Bundesliga

Herthas "schöne" Busfahrt: "Wir lassen uns quasi verarschen" - Berlin gerät in Leipzig unter die Räder - Trainer Pal Dardai spricht Klartext

Berlin gerät in Leipzig unter die Räder - Dardai spricht Klartext

Herthas "schöne" Busfahrt: "Wir lassen uns quasi verarschen"

Bedient nach dem 0:5 in Leipzig: Pal Dardai.

Bedient nach dem 0:5 in Leipzig: Pal Dardai. imago

Niklas Stark war während der Länderspielpause erstmals in seiner noch jungen Karriere für die deutsche Nationalmannschaft nominiert - und durfte auch ohne Einsatz ganz besondere Erinnerungen sammeln. Den wieder begonnenen Ligaalltag dürfte der 23-jährige Ex-Nürnberger indes schnell wieder vergessen wollen, das 0:5 bei RB Leipzig , die zugleich höchste Niederlage in der über vierjährigen Amtszeit von Trainer Pal Dardai (am 3. April 2016 in Mönchengladbach verlor man ebenfalls 0:5), vermieste ihm und ganz Hertha BSC die Laune mächtig.

Ob es letztlich das Beste war, das das Spiel ein Ende nach fünf Gegentoren fand? "Das wäre eine Überschrift", so Stark im Anschluss in der Mixed Zone, um mit deutlichen Worten anzufügen: "Das war einfach scheiße von uns, von Beginn an. Wir haben uns eigentlich schon vorgenommen, gut zu verteidigen. Doch das ist uns überhaupt nicht gelungen, wir haben vorne keinen Zugriff bekommen. Da muss man dann einfach auch mal tiefer stehen, doch das haben wir viel zu spät begriffen. Da muss auch eigentlich das Kommando von mir kommen. Doch das haben wir nicht geschafft - und dafür haben wir die Quittung bekommen. Das war heute einfach ein Scheiß-Spiel, das müssen wir akzeptieren und abhaken."

Spielersteckbrief Stark
Stark

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Spielersteckbrief Lazaro
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Dardai

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"Wir haben es nicht gerafft"

In die gleiche Kerbe schlug Valentino Lazaro: "Die Basics haben nur in den ersten fünf Minuten gestimmt. Es war von allem viel zu wenig. Man nimmt sich sicherlich viel vor für solch ein Spiel, doch dann haben wir auf einmal kein Herz mehr gezeigt, keinen Willen mehr gehabt. Wir lassen uns quasi verarschen, keiner zeigt Herz und grätscht vielleicht mal rein. So ein Gesicht habe ich von der Mannschaft in dieser Saison noch nicht gesehen, von keinem - auch nicht von mir. Wir haben es einfach nicht gut gemacht und uns nicht angepasst. Wir haben es nicht gerafft. Es hat einfach von allem heute viel gefehlt."

Dardai deutlich: "Das war keine richtige Mannschaft"

Doch was sind die Hintergründe dieser fatalen Leistung, mit der sich Berlin (mit 35 Punkten auf Rang 10) wohl endgültig im tristen Mittelmaß ansiedelte? Wie ist solch eine karge Leistung trotz der vielleicht letzten Chance in Richtung Europa zu erklären?

Spielbericht

Für ein paar interessante Antworten sorgte Trainer Dardai, zunächst gegenüber "Sky": "Es ist gefühlt die größte Niederlage meiner Trainerkarriere. Das ist schon sehr schmerzhaft - und jetzt haben wir eine 'schöne' Busfahrt vor uns. Doch ich will jetzt nichts erklären, das lassen wir jetzt lieber... Eins muss man aber wissen: Wir haben nicht die Qualität wie viele andere Mannschaften, wir müssen uns alles erarbeiten. Und dann sind viele Spieler in dieser Woche erst spät von den Nationalmannschaften zurückgekommen, nur einer aus der Startelf konnte richtig mittrainieren. Deswegen war das am Ende heute keine richtige Mannschaft, weder vorne noch hinten."

Ich glaube, dass die Spieler spüren, dass nach vorne nichts mehr geht, nach hinten nichts mehr geht.

Pal Dardai

Dardai wurde sogar noch deutlicher und offenbarte, dass er ohnehin schon mit einem schlechten Gefühl angereist war: "Die Stimmung im Team war nicht ganz so in Ordnung. Ich glaube, dass die Spieler spüren, dass nach vorne nichts mehr geht, nach hinten nichts mehr geht. Das hätte dann am Ende heute auch 0:8 ausgehen können und wir hätten uns darüber nicht beschweren dürfen." Auf der Pressekonferenz ergänzte der Ungar dann noch Folgendes: "Das ist erst einmal schmerzhaft, hier zu sitzen und etwas zu erzählen. Die zweite Sache: Ich will jetzt erst einmal nach Hause, in Ruhe schlafen und ein bisschen nachdenken, ohne dass ich jemanden beleidige oder Sachen sage, die nicht in Ordnung sind. Deswegen habe ich gelernt, in solchen Situationen erst einmal die Ruhe zu bewahren. Ich halte also meinen Mund, gebe den Staffelstab an meinen Kollegen ( Ralf Rangnick ; Anm.d.Red.) weiter und sage: Wir haben ein gutes Leipzig gesehen."

Selke mit gesenktem Kopf

Davie Selke, Niklas Stark und Maximilian Mittelstädt (v.l.n.r.)

Betretene Mienen: Davie Selke, Niklas Stark und Maximilian Mittelstädt (v.l.n.r.). imago

Dardais Schützlinge wussten das selbst, redeten nicht um den heißen Brei heraum. So wie auch Davie Selke, der komplett in der Luft hing und kurz vor Schluss sogar noch einen Hochkaräter aus nächster Nähe übers Tor hob: "Die Packung, die wir bekommen haben, war zu deutlich. Wir haben richtig auf die Mütze bekommen. Jetzt gilt es, das alles erst einmal zu verdauen. Für Sportler und Wettkämpfer, die wir sind, ist das heute einfach nur fatal. An solchen Tagen bleibt man am Ende einfach lieber ruhig. Und an so einem Abend wie heute... Wer da von unserer Mannschaft das Wort Europa in den Mund nimmt... ja..."

mag/Steffen Rohr

Bilder zur Partie RB Leipzig - Hertha BSC