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Dunga: "Hier bin ich erneut"

Taffarel neuer Torwarttrainer der Seleção

Dunga: "Hier bin ich erneut"

Geht in seine zweite Amtszeit als Coach der Seleçao: Dunga.

Geht in seine zweite Amtszeit als Coach der Seleçao: Dunga. Imago

Der fünfmalige Weltmeister Brasilien setzt nach der Schmach im eigenen Land wieder auf eine bewährte Kraft. Lange galt Adenor Leonardi Bachi, besser bekannt als Tite, als der aussichtsreichste Kandidat. Er wurde mit dem SC Corinthians Sao Paulo Klubweltmeister 2012 und soll mittlerweile mit Japan als neuer Nationaltrainer der "Samurai Blue" in Verhandlungen stehen. Auch CBF-Nachwuchs-Chef Alexandre Gallo sowie FC Sao Paulos Trainer Muricy Ramalho wurden zunächst gute Chancen eingeräumt.

Nun ist ein alter Bekannter Scolaris Nachfolger: Am Dienstag wurde Carlos Dunga als neuer Nationaltrainer der Seleçao vorgestellt. Der Weltmeister-Kapitän von 1994, der von 1993 bis 1995 für den VfB Stuttgart in der Bundesliga spielte, hatte dieses Amt bereits von 2006 bis 2010 bekleidet und bekommt demnach eine zweite Chance. Er soll Brasilien bei der Copa América 2015 in Chile zu neuer Stärke führen und schließlich die WM 2018 in Russland erreichen, weshalb er einen Vertrag bis 2018 erhielt.

Trainersteckbrief Bledorn Verri
Bledorn Verri

Bledorn Verri Carlos Caetano

Trainersteckbrief Scolari
Scolari

Scolari Luiz Felipe

Brasilien - Vereinsdaten
Brasilien

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01.01.1914

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"Guten Tag! Hier bin ich erneut. Ich bin glücklich, eine neue Chance zu bekommen", begrüßte Dunga schließlich die versammelten Journalisten auf der einberaumten Pressekonferenz.

Ich muss die Kraft aus den 20 Prozent ziehen, die mich unterstützen."

Dunga nimmt auf die Abneigung ihm gegenüber Bezug

Bei der WM 2010 in Südafrika war Brasilien unter Dunga im Viertelfinale gegen die Niederlande (1:2) ausgeschieden und anschließend vom Hof gejagt worden. Als "Burro" (Esel) war er damals verspottet worden, die Fans in der Heimat monierten vor allem den Spielstil der Mannschaft. Sein Fußball sei zu unansehnlich, zu "deutsch", hieß es damals. Nun wurde "o alemão" (der Deutsche) gerade deshalb erneut wieder eingestellt. Mittlerweile ist die ehemalige Schmähung wohl ein Kompliment.

Dunga sieht sich aber erneut einiger Skepsis im Land ausgesetzt, zumindest was die Fans anbelangt. "Wir alle haben volles Vertrauen in seine Fähigkeiten", sagte hingegen Verbandschef José Maria Marin. Dunga erklärte spitzzüngig, vier Fünftel des Landes seien wohl gegen ihn: "Ich muss die Kraft aus den 20 Prozent ziehen, die mich unterstützen."

Dunga zeigte sich auf der Pressekonferenz sichtlich entspannt und fokussiert.

Dunga zeigte sich auf der Pressekonferenz sichtlich entspannt und fokussiert. Getty Images

Zuletzt trainierte Dunga den SC International in Porto Alegre, die WM verfolgte er natürlich als aufmerksamer Beobachter. Dabei zeigte er sich lange vor dem Endspiel-Triumph der deutschen Mannschaft als ihr Fan. "Man muss effizient spielen", sagte er damals in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "dpa". "Es ist unnötig, dass es viel Rauch und wenig Feuer gibt, wie wir hier in Brasilien sagen." Feuer, das entfachte die Seleçao unter Scolari nur emotional, aber taktisch und spielerisch blieb fast alles auf der Strecke. Daher meint Dunga: "Wir bewundern die planerischen Fähigkeiten der Deutschen."

Und so geht Dunga in seine neue Mission, ein neues Team aufzubauen, nachdem das alte bei der Heim-WM so krachend gescheitert war. Daher warnte der 50-Jährige direkt vor der schweren Qualifikation für die Endrunde 2018 in Russland: "Wir müssen Ergebnisse einfahren, eine Auswahl für 2018 formen", erklärte der Ex-Stuttgarter.

Dann fügte er an: "Zurück zur Seleção zu kommen, ist quasi unmöglich." Er hat es geschafft und geht trotz einiger Unkenrufe im Land in seiner zweite Amtszeit. Am 5. September bestreitet der neue Seleçao-Übungsleiter sein erstes Testspiel, in Miami geht es gegen Kolumbien.

Taffarel wird Torwarttrainer

Dunga zögerte bei der Zusammenstellung seines neues Trainerstabes nicht lange. Denn schon einen Tag nach seiner Vorstellung benannte er am Mittwoch seinen einstigen Weggefährten Claudio Taffarel als neuen Coach für die Torhüter der Seleção. 1994 waren beide in den USA zusammen Weltmeister geworden; nicht zuletzt, weil Taffarel im Finale gegen Italien im Elfmeterschießen (3:2) schließlich zum brasilianischen Helden wurde.

Der 48-Jährige hatten den Posten als Torhüter-Trainer zuletzt bereits beim türkischen Topklub Galatasaray Istanbul inne. Taffarel hatte seine Karriere 2003 beendet.