Bundesliga

Dardai lobt Turbo Selke: "Wenn er weg ist, ist er weg"

Tor und Assist im Jubiläumsspiel

Dardai lobt Turbo Selke: "Wenn er weg ist, ist er weg"

Berlins Man of the Match: Davie Selke.

Berlins Man of the Match: Davie Selke. imago

Den Ball hatte Selke vorm zweiten Berliner Tor noch in der eigenen Hälfte übernommen, dann lief er mit seinen raumgreifenden, staksigen Schritten seinem Gladbacher Gegenspieler Matthias Ginter einfach davon, bis zur Grundlinie. Dort nahm er den Kopf hoch und legte zurück auf den heranpreschenden Ondrej Duda, der flach einschoss, 2:0. Das war neben Salomon Kalous Sololauf zum 1:0 die bemerkenswerteste Szene an einem aus Berliner Sicht bemerkenswerten Nachmittag.

Selke war wegen eines im Juli im Trainingslager in Neuruppin bei einem Zweikampf mit Kalou erlittenen Pneumothorax verspätet in die Saison gestartet. Spätestens seit dieser Woche darf man konstatieren: Selke ist drin - in der Saison und in der Mannschaft. Nachdem er in den vergangenen Monaten eher in ungewohnter Rolle als Vorbereiter geglänzt hatte, bewies er am Mittwoch gegen die Bayern im DFB-Pokal-Achtelfinale (2:3 nach Verlängerung) und am Samstag in Mönchengladbach wieder seine Kompetenz im Abschluss.

Spielersteckbrief Selke
Selke

Selke Davie

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
49
2
Bor. Mönchengladbach Bor. Mönchengladbach
42
3
Bayern München Bayern München
42

Das Tor gegen Bayern, da war Davie ein Schlitzohr.

Pal Dardai über Davie Selke

In den Wochen zuvor habe er Selke "in Ruhe gelassen", sagte Dardai am Sonntag. "Umso mehr Zeit für einen Stürmer vergeht, ohne zu treffen, umso schwieriger ist das zu verarbeiten." Jetzt ist der Knoten geplatzt. Gegen die Münchner verwertete der eingewechselte Stürmer gedankenschnell einen Blackout von Mats Hummels, gegen die Borussia entledigte er sich nach einem Freistoß von Duda clever-resolut seines Gegenspielers Lars Stindl und köpfte ein.

"Das Tor gegen Bayern, da war Davie ein Schlitzohr", erklärte Dardai. "Dieses Mal hat er richtig gearbeitet. Wir haben nicht so viele Spieler, die Tore garantieren: vier, fünf haben das." Selke, der in der laufenden Bundesliga-Saison nun bei zwei Toren und acht Assists steht, ist zweifellos einer davon.

Selke war am Samstag mit seinem Tempo und seinem Arbeitseifer das Sinnbild für die Gier und Griffigkeit der Berliner gegen den langjährigen Angstgegner Mönchengladbach. "Wir haben defensiv sehr gut gespielt, uns in jeden Ball geworfen und vorn die Dinger konsequent gemacht", sagte der U-21-Europameister von 2017. "Diese Leistung verdient jede Menge Respekt, wir können stolz sein. Nach den 120 Minuten unter der Woche im Pokal ist dieser Sieg umso höher anzurechnen."

Dardais Maßnahmen fruchten

So sahen es die Berliner alle, und Dardai hatte mit der Aufstellung hinten wie vorn richtig gelegen. Für den zuletzt nicht überzeugenden Marvin Plattenhardt brachte er den frischen Jordan Torunarigha als Linksverteidiger, für den gesperrten Valentino Lazaro den früheren Kölner Lukas Klünter im ersten Startelf-Einsatz als Rechtsverteidiger - und für Strafraum-Stürmer Ibisevic Selke. "Wir wollten kontern", sagte Dardai.

"Davie hat das gut umgesetzt. Die Wege, die er gemacht hat, kann nur er mit seinen langen Beinen machen." Das wird sich Ginter nach der erfolglosen Verfolgungsjagd übers halbe Feld gewiss auch gedacht haben. "Der beste Weg, um effektiv zu verteidigen, ist, den Gegner möglichst oft vom eigenen Tor wegzuhalten", konstatierte Oldie Kalou. "Das ist uns gelungen."

Und das lag zu großen Teilen an Selke. Dessen furioser Auftritt erinnerte Dardai an die Darbietung des Stürmers vor knapp 14 Monaten in Leipzig, als Selke kurz vor Weihnachten 2017 Hertha trotz 84-minütiger Unterzahl mit einem Doppelpack zum 3:2-Sieg gegen seinen Ex-Klub geführt hatte. „Da“, sagte Dardai, „hat Davie auch so ein Spiel gemacht. Damals hat auch keiner drei Punkte erwartet.“ Wie diesmal auch. Es kam anders – auch dank Selke.

Steffen Rohr

Bilder zur Partie Bor. Mönchengladbach - Hertha BSC