Vor dem Auftakt hatte es in den Niederlanden zahlreiche Personaldebatten gegeben. Zwei Fragen standen dabei im Brennpunkt: Huntelaar oder van Persie? Sneijder oder van der Vaart? Bondscoach Bert van Marwijk entschied sich für van Persie als Stoßstürmer und Sneijder als Spielmacher. Bayern Münchens Robben stand erwartungsgemäß in der Startelf von Oranje. Ein besonderes Spiel war es für Willems (PSV Eindhoven), der mit 18 Jahren und 71 Tagen den Rekord als jüngster EM-Spieler aller Zeiten aufstellte.
Dänemarks Trainer Morten Olsen hatte weniger Probleme mit der Aufstellung, da die Dänen nicht über einen derart tiefen Kader verfügen wie die Niederlande. Mit Agger (FC Liverpool), Abräumer Kvist (VfB Stuttgart), Eriksen (Ajax Amsterdam) und Sturmtank Bendtner (AFC Sunderland) standen dennoch namhafte Spieler in der Anfangsformation.
Gruppe B - 1. Spieltag
Dänemark begann äußerst verhalten und überließ der Elftal von Beginn an weite Teile des Feldes. Die Skandinavier hofften auf ihr Konterspiel. Weil sie jedoch kaum in Ballbesitz kamen, hatten sie auch lange Zeit gar keine Chancen. Gefahr flackerte nur einmal nach einem Freistoß auf, als Agger den Ball zu Stekelenburg köpfte (2.). Ansonsten spielte fast nur Oranje, das in der ersten Viertelstunde über 74 Prozent Ballbesitz hatte, mehr Zweikämpfe gewann und durch gepflegtes Kurzpassspiel unterhielt.
Nur mit der Zielstrebigkeit hielten es die Niederländer nicht so - zu oft verzettelten sie sich in ihrem Kombinationsfußball. Gänzlich ohne Einschussgelegenheiten war der Vize-Weltmeister nicht. Willem (3.), van Persie (7.), Afellay (10.) und Robben (18.) sorgten für erste Aufreger - allerdings fehlte es den Abschlüssen dabei an Qualität. Nur ein Schuss aufs Tor hatte die Elftal bis zur 23. Minute zustande gebracht. Dänemark hatte ebenso viel, bei insgesamt nur zwei abgegebenen Schüssen.
Oranje hat alles im Griff, doch dann schlägt Danish Dynamite zu
Kein Vorbeikommen: Dänemarks Andersen pariert gegen van Persie (re.). Getty Images
Nach 24 Minuten marschierte Simon Poulsen auf der linken Seite dynamisch nach vorne. Nach einem Pressschlag gelangte der Ball vor dem Strafraum zu Krohn-Dehli, der mit einer schnellen Bewegung gleich zwei Bewacher abschüttelte und vom linken Fünfereck Stekelenburg tunnelte - Danish Dynamite hatte zugeschlagen!
Die Niederländer waren sichtlich geschockt und taten sich in der Folge sehr schwer, entwickelten kaum noch Durchschlagskraft, wenngleich sie weiterhin mehr Spielanteile hatten. Dänemarks Schlussmann Andersen hätte Oranje dann fast beschenkt: Robben fing einen schlampigen Pass des 30-Jährigen ab, zog zum Sechzehner und scheiterte dann aus 16 Metern am linken Pfosten (36.). Ein Weckruf? Ja! Das Team von van Marwijk rappelte sich noch einmal auf, drängte wieder nach vorne, vergab aber durch Afellay (39.) und van Persie (43.) weitere gute Möglichkeiten.
Power-Play der Niederlande - "Olsenbande" wehrt sich mit aller Kraft
Die Niederlande mussten demnach mit einem knappen Rückstand in den zweiten Durchgang gehen, den sie direkt mit viel Druck begannen. Mit variablem und schnellem Kurzpassspiel setzte sich Holland am gegnerischen Strafraum fest und startete ein Power-Play. Van Persie (49., 50.), van Bommel (51.), Affelay (52.) und Heitinga (53.) ließen jedoch Chancen im Minutentakt liegen.
Die "Olsenbande" fand sich in einer Abwehrschlacht wieder, bestritt diese aber recht erfolgreich und deckte bei eigenen sporadischen Kontern schonungslos die Schwächen in der gegnerischen Deckung auf, kam allerdings auch nicht zu echten Abschlüssen. Der Grund: Zu wenige Dänen schalteten sich ins eigene Angriffsspiel mit ein. Stekelenburg war erst in der 71. Minute bei Krohn-Dehlis 16-Meter-Pfund gefordert. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Niederländer bereits 26 Schüsse abgegeben, davon allerdings nur vier aufs Tor.
Logisch, dass van Marwijk reagierte: Huntelaar und van der Vaart sollten das Oranje-Offensivspiel beleben. Der Elftal klebte das Pech allerdings weiterhin am Fuß, so scheiterte Huntelaar bei einer Riesenchance im Eins-gegen-eins an Andersen (75.). In den Schlussminuten kam auch noch Kuijt, doch auch der Noch-Liverpooler konnte das Blatt nicht mehr wenden und musste den Rasen mit seinen Teamkollegen schlussendlich als Verlierer verlassen.
Dänemark trifft am Mittwoch um 18 Uhr auf Portugal. Die Niederlande spielen am selben Tag um 20:45 Uhr gegen Deutschland und stehen dann aufgrund der Niederlage bereits enorm unter Druck.