Bundesliga

Warum Torro noch wichtig werden kann

Frankfurt: Starke Zweikampfquote beim Comeback

Warum Torro noch wichtig werden kann

Er gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe in Wolfsburg: Frankfurts Lucas Torro.

Er gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe in Wolfsburg: Frankfurts Lucas Torro. imago

Selten hat sich die Eintracht in dieser Saison so naiv angestellt wie in jener unglückseligen 90. Minute in Wolfsburg. Statt die äußerst schmeichelhafte Führung in den letzten Minuten mit einer defensiven Spielanlage zu verteidigen, befanden sich sieben (!) Frankfurter in der gegnerischen Hälfte, als Ante Rebic den Ball auf der linken Seite knapp hinter der Mittellinie leichtfertig verlor - das kam einer Einladung zum Kontern gleich. Speziell Danny da Costa war viel zu weit aufgerückt und fehlte deshalb hinten, doch auch David Abraham hätte das Tor verhindern können, wenn er sich mit einer schlecht getimten Grätsche nicht selbst aus dem Spiel genommen hätte. Einen Vorwurf muss sich auch Makoto Hasebe gefallen lassen, der Wout Weghorst anlief, dessen Pass auf Felix Klaus aber nicht unterbinden konnte und anschließend in der Mitte fehlte. "Der Sieg war zum Greifen nah. Es ist schade, dass es nicht gereicht hat. Wir standen nicht gut. Wenn das in der 90. Minute passiert, kann man sich nur ärgern. Da siehst du ein bisschen blöd aus, aber so etwas passiert im Fußball", sagt Torro. Ihn selbst traf an dem Gegentor keine Schuld. Im Gegenteil: Er hatte sich Rebic, der unter Druck geraten war und mit dem Abspiel zu lange zögerte, an der Außenlinie angeboten. Nach dem Ballverlust und einem schnellen Vertikalpass war er jedoch aus dem Spiel.

"Deshalb war es umso schlimmer, dass ich länger ausgefallen bin"

Insgesamt merkte man dem Spanier die lange Pause zwar an - er zeigte eine Leistung mit Licht und Schatten -, allerdings gewann er 80 Prozent seiner Zweikämpfe. Ein herausragender Wert. "Nach sechs Monaten war es gegen so einen Gegner schon schwierig, aber ich hatte gut trainiert und wollte die Chance nutzen. Ich bin froh, dass ich die kompletten 90 Minuten absolviert habe", erzählt Torro, der mit 11,62 Kilometern der laufstärkste Spieler auf dem Platz war. Vergangenen Donnerstag hatte er sich gegen Benfica Lissabon noch mit einem Kurz-Comeback in der Schlussphase begnügen müssen - es war sein erster Einsatz seit dem 7:1 gegen Düsseldorf am 8. Spieltag. Anschließend fiel Torro wegen einer Schambeinentzündung aus, Ende November unterzog er sich in Barcelona einer Operation. "Ich hatte das Gefühl, von Spiel zu Spiel besser geworden zu sein, spürte das Vertrauen und sah eine Entwicklung. Deshalb war es umso schlimmer, dass ich länger ausgefallen bin", berichtet der 1,90 Meter große Sechser und erklärt: "Jetzt geht es darum, mich auf das alte Niveau zurückzukämpfen und mich stetig zu verbessern, damit ich der Mannschaft helfen kann."

Klares Ziel: Königsklasse

Gegen Hertha BSC wird er voraussichtlich wieder ins zweite Glied rücken, da Fernandes nach abgesessener Sperre ins Team zurückkehrt. Dennoch könnte Torro in den kommenden Wochen wichtig werden. Einerseits wird Trainer Adi Hütter rotieren müssen, um den Balanceakt zwischen der Bundesliga und Europa League zu meistern. Andererseits könnte Torro auch von der Bank aus zu Einsätzen kommen, wenn etwa seine Zweikampf- und Kopfballstärke gefragt ist, um einen Vorsprung über die Zeit zu retten. An der Zielsetzung hat sich durch die magere Ausbeute gegen Augsburg (1:3) und Wolfsburg (1:1) nichts geändert. Der Mittelfeldspieler betont: "Wir müssen versuchen, die zwei Heimspiele für uns zu entscheiden und auswärts möglichst viel mitzunehmen, um die Champions League klarzumachen."

Julian Franzke

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