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Aufstieg erlaubt? Wie Wolverhampton Wanderers die Regeln dehnt - und die Premier League herausfordert

Dürften die Wolves in der Premier League spielen?

Aufstieg erlaubt? Wie Wolverhampton die Regeln dehnt

"Wir steigen auf!" - wahrscheinlich jedenfalls: Party bei den Wolverhampton Wanderers.

"Wir steigen auf!" - wahrscheinlich jedenfalls: Party bei den Wolverhampton Wanderers. picture alliance

Wolverhampton ist eine eher unscheinbare Industriestadt in den West Midlands, scheint aber eine spektakuläre Anziehungskraft auf Portugiesen auszuüben. Reihenweise ziehen sie seit nunmehr zwei Jahren hierher, um sich ihren augenscheinlich größten Traum zu erfüllen: endlich einmal für den die Wolverhampton Wanderers zu spielen.

Im Juli 2016 kaufte die chinesische Investmentfirma "Fosun International Unlimited" den dreimaligen Meister (1954, 1958, 1959), der die Saison 2015/16 als Zweitliga-14. beendet hatte. Jetzt, zwei Jahre später, stehen die Wolves als erster Premier-League-Aufsteiger fest , nach einer Saison, die sie kaum souveräner hätten spielen können - 43 Spiele, 95 Punkte. Schön, dass ein solcher Traditionsklub, eines von zwölf Gründungsmitgliedern der Football League 1888, nach sechs Jahren Abstinenz wieder zurück ist! Oder?

Die Premier League gratulierte am Wochenende via Twitter zum verdienten Aufstieg, widmet sich im Hintergrund aber längst einer anderen Frage: Darf sie Wolverhampton überhaupt aufnehmen in ihr Milliarden-Spiel?

Mendes' Firma berät Ronaldo & Co. - die Wolves sind sein spannendstes Projekt

Die Regeln sprechen streng genommen dagegen - und auch wenn weder der englische Verband FA noch die English Football League (EFL), die die Ligen unterhalb der Premier League organisiert, die Lizenz bislang infrage gestellt hatten: Englischen Medienberichten zufolge laufen einige Erstligisten bereits Sturm dagegen, den Wolves die Aufstiegserlaubnis zu erteilen.

Das hat mit der ungewöhnlichen Konstruktion des Klubs zu tun, letztlich aber mit genau einer Person: Jorge Mendes. Der 52-jährige Portugiese ist seit vielen Jahren einer der schillerndsten Berater der Branche, sein millionenschweres Unternehmen "Gestifute" betreut Stars wie Cristiano Ronaldo, James, Ederson oder Angel di Maria. Und die Wolves sind seit 2016 sein vielleicht spannendstes Projekt.

Ein Unternehmen mit einer Beteiligung an einem Klub darf keinerlei Beteiligung an den Geschäften eines Vermittlers oder der Organisation eines Vermittlers haben.

Aus den FA-Regularien

Der Klub selbst hat bestätigt, dass Mendes "Fosun" 2016 bei der Übernahme zur Seite stand; dass er ein "enger Freund und Berater" von Klubboss Jeff Shi ist; und dass "Fosun einen prozentualen Anteil an der von Jorge Mendes geführten Firma Gestifute hat". Genau da könnte es unangenehm werden für Wolverhampton, das seinen Kader seit dem Besitzerwechsel für viel Geld mit einem portugiesischen Spieler nach dem anderen aufrüstete und obendrein Mendes-Intimus Nuno Espirito Santo als Trainer verpflichtete .

Die FA-Regularien sind da eigentlich eindeutig: "Ein Unternehmen mit einer Beteiligung an einem Klub darf keinerlei Beteiligung an den Geschäften eines Vermittlers oder der Organisation eines Vermittlers haben." Gleichzeitig ist es einem Berater verboten, in irgendeiner Weise - "ob direkt oder indirekt, formell oder informell" - Einfluss auf die Geschäfte eines Klubs zu nehmen.

Die Wolves sagen, sie hätten auch Spieler abgelehnt, die Mendes vorschlug

Wie Wolverhamptons Klubkonstruktion diesen Regeln entsprechen soll, haben FA und EFL nie erklärt; der "Guardian" berichtet, dass die Verbände sie deshalb absegneten, weil "Fosun" seine Anteile an "Gestifute" nicht selbst, sondern lediglich über eine Tochterfirma hält. Außerdem sei nur eine der Neuverpflichtungen auch offiziell von einem "Gestifute"-Berater begleitet worden. Und die Wolves betonen, dass sie schon auch Spieler abgelehnt hätten, die Mendes vorgeschlagen hat. Reichen diese Argumente der Premier League ebenfalls?

Schon Zweitligisten witterten beim überlegenen Aufsteiger wegen der Nähe zu Mendes unfaire Vorteile, Premier-League-Klubs fürchten sie erst recht. Nicht wenige Experten in England glauben, dass sich Wolverhampton auf Anhieb in der oberen Tabellenhälfte festsetzen könnte. Die Sommer-Transferphase kommt ja erst noch.

jpe