn Rovers verdient mit 2:1.
Die Kanarienvögel von der stimmungsvollen und meist ausverkauften Carrow Road waren nach schwachem Saisonstart das mit Abstand konstanteste Team der Championship, auch weil Leeds United, der eigentliche Top-Favorit, nach wochenlanger Dominanz komplett einbrach und jetzt wahrscheinlich in den Play-offs um den Aufstieg zittern muss (hier geht es zur aktuellen Tabelle).
Für Farke (42) ist es die frühe Krönung einer besonderen Amtszeit in Norwich. Vor zwei Jahren hatte der ehemalige Coach des SV Lippstadt und von Borussia Dortmund II den Klub aus dem Osten Englands übernommen, seine attraktive, Championship-untypische Spielidee ("Wir werden immer unzufrieden sein, wenn wir den Ball nicht haben") nach einer überschaubaren und durch einen personellen Umbruch und finanzielle Sparmaßnahmen gekennzeichneten Debüt-Saison (Platz 14) durchgebracht und gleich mal seinen Vertrag verlängert. Bei Verantwortlichen und Fans genießt er höchstes Ansehen.
Farke wird der fünfte deutsche Premier-League-Trainer
Er wird nach Felix Magath (Fulham, 2014), Jürgen Klopp (Liverpool, seit 2015), David Wagner (Huddersfield, 2015 bis 2019) und Jan Siewert (Huddersfield, seit 2019) der fünfte deutsche Trainer der Premier-League-Geschichte - der vierte mit einer BVB-Vergangenheit.
Besonders ist dieser Aufstieg auch aufgrund des Kaders: Gleich zehn Akteure haben bei den Canaries deutsche Wurzeln oder sind deutschsprachig, darunter Marco Stiepermann und Mario Vrancic, die am Samstag die Tore erzielten. Hinzu kommt der Ex-Schalker Teemu Pukki, der die Torschützenliste der Liga mit 27 Treffern anführt und zum Championship-Spieler des Jahres gewählt wurde. Norwich, das im Sommer einen Transferüberschuss von rund 32 Millionen Euro erwirtschaftet hat, kehrt nun nach drei Jahren Abstinenz in die Premier League zurück - und kann sich allein deswegen über etwa 180 Millionen Euro freuen.