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Bordeaux: Charmante Gässchen und ein stinkendes Problem

Die Kolumne der kicker-Reporter

Bordeaux: Charmante Gässchen und ein stinkendes Problem

War einige Zeit nicht ganz so angenehm: Bordeaux.

War einige Zeit nicht ganz so angenehm: Bordeaux. picture alliance

Aus Bordeaux berichtet David Bernreuther

Bordeaux hat sich schick gemacht in den zurückliegenden Jahren. Und dabei viel investiert. "Bürgermeister Alain Juppé hat die Stadt schön herausgeputzt", findet auch Gernot Rohr, der in den 70er und 80er Jahren als Profi für Girondins Bordeaux spielte und heute rund eine Autostunde westlich der Metropole in Lege-Cap-Ferret am Atlantik lebt. Die Quais, die Uferpromenade an der Garonne, wurden genauso saniert wie viele historische Gebäude und Plätze. Selbst die Straßenbahn (ein deutsches Produkt) fährt mittlerweile ohne Oberleitung durch die Stadt - nichts sollte den Blick auf die überwiegend aus hellem Stein gefertigten Fassaden der historischen Altstadt mehr stören.

Doch während der EM bekam Bordeaux ein Problem. Die Müllabfuhr trat am 20. Juni in den Streik, elf Tage lang blieb die Arbeit liegen - im wahrsten Sinne des Wortes. Wer in der vergangenen Woche vom Place de la Bourse an der Uferpromenade durch die verwinkelten Gassen zum Grand Theatre und weiter zur Fanzone am Place des Quinconces schlenderte, der konnte zwar weiterhin das besondere Flair dieser Stadt genießen, die zugleich etwas Mediterranes und etwas Hanseatisches ausstrahlt. Hinter einigen Ecken lauerten aber böse Überraschungen: überquellende Mülltonnen, Abfalltüten auf der Straße, manchmal umgeben von beträchtlichen Ansammlungen leerer Rotweinflaschen. Da wird auch das schönste Ambiente für einen Moment hässlich.

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Wegen der Zustände hatte die Stadt sogar offiziell von einer Gesundheitsgefährdung gesprochen und eine Verfügung erlassen, um insbesondere im Zentrum, am Stadion und an der Fanmeile für Besserung zu sorgen. Rechtzeitig zum Viertelfinale zwischen Deutschland und Italien, dem letzten Spiel in Bordeaux bei dieser EM, kam Rettung in Sicht. Die Lokalzeitung "Sud-Ouest" vermeldete am Freitag, in etwa der Hälfte des Zentrums sei der Müll eingesammelt worden. "Unsere Leute sind an die Arbeit zurückgekehrt", sagte der Gewerkschafter Raymond Léglise. Einige Streikende wollen ihren Protest dem Bericht zufolge zwar mindestens bis Montag fortsetzen, das Schlimmste scheint aber überstanden. Bordeaux wird wieder vom Müll befreit - und bleibt den deutschen Fans hoffentlich nicht nur deshalb in guter Erinnerung.

Zur EM gehört weitaus mehr als nur der Fußball an sich: Land und Leute, Fans und Stimmung, Kultur und Kurioses. 14 kicker-Reporter sind vor Ort in Frankreich, um auch von außerhalb der Stadien zu berichten.