DFB-Pokal

Zwei Titel im ersten Jahr: Das Double spricht klar für Kovac

Kommentierende Analyse nach Bayerns Pokalsieg

Zwei Titel im ersten Jahr: Das Double spricht klar für Kovac

Verteidigte den DFB-Pokal nach dem Triumph mit Frankfurt im Vorjahr: Bayern-Coach Niko Kovac.

Verteidigte den DFB-Pokal nach dem Triumph mit Frankfurt im Vorjahr: Bayern-Coach Niko Kovac. imago

Nun ist es sogar noch das Double geworden, zum zwölften Mal in der Vereinsgeschichte. Das Dutzend ist also voll.

Nach dem 29. Gewinn der Deutschen Meisterschaft vor einer Woche sicherte sich der FC Bayern München im Finale gegen RB Leipzig mit einem 3:0-Sieg zum 19. Mal den DFB-Pokal und zum zehnten Mal seit 2000. FCB-Coach Niko Kovac hat diesen Titel, den er 2018 mit Frankfurt holte, verteidigt. Und er ist der Erste, der diesen Doppeltriumph als Spieler (2003) und Trainer errang.

Die RB-Herausforderer, die als einer der künftigen Hauptkonkurrenten der deutschen Titelrekordler aus München gelten, wurden in dieser Deutlichkeit unter Wert geschlagen. Sie leisteten den Münchner vor der Pause zäh Widerstand, nutzten aber ihre Chancen nicht. Wie schon in den beiden Bundesliga-Vergleichen, 0:1 und 0:0, gelang ihnen wieder kein Treffer gegen die Münchner. Dennoch leisteten sie unverdrossen ihren Beitrag zu einem gerade nach der Pause spektakulären Fußballspiel mit hohem Unterhaltungswert.

Die Bayern haben das ausgerufene Jahr des Übergangs und der personellen Umgestaltung mit zwei Trophäen veredelt. Sie müssen sie mit dieser Bilanz zufrieden sein, selbst wenn sie sich bevorzugt international definieren und ihnen letztlich die Champions League Glückseligkeit bringt. Aber gegen einen FC Liverpool, der sich anschickt, die kontinentale Königsklasse zu gewinnen, ist das Aus in der K.-o.-Runde, mag es auch im Achtelfinale erfolgt sein, keine Schande. Die Statistik bestätigt für die Münchner ein gutes, eher sehr gutes Jahr, vor allem nach den Voraussetzungen, unter denen sie in diese Saison 2018/19 gestartet sind.

In Niko Kovac folgte ein bei der Verpflichtung 46-jähriger Cheftrainer auf die Reihe der ebenso erfahrenen wie erfolgreichen Granden dieses Berufsstandes, Jupp Heynckes, Carlo Ancelotti, Pep Guardiola. Er musste eine Belegschaft moderieren, die über ein Jahrzehnt ein ungebrochener Ehrgeiz angetrieben und große sportliche Klasse befähigt hatte. Solche Weltstars akzeptieren nicht immer einen Chef, den erst ein Titel schmückte, obzwar gegen sie selbst vor einem Jahr mit dem Außenseiter Eintracht Frankfurt errungen.

Und ein Ribery (36), Robben (35) oder Rafinha (33), die nun definitiv mit allen Würden verabschiedet wurden, wollen partout nicht auf der Bank sitzen, mögen sie noch so alt werden. Genauso ergeht es einem Weltmeister - ob er nun Jerome Boateng, Mats Hummels oder Thomas Müller heißt - oder dem weltmeisterlichen Torschützenkönig 2014, James. Neben den drei altehrwürdigen und großen R - Rafinha, Ribery, Robben - werden weitere unzufriedene Mitglieder dieses Kaders voraussichtlich den Klub verlassen, James, im Pokalfinale auf der Berliner Tribüne, und - je nach Marktlage - der ebenfalls unzufriedene Renato Sanches oder Boateng.

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Mit weiterem neuem Personal wollen die Münchner Macher die dritte Stufe ihres Umbruchs gestalten. Serge Gnabry und Leon Goretzka, beide mit einem gelungenen Premierenjahr in München, waren zum 1. Juli 2018 die einzigen Neuen, in diesem Sommer rücken Lucas Hernandez (Atletico Madrid), Benjamin Pavard (VfB Stuttgart) und Jann-Fiete Arp (Hamburger SV) nach; Leroy Sané (Manchester City) ist ein weiterer heißer Kandidat (kicker berichtete exklusiv), Timo Werner (RB Leipzig) und Rodrigo (Atletico) bewegen sich im Blickfeld der Bayern, die da eine spannende neue Garde zusammenstellen.

Mit ihrem Chefcoach Kovac soll in dieser Woche die Saison analysiert werden, wie Karl-Heinz Rummenigge in Berlin wissen ließ. In diese Bestandsaufnahme werden die FCB-Entscheider die Fakten - zwei Titel und eine beeindruckende Aufholjagd in der Bundesliga-Rückrunde, die zweitbeste in der Bundesliga-Historie - einbeziehen; dazu Volkes Stimme, die sich im letzten Liga-Heimspiel gegen Frankfurt und nun auch in Berlin vernehmbar für den selbst in der Herbstkrise in seiner Außendarstellung stets ruhigen, gegenüber dem Klub immer loyalen Kovac aussprach.

Doch sie wird auch die unruhige Atmosphäre in der Mannschaft berücksichtigen. Grundsätzlich werden Präsident Uli Hoeneß, Vorstandsvorsitzender Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic einvernehmlich und ehrlich klären müssen, ob sie es ihrem bis 2021 angestellten Chefcoach Kovac zutrauen, dass er aus seinem ersten, schwierigen, in der Abrechnung jedoch gelungenen Jahr die richtigen Folgerungen zieht - im taktischen Bereich wie im menschlichen Umgang; und ob sie glauben, dass es Kovac mit aufgefrischtem Kader schafft, den FC Bayern in die Zukunft zu geleiten. Die Chance dazu hat er ohne Zweifel verdient, das Double spricht für den Trainer. Aber er wird dazulernen und reifen müssen.